Mittels fiktiver Anfragen wurde gezeigt, dass Akteure mit ausländisch klingenden Namen speziell in Österreich stärker benachteiligt werden.

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Wien – Sportvereine könnten für Menschen im Ausland eine gute Gelegenheit sein, soziale Kontakte zu knüpfen. Eine im Fachjournal "Humanities and Social Sciences" veröffentlichte Studie in 22 Ländern zeigt aber, dass Personen mit fremd klingenden Namen, die um ein Probetraining in einem Amateurfußballverein baten, deutlich seltener Antworten bekamen als solche mit einheimisch klingenden Namen. Österreich zählte dabei zu den Ländern mit der stärksten derartigen Diskriminierung.

Zieht man in ein anderes Land, will man sich üblicherweise ein neues soziales Netzwerk aufbauen und neue Freunde finden. Ein lokaler Amateursportverein, wo man sich ein, zwei Mal die Woche zum Training trifft und danach vielleicht noch etwas trinken geht, könnte dafür ein idealer Anknüpfungspunkt sein.

In früheren Studien wurde gezeigt, dass bei fiktiven Bewerbungen Zuwanderer und ethnische Minderheiten beim Zugang zu Arbeit, Wohnen, Verkehr oder der Sharing Economy benachteiligt werden. Vor diesem Hintergrund haben sich die Wirtschaftswissenschafter Carlos Gómez González und Helmut Dietl von der Universität Zürich sowie Cornel Nesseler von der Norwegian University of Science and Technology in Trondheim in ihrer Arbeit angeschaut, wie es mit der sozialen Integration in Amateursportvereinen aussieht.

Anfrage per E-Mail

Sie erstellten dazu E-Mail-Konten mit fremd und einheimisch klingenden Namen. Die ausländisch klingenden Namen repräsentierten dabei jede der drei größten ausländischen Gruppen im jeweiligen Land. Per E-Mail wurden dann in der jeweiligen Landessprache Amateurfußballvereine mit der Bitte um Teilnahme an einer Trainingseinheit kontaktiert.

In Österreich hat man mit den Deutschen die weitaus größte Gruppe von Migranten ausgelassen und keine deutsch klingenden Namen verwendet. Dafür wurden mit Rumänien, Serbien und der Türkei die nachfolgend stärksten Gruppen berücksichtigt. Ähnlich wurde auch in anderen Ländern verfahren: So wurden etwa in Norwegen keine schwedische Namen verwendet.

"Jemandem die Einladung dazu zu verweigern ist vergleichbar damit, der Person keinen Zugang zu einem sozialen Netzwerk zu gewähren", erklärt Nesseler. Dieses Experiment führten sie in 22 Ländern durch und schrieben mehr als 23.000 Klubs an – darunter mehr als 1.800 in Österreich.

Die Ergebnisse zeigten, dass Personen mit einem fremd klingenden Namen im Durchschnitt eine zehn Prozent geringere Wahrscheinlichkeit hatten, eine Antwort auf ihre Anfrage zu erhalten, als Personen mit einheimisch klingenden Namen. In einigen Ländern lag der Unterschied unter vier Prozent, etwa in Irland, Frankreich und Portugal.

Österreich, Ungarn und Kroatien

In anderen Ländern hatten Personen mit ausländisch klingenden Namen dagegen eine um 20 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, eine Antwort zu erhalten. Konkret waren das Österreich, Ungarn und Kroatien.

Die Forscher haben keine Erklärung dafür, warum in den drei Ländern nur so wenige Anfragen von vermeintlichen Ausländern beantwortet wurden. "So haben zum Beispiel kulturelle Nähe oder Distanz zu den Ausländergruppen, die Größe der Ausländergruppen oder fußballerische Stärke der Ausländergruppen keinen Einfluss auf die Ergebnisse", erklärte Nesseler auf Anfrage der APA.

Für die Wissenschafter offenbart das Experiment jedenfalls "die Diskriminierung ethnischer Minderheiten und deckt organisatorische Mängel in einem System auf, das eigentlich soziale Interaktionen fördern sollte", wie sie in ihrer Arbeit schreiben. (APA, red, 12.5.2021)