Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Wenn das kein Licht am Ende des Tunnels ist! Die Regierung plant hinter den Kulissen eine weltweite Wirtschaftsoffensive, zog nun der "Trend" vor die Kulissen. Die Offensive soll nicht nur weltweit sein, sie wird darüber hinaus angeführt von Kurz, Schallenberg und Mahrer, und das unter dem originellen Motto "Re.Focus Austria". Wenn dabei von weltweit die Rede ist, dann nach dem Motto: Dies Österreich ist eine kleine Welt, in der die Weite ihre Probe hält. Wenn alles nach Plan läuft, soll "Re.Focus Austria" bis Juni 2022 mit "Veranstaltungen weltweit" durchgetaktet werden. Alles in allem passt die geplante Export- und Imageoffensive – und darauf kommt es an – zur Strategie des Regierungschefs: Der türkise Kanzler könnte sich damit in den Köpfen der Österreicher weit über das "Licht am Ende des Tunnels" hinaus nachhaltig als "Mister Öffnung" verankern.

Vorwurf der Erpressung

Und was gut für "Mister Öffnung" ist, kann nur gut für Österreich sein. Bevor er sich in den Köpfen der Österreicher als solcher verankert, hat er noch einige kleine Hürden zu nehmen, etwa den Vorwurf der Erpressung abzuwehren. Erhoben hat ihn der Ex-"Kurier"-Chefredakteur und nunmehrige liberale Abgeordnete Helmut Brandstätter. Er sprach in der "Krone" von den "Erpressermethoden des Kanzlers", genauer: "Das sind die Erpressermethoden von Kurz. Wie bei einem Abendessen 2017, als er mir gesagt hat, dass er weiß, meine erfolgreiche Frau, auf die ich stolz bin, arbeitet auch für die ÖBB", ein Wissen, von dem Brandstätter meinte: "Auf türkis reimt sich mies!"

ORF-Moderatorin Patricia Pawlicki

Brandstätter ist einer dieser lästigen Abgeordneten, die mit Regierungskritik auffallen. Rein zufällig hat nun der "Exxpress" von Richard Schmitt wieder eine Geschichte über die Berufstätigkeit der Frau des Abgeordneten, es handelt sich um die ORF-Moderatorin Patricia Pawlicki, gebracht, um damit Brandstätter zu treffen. Der ortete gegenüber "Österreich" die ÖVP als Drahtzieher der Story. Offenbar aus Erfahrung. "Der Herr Kurz hat schon 2017 versucht, mich mit einer Geschichte über meine Frau zu erpressen. Das ist damals nicht gelungen – und wird diesmal nicht gelingen."

Aber probieren wird man doch dürfen. Vielleicht stört Kurz der Vorwurf der Erpressung gar nicht. Eine Regierungsspitze, von der gesagt wird, was sie sich traut, habe sich nicht einmal Jörg Haider getraut, wird sich nicht mit Lappalien abgeben.

Jeannée über Blümel

Die "Kronen Zeitung" ist noch schwankend in ihrem Urteil. Einerseits fand sie grenzwertig und geschmacklos, was Jan Böhmermann im ZDF über "Sebastian Kurz und seine türkise Familie" ausrollte, andererseits aber doch beklemmend die Dichte, in der Böhmermann aufzählte, was in Österreich alles möglich geworden ist. In Österreich möglich ist natürlich mehrmals wöchentlich Michael Jeannée. Diese Woche verstieg er sich in Sachen Blümel zu dem Sakrileg: Sie haben echt was los, sind ein Vollprofi. Sogar Sebastian Kurz kann von Ihnen noch lernen. Wenn das dem Finanzminister nur nicht mehr schadet als sein Budget!

Der Kanzler ist kein Gegenbeweis

Was Kurz von Blümel lernen kann, blieb in der "Krone" leider offen. Dafür hatte "Die ganze Woche" Lernstoff im Angebot. Wenn wir das Tausendjährige Reich ausklammern, dann war Kanzler Engelbert Dollfuß 1933 der bisher einzige heimische Spitzenpolitiker, der unsere Verfassung net einmal ignorierte. Aber dabei muss es ja nicht bleiben. Einen Fall, bei dem ein Minister erst unter Androhung einer Exekution gewissermaßen in letzter Sekunde Akten herausrückte, gab es noch nie. Der Kanzler ist kein Gegenbeweis. Der rühmt sich, Akten gelöscht zu haben. Das hat sich Kanzler Engelbert Dollfuß nicht getraut.

Schutz vor der "Schlammschlacht"

Was sich Wolfgang Fellner getraut hat oder nicht, werden vielleicht die Gerichte klären. Helfen sollte dabei ein Foto: Wolfgang Fellner mit seiner Frau Tamara, mit der er seit einem Jahr glücklich verheiratet ist. Wie sollte ein so glücklicher Ehemann eine Mitarbeiterin fünf Jahre davor bei einem Fotokopierer "am Hintern begrapscht" haben! Klar, ein solches Ambiente fördert die Romantik, aber da gibt es nur eines: Selbstgeißelung! Deshalb habe ich auf eigenen Wunsch beschlossen, die Moderation meiner Talkshow Fellner!Live bis zur Klärung der Vorwürfe an meinen Sohn Niki und "Politik-Insiderin" Isabelle Daniel abzugeben, um meine Mitarbeiter vor dieser auf mich zielenden Schlammschlacht zu schützen.

Ein Chef, der seine Mitarbeiter vor einer auf ihn zielenden Schlammschlacht schützen will und das auf eigenen Wunsch beschlossen hat, sollte zum Arbeitgeber des Jahres ernannt werden. (Günter Traxler, 16.5.2021)