Bild nicht mehr verfügbar.

Nicht auszuschließen, dass manche Emotional-Exzentriker die Penetration mit dem wattierten Stäbchen so liebgewonnen haben, dass sie ihnen richtig abgehen wird.

Foto: Reuters / Annegret Hilse

Langsam schaut’s so aus, als komme wirklich und wahrhaftig Entspannung an der Corona-Front auf uns zu. Echt geil. Und höchste Zeit, sich geistig auf die zu erwartenden Neuigkeiten einzustellen, um nicht vom Veränderungsschock überwältigt zu werden.

Allein die Vision der wiedergewonnenen Maskenlosigkeit hat es psychologisch in sich. Wie wird es sein, wenn man sich nicht mehr veranlasst fühlt, bei unbekannten Gegenübern aus dem Schnitt der Augen und der Lage der Stirnfalten zu deduzieren, welche Gesichtszüge sich womöglich unter der Maskerade verbergen könnten?

Es gibt wieder die unverstellte und von keinem Stofffetzen verhangene Sicht auf edle Antlitze oder auf original Wiener Watschengesichter (die natürlich keine Wiener Spezialität sind, sondern auf dem Land ebenso verbreitet) frei.

Eine weitere angenehme Auswirkung: Durch die Maske ist die ambulante Verköstigung in öffentlichen Verkehrmitteln beträchtlich erschwert worden. Essen Sie einmal ein Leberkässemmerl durch ein FFP2-Geflecht! Jetzt steht dem gemütlichen Pipperln und Papperln nix mehr im Wege. Kraftvoll zubeißen und dazu einen kräftigen Schluck aus der Dose.

Keine Nasenbohrertests

Keine Nasenbohrertests mehr! Das amüsante Warten auf das Erscheinen oder Nichterscheinen eines aussagekräftigen Strichs – Hurra, schon wieder positiv! – gehört leider der Vergangenheit an. Nicht auszuschließen, dass manche Emotional-Exzentriker die Penetration mit dem wattierten Stäbchen so liebgewonnen haben, dass sie ihnen richtig abgehen wird. Da ist dann halt postcoronares Selberbohren angesagt.

Man kann nach endlosen Monaten der erzwungenen Zu-Hause-Alkoholisierung endlich wieder ins Gasthaus saufen gehen! Und gegebenenfalls altem Brauchtum aus der heimischen Wirtshausfolklore frönen (Zechprellen, Wirtshausschlägerei etc.).

Aufatmen in Ischgl: Dort kann man sich beim Après-Ski höchstens noch mit einem Tripper anstecken. Die Adlerrunde hat nun Gelegenheit, den touristischen Totalumbau der Tiroler Landschaft in Angriff zu nehmen und ein paar störende Felskämme wegzusprengen, ohne dass sie ein grindiges Virus dabei belästigt.

Und die vielen Billigflugreisen müssen doppelt und dreifach nachgeholt werden! Um 15 Euro in die Serengeti oder zu den Kordilleren, Hauptsache, es ist weit weg und kostet fast nichts. (Christoph Winder, 17.5.2021)