Ermittler stellten nach dem tödlichen Angriff in Wien-Brigittenau eine Schusswaffe fest.

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Die Eltern von Marija, jener Frau, die Ende April von ihrem Ex-Partner in Wien-Brigittenau ermordet worden sein soll, waren am Montagabend beim TV-Sender Puls 24 bei Moderatorin Corinna Milborn zu Gast. Ihnen zufolge soll es schon in der Vergangenheit zu gewalttätigen Übergriffen durch den Ex-Partner, der als "Bierwirt" Bekanntheit erlangte und nun als Tatverdächtiger geführt wird, gekommen sein.

Mit Schusswaffe gedroht

Im Interview berichtete die Mutter des Mordopfers, dass ihre Tochter Angst vor dem späteren mutmaßlichen Täter hatte. "Ich habe immer wieder versucht sie zu überreden, dass sie ihn verlässt und zu uns kommt. Aber ihr Wunsch war, dass ihre Kinder Mutter und Vater haben", sagte die Frau. Die Tochter habe stets abgestritten, dass sie geschlagen worden sei – obwohl sie als Eltern Gegenteiliges mitbekommen hätten.

Dass der "Bierwirt" bereits in der Woche vor dem Tod der Frau mit einer Schusswaffe auffällig geworden sein soll, sagte auch der Vater der ermordeten Tochter. "Wir waren eineinhalb Meter voneinander entfernt. Er hat eine Pistole rausgezogen und gesagt: 'Du weißt, was das ist.' Neben ihm ist seine Tochter, also meine Enkelin, gestanden, die 13-Jährige. Er hat das Magazin aus der Pistole genommen und einen Warnschuss abgegeben. Dann hat er das Magazin wieder reingegeben und auf mich geschossen. Der Schuss ging fünf Zentimeter an meinem linken Ohr vorbei", so der Vater.

Er erstattete letztlich keine Anzeige, weil er Angst hatte, dass der Verdächtige nur wenige Tage in Haft kommen und sich danach an der Familie rächen würde. "Er hat gedroht, dass er zuerst mich und dann meine Tochter umbringen wird", sagte der Vater der Verstorbenen. Die Familie habe kein Vertrauen in die Polizei und den Rechtsstaat gehabt.

Familie möchte Opfern von Gewalt Mut machen

Die Familie wandte sich nach eigenen Angaben deswegen an die Öffentlichkeit, um anderen Opfern von Gewalt Mut zu machen. Betroffene sollten keine Angst haben, sich zu melden und darüber zu sprechen. "Meine Tochter kommt nicht zurück, aber vielleicht kann man viele Mädchen und Frauen retten. Sicher gibt es viele, die leiden wie meine Tochter. Man muss verhindern, dass es so endet wie bei ihr", sagte die Mutter der Verstorbenen.

Der Verdächtige, der es zu einiger unrühmlicher Prominenz brachte, indem er einen Rechtsstreit mit der grünen Klubobfrau Sigrid Maurer ausfocht, kam am 29. April in die Wohnung der Ex-Lebensgefährtin im Winarskyhof in Brigittenau und soll die Frau im Beisein eines Nachbarn durch einen Kopfschuss getötet haben. Beamte der Sondereinheit Wega nahmen den Tatverdächtigen im Innenhof fest. Er hatte bei der Festnahme drei Promille Alkohol im Blut. Bisher machte er keine Angaben zu der Tat. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung. (red, 10.5.2021)