Helmut Ettl, Vorstand der FMA, will bei Immo-Krediten künftig genauer hinschauen

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Das vergangene Jahr war auch für die Finanzmarktaufsicht FMA von Corona geprägt. Auch wenn es jetzt so aussieht, dass wir den Weg aus der Krise gefunden haben, warnt FMA-Vorstand Eduard Müller davor, zu glauben, dass damit alle Risiken überstanden seien. Das Gegenteil sei der Fall. Denn Corona habe durch den Angebot-und-Nachfrage-Schock die Wirtschaft in eine tiefe Krise gestürzt. Obwohl die Finanzhilfen der Regierung hier für Abfederung gesorgt haben, wird die Frage, wer wann was zurückzahlt, auch zeigen, wie stark die Realkrise ist und wie stark die Finanzinstitutionen dann getroffen werden.

Den Finanzsektor sieht Müller bis dato aber gut aufgestellt. Die Kapitalausstattung der Banken habe sich trotz Corona im Vorjahr verbessert und sei aktuell doppelt so hoch wie in der Finanzkrise 2008. Das Volumen notleidender Kredite blieb weiterhin äußerst gering. Das harte Kernkapital der Banken verbesserte sich trotz der Corona-Krise von 15,6 Prozent auf 16,1 Prozent. Die Quote notleidender Kredite blieb mit 1,5 Prozent bis 2,4 Prozent aller Ausleihungen gering.

Der Ausschüttungsstopp habe auch dazu beigetragen, dass sich die finanzielle Lage der Geldhäuser verbessert hat. Ob die geplante Empfehlung der EZB und FMA zur Reduzierung von Dividenden im September wie geplant auslaufen werde, werde wohl der Sommer zeigen, sagte FMA-Vorstand Helmut Ettl. Denn klar sei auch, dass mit dem Auslaufen der Hilfen das wahre Ausmaß der realwirtschaftlichen Folgen sichtbar werde.

Immobiliensektor macht Sorgen

Ein besonderes Auge hat die FMA derzeit auch auf den Immobilienmarkt. Dort ortet man Anzeichen einer ungesunden Entwicklung. Man mache sich Sorgen, da einige Banken den Empfehlungen hinsichtlich der Zurückhaltung bei der Vergabe von Immobilienkrediten und des vorgeschriebenen Eigenkapitalanteils nicht vollinhaltlich nachgekommen seien, sagte Ettl. Die Aufseher beobachten die Situation nun sehr genau. In den nächsten Monaten will die FMA dazu Zahlen veröffentlichen. Denkbar sei auch, dass man mit den Banken bezüglich der Immo-Kreditvergabe abgestufte Maßnahmen diskutiert.

Während im Corona-Jahr 2020 Delikte wie Einbrüche massiv zurückgegangen sind, verbucht die FMA immer mehr Fälle von Betrügereien. Im Vorjahr wurden 148 Verdachtsfälle wegen betrügerischer Tätigkeiten an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, 2019 waren es 131 Sachverhalte. Mehr als 50 Prozent der Strafanzeigen betrafen den Verdacht auf Betrug mit Krypto-Assets.

Krypto-Betrug nimmt zu

Die Betrugsversuche beobachte man nicht bei den von der FMA beaufsichtigten Unternehmen, sondern vor allem bei im Internet auftauchenden Glücksrittern, sagte Müller bei der Präsentation des FMA-Jahresberichts. Oft handle es sich bei den Betrügereien um Scheinbörsen, wo es nur eine Homepage gebe, hinter der sich aber nichts befinde. "Am Ende des Tages sind dann die Homepage, der Anbieter und das Geld weg", fasst Müller zusammen. Auch sogenannte "Cold Calls", also Anrufe, bei denen ein Produkt verkauft werden soll, sei eine bekannte Betrugsmasche.

Der durchschnittliche Schaden bei Betrugsfällen habe auch deutlich zugenommen und sei von rund 30.000 Euro auf zuletzt rund 40.000 Euro gestiegen. Es habe sogar einen Extremfall mit einer Schadenssumme von fast 700.000 Euro gegeben.

Warnungen anschauen

Anlegern empfehlen die beiden FMA-Vorstände, Angebote und Unternehmen immer vorab zu prüfen, bevor man Geld investiert. Verbraucher können dazu auf der FMA-Homepage auch die Warnmeldungen einsehen, die vor konkreten Angeboten warnen. 2020 hat die FMA 84 Warnmeldungen veröffentlicht. Zum Vergleich: 2016 waren es mit 33 Warnmeldungen nicht einmal halb so viele. Jüngst warnte die Aufsicht außerdem vor Greenwashing bei Finanzinstrumenten.

Der Bereich Krypto-Assets unterliegt derzeit noch nicht einer breiten Regulierung. Daher haben es Kunden wie Aufseher hier noch schwer. Auf der Homepage der FMA können die Verbraucher aber zumindest prüfen, ob ein Unternehmen registriert ist oder nicht. Oder ob es eben eine Warnung zum entsprechenden Unternehmen gibt. Tausch- und Handelsplattformen von Krypto-Assets sowie Anbieter von digitalen Geldbörsen müssen sich in Österreich bei der FMA registrieren.

Im Vorjahr hatte die heimische Aufsicht ein Gesamtbudget von 72,7 Millionen Euro zur Verfügung. 4,2 Mio. Euro kamen davon pauschal vom Bund, 5,7 Mio. Euro kamen von Gebühren und sonstigen Erträgen, der Rest kam verursachergerecht von den beaufsichtigten Unternehmen. Davon wiederum entfielen 57,7 Prozent auf die Banken und Geldinstitute. (bpf, 12.5.2021)