"Wir wissen gar nicht, ob wir es überleben werden", beschreibt Fiakerfahrer Christian die corona-bedingte Situation.

Foto: Manfred Rebhandl

Christian ist 53, seit 18 Monaten geht es ihm wieder gut. Bis dahin arbeitete er 35 Jahre lang als Rauchfangkehrer, was ihm einen lädierten Rücken inklusive vieler schmerzstillender Medikamente im Blutkreislauf einbrachte, schließlich "konnte ich trotzdem nicht mehr gehen".

Eine schwere Operation besiegelte das Ende seiner Karriere, mit den Rauchfängen war es vorbei. In der Krone las er damals zufällig eine Annonce: Suche Fiakerfahrer. Er hat angerufen, und am nächsten Tag saß er bereits als "Lehrling" am Kutschbock, "bin zwei Monate mitgefahren und hab dann an und für sich die zwei Fiakerführerscheine gemacht, die Fahrprüfung und die Magistratsprüfung. Seither fahr ich." Und mit dem Kreuz funktioniert es auch besser als zuvor, sogar ohne Pulverl.

Nebenher war Christian mal "ein Zeitlang Piercer", er besuchte "Piercing Conventions" und "Body-Modification-Messen", wovon sein schönes Peckerl in der linken Ohrmuschel zeugt. Vielleicht muss er den Job bald wieder angehen, sollten die Geschäfte weiterhin so schlecht laufen, "wir wissen gar nicht, ob wir es überleben werden." Neben Corona ist immerhin die Frage der Pferdeäpfel, die der Bezirksvorsteher nicht sehen will, gänzlich in den Hintergrund geraten.

Christian kommt an drei bis vier Tagen pro Woche aus Mödling nach Simmering, von dort fährt er mit den zwei Schimmeln 50 Minuten lang in die Stadt. Während der Saison fährt er "um zehne wieder hinaus, um elfe bin ich im Stall, um Mitternacht bin ich daheim. Dann sind wir drei richtig müde", lacht er. "Meine Pferd’ seh ich dann öfter als meine Gattin." (Manfred Rebhandl, 15.5.2021)