Die Frage wem Ingamegegenstände gehören, könnte im Prozess zwischen Tencent und DD373 geklärt werden.

Foto: EPIC Games

Videospiele folgen in vielen Fällen einem klassischen Belohnungssystem. Gelingt es dem virtuellen Charakter, einen Bösewicht zu besiegen, werden die Spieler belohnt. Doch nicht immer ist es notwendig den maximalen Spielfortschritt zu erreichen, wenn es darum geht die besten Gegenstände in einem Spiel zu besitzen.

Denn es existieren auch Handelsplattformen für Ingame-Items, die einer Person die Möglichkeit eröffnet, diese gegen Echtgeld zu verkaufen. Dagegen will jetzt der chinesische Spieleriese Tencent vorgehen, berichtet die "Financial Times" (FT).

Markt im Markt

Tencent, eines der größten Spieleunternehmen, verklagt DD373.com, das eine Handelsplattform für virtuelle Gegenstände betreibt. Dabei geht es um die heikle Frage, wem die Währung und die Gegenstände im Spiel gehören. Dies ist üblicherweise in den Nutzungsbedingungen des jeweiligen Spiels geregelt. Jedoch lässt der laufende Prozess erahnen, dass die Besitzfrage gar nicht so klar ist, wie sie erscheinen mag. Die Gamestudios machen in den Lizenzverträgen mit den Endnutzern fast immer deutlich, dass sie der alleinige Eigentümer sind, so die "FT".

CS:GO-Skins werden auf eigens erschaffenen Plattformen gehandelt.
Foto: DER STANDARD

Jedoch gibt es auch Ausnahmen, zum Beispiel bei Counter-Strike: Global Offensive. Auch hier existieren Markthandelsplattformen, die es ermöglichen kosmetische Gegenstände gegen Echtgeld einzutauschen. Dieses Jahr wurde ein kosmetischer Gegenstand um 150.000 US-Dollar verkauft.

In Second Life, ein Spiel in dem Menschen mit ihrem selbst gestalten Avataren, sozusagen ein weiteres Leben führen können, ist es zum Beispiel sogar gestattet, die Ingame-Währung Linden-Dollar gegen Echtgeld einzutauschen. Auch bei anderen Massively Multiplayer Online Role-Playing Games (MMORPG) werden auf zahlreichen Plattformen Ingamewährungen gegen Euros getauscht. Beispielsweise ist es bei Blizzards Spiel World of Warcraft strengstens verboten, außerhalb des offiziellen Stores Echtgeld gegen WoW-Gold zu tauschen. Jedoch ist es in den meisten Fällen äußerst schwierig die Transaktion nachzuweisen und die Händler und Käufer kommen unbehelligt davon.

Milliardenmarkt

Auch Steve Bannon, der ehemalige Berater des aus dem Amt geschiedenen US-Präsidenten Donald Trump, verdiente einst sein Geld mit dem Verkauf von WoW-Gold. Blizzard versuchte mit der Veröffentlichung von Diablo 3 im Jahr 2012 selbst in dieses Geschäft einzusteigen, und erlaubte es, mit Echtgeld auf dem spielinternen Markt Ingame-Gegenstände zu handeln. Nach einem Aufschrei der Community wurde diese Möglichkeit wieder entfernt. Laut der Marktforschungsfirma Superdata wurden von Spielern im Jahr 2020 weltweit 129 Milliarden US-Dollar ausgegeben um, virtuelle Währungen, Waffen, Skins und andere Gegenstände zu erwerben.

Die "FT" weist deswegen darauf hin, dass Gesetzgeber den Ingame-Währungen schon bald mehr Aufmerksamkeit schenken könnten. Denn mit dem Besitz sind weitere Fragen verknüpft, etwa was die Steuerpflichtigkeit betrifft. (red, 11.05.2021)