Die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer erzielen bei gesunden Menschen eine sehr gute Immunität. Bei Organtransplantierten ist die Fähigkeit des Immunsystems, einen Antikörperschutz aufzubauen, jedoch eingeschränkt – das belegt nun auch eine US-amerikanische Studie.

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Zur Wirksamkeit von Impfungen bei Organtransplantierten gibt es nur wenige sichere Daten, da Betroffene von der Teilnahme an klinischen Studien üblicherweise ausgeschlossen werden. Da Transplantierte, wenn sie erkranken, gleichzeitig aber auch ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben, zählen sie zur Risikogruppe und werden bevorzugt geimpft.

Nach der Transplantation eines Organs wie beispielsweise der Lunge, der Niere oder des Herzens müssen alle Patienten lebenslang Immunsuppressiva einnehmen. Diese verhindern eine Abstoßung des Organs. Praktisch alle Medikamente erhöhen das Risiko auf Infektionen, aber auch die Wirksamkeit von Impfstoffen ist abgeschwächt.

Nur eingeschränkter Antikörperschutz

Lebendimpfstoffe werden bei diesen Patienten nicht eingesetzt, weil sonst eine Infektion durch die Impfstoffviren droht. Bei der Impfung gegen Sars-CoV-2 besteht diese Gefahr nicht, da die Impfstoffe keine Viren enthalten. Auch die sogenannten Adenoviren der vektorbasierten Impfstoffe sind nicht replikationsfähig. In der Praxis entscheiden sich Ärztinnen und Ärzte jedoch für einen virusfreien mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer oder Moderna.

Sowohl der Impfstoff von Moderna (mRNA-1273) als auch der von Biontech/Pfizer (BNT162b2) erzielen bei gesunden Menschen eine sehr gute Immunität. Bei Organtransplantierten ist die Fähigkeit des Immunsystems, einen Antikörperschutz aufzubauen, jedoch eingeschränkt.

Einer aktuellen US-Kohortenstudie der Johns Hopkins Medicine zufolge kam es bei weniger als einem Fünftel der teilnehmenden Probanden zur Bildung von Antikörpern. Auch nach der zweien Dosis eines mRNA-Impfstoffs kam es nur bei etwa der Hälfte der Patienten zum Anstieg von Antikörpern gegen Sars-CoV-2.

Risiko von Impfstoffversagen erhöht

Das Risiko eines Impfstoffversagens ist durch ein höheres Alter der Patienten und eine erst wenige Jahre zurückliegende Organtransplantation erhöht. Wobei die Impfung mit dem mRNA-Impfstoff von Moderna etwas häufiger eine Antikörperantwort erzielte als jene mit Biontech/Pfizer – konkret waren es 60 zu 49 Prozent.

Und so sehen die Zahlen aus: Von 658 Patienten kam es nach der ersten Dosis nur bei 15 Prozent (98 Patienten) zur Bildung von protektiven Antikörpern. Inzwischen haben alle Patienten ihre zweite Dosis erhalten. Etwa vier Wochen später wurden bei weiteren 39 Prozent (259 Patienten) Antikörper nachgewiesen, sodass inzwischen 54 Prozent (357 Patienten) einen potenziellen Schutz vor Sars-CoV-2 haben. Die sogenannten Titer, die die Aktivität der im Blut vorhandenen Antikörper beziffern, waren geringer als bei immunkompetenten Impflingen.

Autoimmunerkrankungen auch betroffen

Besonders ungünstig für einen guten Impfschutz sind Antimetabolite. Damit sind jene Medikamente gemeint, die der Vermeidung von Organabstoßungen dienen, nämlich Mycophenolatmofetil, Mycophenolsäure und Azathioprin. In dieser Gruppe erzielten nur 205 von 473 Patienten (43 Prozent) eine Antikörperantwort. Bei jenen Patienten, die ohne Antimetabolite auskommen, waren es 152 von 185 (82 Prozent).

Auch Patientinnen und Patienten mit Autoimmunerkrankungen werden mit – wenn auch deutlich schwächeren – immunsupprimierenden Medikamenten behandelt. Dazu zählen rheumatische Erkrankungen, Psoriasis und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. Hier werden sogenannte Biologika oder andere Basistherapeutika eingesetzt, die das Immunsystem dämpfen.

Mediziner raten allen Betroffenen deshalb unbedingt zur Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln, um sich trotz der Impfung bestmöglich vor einer Infektion zu schützen. (Julia Palmai, 12.5.2021)