Bei der Studie schnitten Kroatien, Ungarn und Österreich am schlechtesten ab.

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Mag schon sein, dass nicht jede Titelgebung unbedingt einer leichten Zuspitzung aus dem Weg geht. "Studie: So ausländerfeindlich ist Österreichs Fußball" lautete die STANDARD-Headline zum Bericht über jene Untersuchung, die seit Mittwochmorgen für Aufsehen sorgt. Da lohnt ein genauerer Blick – nicht nur auf die Ergebnisse, die im Fachjournal "Humanities and Social Sciences" veröffentlicht wurden.

Wirtschaftswissenschafter der Universität Zürich und der Norwegian University of Science and Technology in Trondheim hatten an mehr als 23.000 Amateurvereine in 22 europäischen Ländern E-Mail-Nachrichten geschickt, in denen ein fiktiver Hobbykicker um ein Probetraining bat. Herausgekommen ist, dass Anfragen von Personen mit "ausländisch klingenden" Namen seltener beantwortet werden als Anfragen von Personen mit "heimisch klingenden" Namen. Demzufolge haben Ausländer in den 22 Ländern im Schnitt eine um zehn Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, eine Antwort zu erhalten. Wobei laut Studie drei Länder mit besonders schlechten Resultaten herausragen: in Kroatien (23,37 Prozent), Ungarn (20,67 Prozent) und Österreich (20,46 Prozent) liegt die beschriebene Wahrscheinlichkeit weit über dem Durchschnitt. Dann kommt lange nichts, und dann kommt Deutschland (13,26 Prozent).

Blick aufs Kleingedruckte

Mit Kritik – an der Studie – waren viele sehr schnell zur Stelle. Bemäkelt wurde etwa gleich einmal der Ansatz der Wissenschafter, die sich bei der Suche nach fremd klingenden Namen an die drei größten ausländischen Gruppen im jeweiligen Land gehalten hatten. Österreich schrie quasi auf, weil hierzulande doch die meisten Ausländer aus Deutschland kommen. Doch ein Blick aufs Kleingedruckte in der Studie machte schnell klar, dass Österreichs Amateurvereine natürlich keine E-Mails von Personen mit deutsch klingenden Namen erhielten – so wie in Norwegen schwedische Namen und in Spanien kolumbianische Namen ausgeschlossen waren. Da rückte dann die nächste ethnische Gruppe nach. So gesehen waren es Kicker mit rumänischen, serbischen und türkischen Namen, die hierzulande mittrainieren wollten.

Der nächste Aufschrei. Schließlich heiße doch jeder zweite im Land sowieso Vukovic oder Stankovic. Doch das ist erstens nur eine gefühlte Wahrheit, zweitens gibt es diesbezüglich große Unterschiede zwischen Stadt und Land. Drittens ist davon auszugehen, dass nicht nur Nachnamen, sondern vor allem auch Vornamen eine Rolle spielen. Die Studie führt dafür ein Beispiel an: Ein "Jan" bekommt von englischen Amateurfußballvereinen weniger Antworten als ein "John". Umgelegt auf Österreich: Franz, Karl und Hans werden eher zum Training eingeladen als Sorin, Milan und Mustafa.

Das ist natürlich diskriminierend. Ähnliche Studien mit ähnlichen Ergebnissen hat es immer wieder, etwa in den Bereichen Wohnungs- oder Jobsuche, gegeben. Und auch der Fußball hält der Gesellschaft hier den Spiegel vor. Natürlich gibt es zahlreiche Vereine, die sich sehr bemühen und bei denen Diskriminierung kein Thema ist. Doch Sport insgesamt als Motor für Integration? Das mag eine Hoffnung sein, Tatsache ist es keine. (Fritz Neumann, 12.5.2021)