Im DFB-Pokal-Finale am Donnerstag zwischen dem BVB und RBL könnte es ähnlich rund gehen.

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Berlin – Borussia Dortmund geht es um die Rettung einer mäßigen Saison, RB Leipzig um einen Meilenstein und die erste große Trophäe in der Vitrine. Die Ausgangsposition der beiden Pokal-Finalisten am Donnerstag (20.45 Uhr) in Berlin könnte zwar kaum unterschiedlicher sein, der Titelhunger ist dagegen auf beiden Seiten gleich groß.

RBL mit Sabitzer und Laimer

"Wir sind besser als vor zwei Jahren, wir sind reifer geworden. Das wird ein völlig ausgeglichenes Spiel. Alles, was davor war, kann man streichen. Es wird einzigartig", sagte Leipzigs Yussuf Poulsen. Der Stürmer ist seit Drittliga-Zeiten beim Club und war 2019 bei der Finalniederlage gegen Bayern München dabei. Genauso wie ÖFB-Teamspieler Marcel Sabitzer, der sein Team diesmal als Kapitän aufs Feld führt. Konrad Laimer, damals ohne Einsatzminuten, wird nach überstandener Verletzung wahrscheinlich wie schon am Wochenende als Joker bereitstehen.

Dortmunds bisher letztes Pokal-Endspiel datiert aus dem Jahr 2017. Der BVB gewann damals gegen Frankfurt, doch es war der einzige Titel in den vergangenen neun Jahren. "Das ist zu wenig", räumte Sportdirektor Michael Zorc ein. "Deswegen fliegen wir nach Berlin, um wieder einen Titel zu holen."

BVB mit Haaland

Es gibt zudem nicht viele Spieler in seiner Mannschaft, die schon bedeutende Titel geholt haben. BVB-Star Erling Haaland hat zwar mit Salzburg die österreichische Meisterschaft gewonnen, nun will er aber auch in Deutschland Titel feiern. Der Stürmer ist seit Dienstag wieder im Training und dürfte voll motiviert sein, das fehlende Puzzlestück hinzuzufügen. Haalands Bilanz gegen Leipzig ist herausragend: Zwei Spiele, vier Tore.

Doch Haaland ist nicht der einzige Ungekrönte in der Hochbegabten-Ansammlung der Borussia. Jude Bellingham, Giovanni Reyna, Jadon Sancho und Thorgan Hazard kennen das Gefühl eines nennenswerten Titels auch noch nicht. Selbst Kapitän Marco Reus hat nur den Pokalsieg 2017 in seiner Vita stehen. "Wir wollen den Pokal nicht nur angucken, sondern auch anfassen nach dem Spiel", sagte Trainer Edin Terzic. "Wir geben das Versprechen, dass wir alles daransetzen werden, den Pokal zu gewinnen." Es wäre der fünfte.

Das Gipfeltreffen im leeren Berliner Olympiastadion ist nicht nur für die Clubs, sondern für die beiden Trainer von spezieller Bedeutung. Sowohl für Terzic als auch für Julian Nagelsmann ist es die letzte Chance, in ihrer aktuellen Position einen Titel zu gewinnen. Terzic wird im Sommer von Marco Rose abgelöst, Nagelsmann würde gern mit mehr als der U19-Meisterschaft 2014 in der Statistik zum FC Bayern München wechseln.

Die Messlatte hat sich insbesondere Nagelsmann sehr hoch gelegt. "Ich liebe es, eigene Fußstapfen zu hinterlassen", hatte der 33-Jährige bei seinem Amtsantritt in Leipzig betont. In Berlin muss es also klappen, bevor er zu den Bayern geht. Vielleicht geht es dem in seinem Karriereplan stets kühl kalkulierenden Nagelsmann auch darum, trotz seines vorzeitigen Abgangs noch einen Platz in den Herzen der Leipziger Fans zu finden.

Brisanz

Dass die Anhänger beider Clubs nicht im Stadion sein können, schmerzt Spieler und Trainer natürlich. Es hätte zudem für zusätzlichen Zündstoff gesorgt. Denn es gibt nicht viele Vereine, die ihre Sicht auf den Fußball unterschiedlicher vermarkten. Hier die Borussia mit der "echten Liebe" und der Tradition, dort der mit österreichischen Red-Bull-Millionen hochgezogene Club. Unvergessen ist, wie der Konflikt 2017 in Dortmund mit gewalttätigen Angriffen auf Leipziger Fans eskalierte.

In der Führungsetage hat man mittlerweile einen gemeinsamen Nenner gefunden. "In den letzten Jahren sind wir enger zusammengerückt, weil wir als junger Club immer schauen, was wir von den erfolgreichen Vereinen lernen können", sagte RB-Boss Oliver Mintzlaff der "Sport Bild" – und Watzke spielte den Ball sauber zurück: "Ideologische Grabenkämpfe liegen hinter uns."

Bleibt also der Kampf um die Nummer zwei im Land hinter dem FC Bayern. Hier hat der BVB bei diversen Parametern noch die Nase vorn, ein Sieg in Berlin wäre ein Statement. Andererseits könnte ein Pokalsieg von Leipzig ein erstes nachhaltiges Zeichen einer Wachablösung sein. Mintzlaff versprach: "Wir attackieren! Das ist unsere Rolle." (APA, dpa, 12.5.2021)