Der großteils erhaltene Schädel zeigt einen beeindruckenden Kamm.
Foto: Juan Miguel Contreras/Instituto de Geologia, INAH

Er erinnert ein wenig an das Sci-Fi-Horrorwesen "Alien": Der Schädel von Tlatolophus galorum ist durch seinen 1,32 Meter langen Kamm besonders beeindruckend. Als Pflanzenfresser dürfte die von einem mexikanischen Forschungsteam gefundene und benannte neue Gattung und Spezies allerdings etwas harmloser gewesen sein. Der Schädel, der zu knapp 80 Prozent erhalten ist, wurde bei Ausgrabungen im nordmexikanischen Bundesstaat Coahuila gefunden, teilte das Nationale Institut für Anthropologie und Geschichte (INAH) mit.

Der markante Kamm soll den Wissenschaftern zufolge auch eine Kommunikationsfunktion gehabt haben: Durch innere Gänge, die Nase und Luftröhre verbinden, habe er wie eine integrierte Trompete funktioniert. Die mögliche kommunikative Funktion dieses Kamms passt zur Geschichte der Wörter, aus denen der Name der neuen Gattung zusammengesetzt wurde: "Tlatolophus" setzt sich aus dem Wort "Tlahtolli" ("Wort") in der Aztekensprache Nahuatl und dem griechischen Wort "Lophus" ("Kamm") zusammen. Der Kamm ähnele in seiner Form einem Schriftsymbol, das von mesoamerikanischen Völkern verwendet worden sei, um Kommunikation und Wissen darzustellen, hieß es.

Eine farbenfrohe künstlerische Interpretation der Spezies.
Bild: Luis V. Rey

Der Entdeckung war bereits 2005 der Fund des Schwanzes des Tieres vorausgegangen, wie die Wissenschafter vom INAH und der Universität UNAM in Mexiko-Stadt auch in der Fachpublikation "Cretaceous Research" erklärten. Im Jahr 2013 wurde dieser geborgen. "Obwohl wir die Hoffnung verloren hatten, den oberen Teil des Exemplars zu finden, haben wir, nachdem wir den Schwanz geborgen hatten, weiter unter der Stelle gegraben, wo er sich befand", sagt der Paläontologe Ángel Alejandro Ramírez-Velasco. "Überraschenderweise fanden wir nach und nach etwa Oberschenkelknochen, Schulterblatt und andere Knochen."

Verwirrung um Schädelknochen

Schon damals hatte ein länglicher Teil des Schädelknochens für Verwirrung gesorgt. "Damals sagte ich, dass es sich dabei wohl um einen Teil des Beckens handelt", sagt Ramírez-Velasco. Die Vermutung seines Kollegen José López Espinoza, dass es sich um den Kopf handeln könnte, bestätigte sich später, nach der Sammlung, Reinigung und Analyse von 34 weiteren Knochenfragmenten. Dadurch wurden Unter- und Oberkiefer, Gaumen und das Neurocranium, das das Gehirn umschließt, erkennbar.

Aufgrund des außergewöhnlichen Erhaltungszustandes des Schädels war es möglich, das Exemplar mit anderen in der Region bekannten Hadrosaurierarten wie Velafrons coahuilensis zu vergleichen. Die Untersuchung zeigte, dass der Kamm und die Nase anders als bei Velafrons waren und eher den Parasaurolophinen ähnelte.

Gesprächige Saurier

Aber der tropfenförmige Kamm des neuen Fundes sah anders aus als der röhrenförmige Kamm des bekannten Parasaurolophus, der im Gebiet der heutigen US-Bundesstaaten New Mexico und Utah sowie des kanadischen Alberta lebte und auch in den Jurassic-Park-Filmen dargestellt wurde.

So dürfte die Verwandtschaft des Sauriers ausgesehen haben.
Bild: Ramirez-Velasco et al. 2021

"Wir wissen, dass ihre Ohren niederfrequente Töne wahrnehmen konnten, also müssen sie friedliche, aber gesprächige Dinosaurier gewesen sein", vermutet Ramírez-Velasco. "Einige Paläontologen stellen die Theorie auf, dass sie laute Töne von sich gaben, um Raubtiere zu verscheuchen oder um sich fortzupflanzen."

Tod im Gewässer

Der Dinosaurier müsse vor 72 oder 73 Millionen Jahren in einem Gewässer gestorben sein, das reich an Sedimenten war, hieß es weiter vom INAH. Dadurch dürfte sein Körper schnell von Erde bedeckt worden sein, wodurch er konserviert wurde.

"Dieses Fossil, das noch untersucht wird, ist ein Ausnahmefall in der mexikanischen Paläontologie", sagte die Paläontologin Felisa Aguilar. Denn als Voraussetzung dafür müssen äußerst günstige Ereignisse vor Millionen von Jahren vorgeherrscht haben: Damals war Coahuila eine tropische Region. (sic, APA, dpa, 14.5.2021)