Urlaub am Meer im Sommer 2021: Noch halten sich die Österreicherinnen und Österreicher bei der Buchung von Auslandsreisen zurück. Das Interesse ist aber groß.

Foto: imago images/Jan Huebner

Wien – Nach Monaten des Lockdowns und der Ausgangsbeschränkungen haben viele Menschen Lust auf Urlaub – zumindest in Gedanken. Österreich-Aufenthalte werden längst gebucht, Auslandsreisen hingegen noch kaum. "Wir merken, dass das Interesse da ist, aber die Leute warten ab", sagt WKO-Reisebüro-Sprecher Gregor Kadanka. Die Reisewilligen warten auf die neuen Quarantäneregelungen und gegebenenfalls auf die eigene Corona-Impfung.

"Wenn alles funktioniert, werden wir vielleicht 40 Prozent von 2019 erreichen können", hofft der Fachverbandsobmann in der Wirtschaftskammer auf ein Anspringen der Buchungen, sobald die Impfungen weltweit vorangeschritten sind und die Einreisebedingungen in das jeweilige Land klar sind. Im Jänner, Februar und März 2021 hatten drei Viertel der Reisebüros einer Branchenumfrage zufolge noch 95 bis 100 Prozent Buchungsrückgänge gegenüber dem ersten Quartal im Vorkrisenjahr 2019.

"Fürchterliches Jahr"

Im ersten Corona-Jahr 2020 gab es noch keine Impfungen und erst ab September die ersten Selbsttests. "Die Reisebürobranche hat ein fürchterliches Jahr hinter sich – das ist noch nie da gewesen, von der Dauer her und den globalen Auswirkungen hat das seit dem Zweiten Weltkrieg niemand gesehen", hält Kadanka fest. "Momentan lautet die Prognose, dass wir nach und nach eine Erholung sehen werden – zunächst mal schrittweise in europäischen Ländern." Man sehe da doch jetzt Bewegung.

"Ab 19. Mai gilt die neue Öffnungsverordnung, aber die ist wertlos, wenn nicht gleichzeitig ein neues Grenzregime kommt", betonte der Branchensprecher. Die neue Einreiseverordnung müsse noch diese Woche kommen, denn auch die Beherbergungsbetriebe bräuchten eine entsprechende Vorlaufzeit. "Je länger wir warten, desto mehr versauen wir uns die Saison", befürchtet der Obmann des WKO-Fachverbands, dem über 2.300 Betriebe (Incoming-Büros, Reiseveranstalter, Reisebüros etc.) angehören.

Quarantänefreie Reisen

Entscheidend seien die Einreisebedingungen in beide Richtungen – einmal am Zielort, einmal zurück zuhause. "Beides muss lebbar sein – zweimal Quarantäne ist sicher nicht lebbar", so Kadanka. Abgesehen von wenigen Ausnahmen wie etwa Südkorea, dem Vatikan oder Island muss man in Österreich derzeit – "egal woher aus dem Ausland man zurückkommt und egal ob man geimpft, getestet oder genesen ist" – zehn Tage lang in Quarantäne, mit der Option auf ein Freitesten nach fünf Tagen. "Das verhindert jede Art von Tourismus", räumte der Fachverbandsobmann ein. Demnächst soll die adaptierte Verordnung quarantänefreie Einreisen in Österreich für Geimpfte drei Wochen nach der ersten Teilimpfung bzw. für Genesene möglich machen. "Es wird noch immer verhandelt."

Die neue Einreiseverordnung sei vor fast drei Wochen von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) angekündigt worden und müsse vor dem 19. Mai auf den Tisch. "Die muss so schnell wie möglich kommen, sonst sperren wir Hotels auf, und es kommen keine Gäste aus dem Ausland." Immerhin kommen 70 Prozent der Hotelgäste von außerhalb Österreichs. Das ist jetzt der entscheidende Schritt", wünscht sich Kadanka eine Verordnung "mit einer möglichst langen Liste von Ländern, wo man nicht in Quarantäne muss". Andere Länder wie etwa Griechenland oder Italien seien da schon weiter als Österreich. Polen, Estland und Island hätten ihre Regelung sogar "schon seit Wochen", Kroatien auch.

Airlines stocken auf

Wenn hier Klarheit herrscht, dürften auch die Auslandsbuchungen in den heimischen Reisebüros anspringen. "Sobald ich weiß, wie es läuft, wenn ich geimpft werde, dass ich nach der ersten Teilimpfung tatsächlich nach Griechenland und zurück kann, ohne in Quarantäne zu müssen, dann wird sich das in konkreten Buchungen niederschlagen", ist sich Kadanka sicher. "Wir schätzen, dass wir bis Sommer so weit sein werden, dass jeder, der möchte, geimpft sein wird." Die Branche stellt sich jedenfalls bereits auf eine deutliche Wiederbelebung des Geschäfts ein.

"Mitte Juni werden zahlreiche Destinationen aufgehen – die Airlines, die stocken jetzt auf und werfen ihr ganzes Gerät in Richtung Sommer, Crews werden aus der Kurzarbeit zurückgeholt, die Flugzeuge erhalten nach der Standzeit ein komplettes Check-up", so der Reisebüro-Sprecher. Vom Aufgehen der Grenzen bis zu tatsächlichen Flugrotationen "vergehen allerdings ein paar Wochen".

Vorsichtig optimistisch

"Die Frage ist, kriegen die Europäer eine einheitliche Regelung zustande", meinte der Branchensprecher mit Blick auf den digitalen Grünen Pass. Dieser sei ein technisches Hilfsmittel, das die Abfertigung der Urlauber vereinfachen und beschleunigen würde. "Wenn es nicht gelingt, wird es auch gehen", meint Kadanka. "Entscheidend ist, kann ich in das Land, in das ich möchte, und bin ich sicher, dass in Italien und Griechenland die Lockerungen kommen wie bei uns."

In vielen Ländern gehe die Tendenz bei den Neuinfektionszahlen "steil hinunter". "Dann kommt noch das warme Wetter, dann kommen noch weitere Impfungen", blickt der Branchenexperte vorsichtig optimistisch in Richtung Sommer. (APA, 12.5.2021)

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