Walchhofer will als Präsident auch das Sagen haben.

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Der Papa wird's schon richten. Qualtinger passt immer, in dem Fall vielleicht sogar zu aktuellen Vorgängen im österreichischen Skiverband. Dort tritt Präsident Peter Schröcksnadel (79) nach 31-jähriger Amtszeit im Juni ab. Um seine Nachfolge ist zwischen den Landesverbänden, deren Spitzen zur Wahl aufgerufen sind, ein erbitterter Streit entbrannt, in dem nun dem Vernehmen nach auch Markus Schröcksnadel mitmischt, Peters Sohn. Die bisher letzte Volte: Am Montagabend hätten sich die acht Präsidenten und die eine Präsidentin (Claudia Strobl, Kärnten) beinahe schon auf den Salzburger Michael Walchhofer als nächsten ÖSV-Chef verständigt, die zweite Kandidatin, die Steirerin Renate Götschl, sollte seine "erste Vizepräsidentin" werden.

Damit hätten (fast) alle Landesverbände gut leben können. Dann grätschte, erfuhr der STANDARD, die sogenannte Westachse (Tirol, Vorarlberg) mit einem "Kompromissvorschlag" dazwischen. Dieser sah zwar Walchhofer als Präsidenten vor, aber als Präsidenten ohne Macht. Dem Kompromiss zufolge wollte oder will Tirol weiterhin die Geschäfte der ÖSV-Tochtergesellschaften führen, die fürs Veranstalten und Marketing zuständig sind, kurz: fürs Geld. Es hieß, Markus Schröcksnadel soll die Aufgabe übernehmen, er führt das Familienunternehmen (Feratel), ist Vizepräsident im Tiroler Verband. Schröcksnadel jun. indes hat Ambitionen am Dienstag heftig dementiert, er ließ ausrichten: "Never ever! Das ist nie infrage gekommen."

Vorwürfe und Fäden

Die Schröcksnadel-Opposition hatte sich jedenfalls bestätigt gesehen. Sie wirft dem scheidenden Präsidenten seit Wochen vor, er wolle im Hintergrund weiter die Fäden ziehen. Tatsächlich hatte sich Peter Schröcksnadel gegen Walchhofer gestellt, der als einziger Kandidat verblieben war. Der Noch-Präsident war ins Laufen gekommen, um eine Gegenkandidatur zu finden, gefunden hat er Renate Götschl, die sich nominieren ließ.

Götschls Kür scheint mittlerweile aber unwahrscheinlich, zu viele Landesverbandsspitzen sind verärgert, weil sie einem Hearing vor dieser wichtigen Runde auswich, stattdessen nur vor einzelnen Landesverbänden auftrat, aber nicht überzeugen konnte.

Sieht so aus, als wäre Walchhofer in einer recht komfortablen Situation. Sicher ist seine Wahl aber keineswegs. Seine Gegner streben nicht nur die wichtigen Positionen in den Gesellschaften an, sondern auch die Mehrheit im ÖSV-Präsidium. So wären ihm bei wichtigen Entscheidungen die Hände gebunden. "Darauf darf er niemals eingehen", sagt ein Funktionär. Ein anderer bestätigt: "Wir wählen Walchhofer unter der Voraussetzung, dass er wirklich das Sagen hat. Doch bei der Verteilung der Präsidiumsplätze spießt es sich."

Darüber hinaus sind böse Gerüchte über versuchte politische Einflussnahme im Umlauf. Funktionäre der einen Fraktion sollen sich nicht zu schade sein, Funktionäre der anderen Fraktion auf landespolitischer Ebene zu verunglimpfen. Das Kalkül der Walchhofer-Gegner könnte sein, dass der ehemalige Abfahrtsweltmeister und langjährige ÖSV-Vize am Ende entnervt hinwirft – und dann doch noch Götschl zum Zug kommt.

Wie geht es weiter? In wenigen Tagen treffen sich die Landesverbandsspitzen erneut. Führt dieses Treffen schon den offiziellen Titel "Wahlausschuss", ist keine weitere Kandidatur mehr möglich. Susanne Riess, die als mögliche Kandidatin ins Spiel gebracht worden war, hat noch nicht Stellung genommen, es gilt aber als unwahrscheinlich, dass sich die Ex-Vizekanzlerin ernsthaft interessieren könnte. Auch die Tiroler Unternehmerin Martha Schultz wird nicht kandidieren.

Viel Zeit, auf einen Nenner zu kommen, bleibt nicht. Am 19./20. Juni findet in Villach die Länderkonferenz statt, da soll die neue ÖSV-Spitze gekürt werden. 21 Tage vorher soll sich der Wahlausschuss verständigt haben, so sehen es die Statuten vor. Gibt es keine Verständigung oder am Ende vielleicht keine einzige Kandidatur mehr, könnte dem Vernehmen nach gar der skurrile Fall eintreten, dass Peter Schröcksnadel quasi gebeten wird, ein weiteres Jahr im Amt zu bleiben. (Fritz Neumann, 11.5.2021)