Reintesten mittels Ninja-Pass: Bildungsminister Heinz Faßmann startet die "Pickerl"-Aktion an den Schulen.

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Wien – Zeitlich ist alles wieder einmal ziemlich knapp, doch für die Ankündigung ist es sich ausgegangen: Künftig sollen alle Kinder und Jugendlichen dreimal pro Woche einen Corona-Selbsttest an der Schule durchführen und das Ergebnis schön ordentlich in einem eigens dafür entwickelten Testpass dokumentieren. Der Pass soll auf Geldbörsengröße faltbar sein und wird künftig auch als Eintrittskarte für Gasthäuser, Friseure, Schwimmbäder und Co dienen.

Rund 30 Millionen Sticker und 1,2 Millionen Testpässe will Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) Anfang kommender Woche an die Bildungseinrichtungen liefern. Bereits am Montag, dem 17. Mai, soll österreichweit ja wieder im Vollbetrieb gelernt werden. Weitere Öffnungsschritte folgen dann am Mittwoch.

Drei Pickerl pro Woche

Konkret soll das Schultestsystem so funktionieren: Nach jedem Selbsttest wird ein Ninja-Sticker in den eher für jüngere Kinder gestalteten Sammelpass geklebt – macht drei Sticker pro Woche. Das "Pickerl", wie Faßmann auch gerne dazu sagt, gilt dann 48 Stunden lang – und eben auch für das Basketballtraining oder den Schwimmbadbesuch. Auch die Art der Tests wird umgestellt: Immer mehr davon sollen mit einem deutlich verlässlicheren Antigentest, bei dem auch pipettiert werden muss, absolviert werden. Interessant ist auch hier der Zeitplan: Eine flächendeckende Ausrollung kündigt der Minister "wahrscheinlich noch in diesem Schuljahr" an.

Was Faßmann optimistisch stimmt, sind die sinkenden Infektionszahlen. Auch an den Schulen selbst sei das Infektionsgeschehen gering. Bei den regelmäßigen Antigentests sinke die Positivrate bei den Lehrern stetig, bei den Schülern liege sie konstant um die 0,08 Prozent. Beim letzten Durchgang der PCR-Schulgurgelstudie habe es unter 7.800 Getesteten lediglich eine Dunkelziffer von 18 Positiven gegeben.

Impfskeptische Lehrkräfte

Stichwort impfskeptische Lehrkräfte: Hier glaubt der Bildungsminister an ein Zähldilemma. So seien etwa jene Pädagoginnen und Pädagogen, die als Risikopatienten gelten oder als Angehörige von Schwangeren, oder auch jene, die bei der Rettung arbeiten, rein statistisch in einer anderen Gruppe verbucht worden. Stichprobenartige Nachfragen bei den Schulen hätten jedenfalls ergeben, dass sich sehr wohl "zwischen zwei Drittel und drei Viertel" bereits haben impfen lassen – und zwar trotz "Bremswirkung" des Vakzins von Astra Zeneca, wie Faßmann einräumt.

Gemeinsam mit Faßmann am Podium standen am Mittwoch auch der Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) und der rote Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. Das sei auch als Zeichen zu verstehen, erklärte Hacker, dass man über die Parteigrenzen hinweg eine gemeinsame Linie in Sachen Schulöffnung vertrete – über die von ihm geortete "Kakophonie der Meinungen" hinweg. Denn es sei "richtig, g'scheit und notwendig", ab kommender Woche wieder für eine Art Normalbetrieb bei anhaltenden Hygienevorschriften zu sorgen, findet Hacker.

In der Bundeshauptstadt werden laut Wiederkehr konstant rund 250 Infektionen pro Woche in den Schulen und Kindergärten registriert. Derzeit läuft ein Pilotprojekt an zehn Schulstandorten, die im Rahmen von "Alles gurgelt" an den PCR-Testungen teilnehmen. Den Probelauf an den Oberstufen wollen Hacker und Wiederkehr ausweiten, derzeit seien aber noch logistische Fragen beim Anliefern und raschen Abholen der Tests offen.

Kinder im Homeschooling

Was jene Kinder betrifft, deren Eltern keine Zustimmung zu regelmäßigen Corona-Testungen an der Schule geben, heißt es: Zahlenmäßig handle es sich um eine relativ kleine Gruppe – und sie schrumpft weiter. Von rund 1,1 Millionen Schülerinnen und Schülern nahmen zuletzt nur etwa 0,9 Prozent nicht teil und müssen folglich daheim unterrichtet werden. Allerdings appelliert Faßmann an ihre Eltern, "man möge die Zukunft der Kinder nicht gefährden" und ihnen "eine Teilnahme am Unterricht ermöglichen". Wiederkehr erklärte, die Behörden in Wien würden derzeit auch mithilfe der Kinder- und Jugendfürsorge versuchen, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen.

Der STANDARD hat nachgefragt, welche Folgen die Unterrichtsabsenz für den Abschluss des Schuljahres hat. Die Antwort aus dem Bildungsministerium: Sollten die bisher erbrachten Leistungen nicht für eine Beurteilung reichen, kommt es zu einer Feststellungsprüfung. Wer auch hier nicht erscheint, kann im Herbst zur Nachtragsprüfung antreten. Es wird aber davon ausgegangen, dass die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler zumindest für eine einmalige Prüfungssituation getestet werden darf. Aufsteigen mit einem Nicht genügend ist heuer einmal auch ohne Nachprüfung möglich. Bei zwei oder mehr Fünfern entscheidet die Klassenkonferenz. (Karin Riss, 12.5.2021)