Der britische Charaktermime Gary Oldman sprach bereits 2004 in einem Interview aus, was viele in Hollywood heimlich über die Golden Globes denken: Die Gruppe der Hollywood Foreign Press Association (HFPA) seien "90 Niemande, die sich einen runterholen", deshalb böte sich ein Boykott dieses "dummen Spiels" an. Dass er vier Jahre später den Preis für Darkest Hour dann doch zähneknirschend entgegengenommen hat, zeigte indes, dass die Werbung im Vorfeld der Oscars maßgeblicher ist. Man spielte also lieber dumm mit.

Kein einziges schwarzes Mitglied im Team der Golden Globes – das geht im Hollywood der Gegenwart nicht mehr.
Foto: AFP/ROBYN BECK

Deshalb wurde die HFPA-Mitglieder bis vor kurzem von den Studios großzügig umworben, und jene nahmen die Zuwendungen gern entgegen. So kam es, dass 1982 Pia Zadora – wer erinnert sich noch? – ausgezeichnet wurde, nachdem ihr Mann einige Mitglieder zu sich ins Kasino nach Las Vegas eingeflogen hatte. Doch fehlendes Bewusstsein für Arbeitsethik hat nicht genügt. Erst die rezente Diversitätsdebatte führt nun dazu, dass der Lack an den Globes abzugehen beginnt.

Kein einziges schwarzes Mitglied im Team – das geht im Hollywood der Gegenwart nicht mehr; auch weil es sich in den bei Nominierungen Übergangenen niederschlägt. Dennoch hat der Backlash gegen die Globes etwas Heuchlerisches an sich. Um bei Oldman zu bleiben: 90 Wichtigtuer haben die Zeichen der Zeit verpasst. Aber viele andere in Hollywood haben die Günstlingswirtschaft zu lange auszunutzen gewusst. (Dominik Kamalzadeh, 11.5.2021)