Es hätte der Finanzminister in die ZiB 2 auf der Wolke besser werdender Nachrichten (rund um sinkende Infektionszahlen) einschweben können. Seinem Kanzler gleich hätte Gernot Blümel von bald anbrechenden entspannteren (auch ökonomischen) Zeiten schwärmen können. Seine Sachkompetenz ist jedoch nicht gefragt.

Der einleitende ZiB 2-Beitrag nennt ihn einen "Minusmann", der nur beim Vertrauensverlust Erfolge feiert. Zitiert wird Neos-Satirikerin Beate Meinl-Reisinger: Es gehe nicht an, erst zu handeln, wenn "der Bundespräsident mit dem Bundesheer vor der Tür steht!". Sie bezieht sich auf die Bitte des Verfassungsgerichtshofs an Alexander Van der Bellen, eine Exekution vorzunehmen, da es nicht schnell zu Aktenlieferungen für den Ibiza-Ausschuss kam.

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Blümel eröffnet politkitschig. Er sei Patriot, ein Demokrat, den "Institutionen zutiefst verpflichtet". Sollte ein anderer Eindruck entstanden sein, wolle er sich dafür "aufrichtig entschuldigen". Es folgt ein Frage-Antwort-Spiel, aus dem Blümels sensibler Umgang mit Daten hervorgehen soll. Er sieht nicht, durch späte Lieferung von Papierhochhäusern die Verfassung gebrochen zu haben.

Wirklich interessant, weil neu, dass Blümel auch lächeln kann. Blickt er gerne in angespannten TV-Situationen so konzentriert, als wolle er das Gegenüber auf Minusgrade tiefkühlen, wirkte er hier zum Interviewschluss hin schon fast heiter. Wolf bohrt mehrfach nach. Kann er, Blümel, kann ein Minister, gegen den womöglich Anklage erhoben wird, im Amt bleiben? Ihn betreffend werde es nicht so weit kommen, lächelt Blümel die spannende Frage weg. Aber sie bleibt unbeantwortet. (Ljubiša Tošić, 11.5.2021)