Das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien wurde nach Simon Wiesenthals Tod gegründet.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Kritik am Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) äußerte am Donnerstag die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) Wien. Bemängelt wurde nicht nur die aktuelle Direktorenausschreibung, sondern generell dass sich "das VWI in eine Richtung entwickelt, wofür es nicht gegründet worden war". Das IKG "kann und will diese Entwicklung nicht akzeptieren und fordert eine Klarstellung und Besinnung auf die Gründungsintentionen", wurde in einer Aussendung formuliert.

"Hätte Wiesenthal gewusst, dass das VWI die Täterforschung in den Hintergrund rückt und sich als Kompetenzzentrum mit dem Schwerpunkt Genozidforschung profilieren möchte, hätte er sein Archiv sicher nicht in Wien belassen, sondern in das Simon Wiesenthal Center nach Los Angeles übergeben", merkte die IKG unter Hinweis darauf an, dass das 2009 nach Simon Wiesenthals Tod gegründete Institut mit Geldmitteln der Republik, der Stadt Wien und der IKG finanziell gefördert werde.

Antisemitismus- oder Rassismusforschung

Außerdem stellt die IKG die Frage, "warum das VWI keine Antisemitismus- oder Rassismusforschung betreibt oder zumindest die ständig steigenden antisemitischen Vorfälle in Österreich verurteilt". Diese Themenbereiche wären neben der Täterforschung die grundlegenden Säulen für die Existenz und das Fortbestehen des Instituts und zudem "ein Gebot der Stunde". An der aktuellen Ausschreibung für den neuen Direktor missfällt der IKG, dass sie die Trennung der Leitung in einen wissenschaftlichen und einen geschäftsführenden Bereich vermissen lasse. (APA, 13. 5.2021)