Bild nicht mehr verfügbar.

Die Begeisterung für die Sommerspiele schwindet und schwindet, in Tokio wird schon gegen die Austragung protestiert.

Foto: Reuters/Kyodo

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) bastelt weiter an seinem Konzept für sichere Spiele in der "Bubble", im Gastgeberland Japan aber bleibt die Stimmung angespannt. Am Freitag erreichte die offizielle Sieben-Tage-Inzidenz den höchsten Stand seit dem 12. Jänner und den zweithöchsten seit Ausbruch der Pandemie. Der Corona-Notstand wurde auf drei weitere Regionen ausgeweitet.

In den Präfekturen Hokkaido, Okayama und Hiroshima werden die Restriktionen zunächst bis zum 31. Mai verschärft, sagte Premierminister Yoshihide Suga. In diesen drei Regionen sei "die Bevölkerung relativ groß, und die Zahl der neuen Fälle steigt sehr schnell an".

Der Inzidenzwert lag am Freitag bei 35,6 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern. Diese Zahl ist jedoch nicht glaubwürdig. Nur die positiven Fälle aus den öffentlichen Kliniken, die vom Gesundheitsamt gemeldet werden, fließen in diese Statistik ein. Die japanische Regierung hatte erst am 7. Mai den Notstand unter anderem für Tokio abermals verlängert. Insgesamt gelten schärfere Restriktionen damit in neun der 47 Präfekturen des Landes. Erst rund drei Prozent der gut 125 Millionen Japaner haben wenigstens eine Impfdosis erhalten, die Krankenhäuser sind überfüllt.

Bevölkerung weiterhin skeptisch

Große Teile der Bevölkerung sind weiterhin skeptisch, wünschen sich eine abermalige Verschiebung oder Absage der Spiele (23. Juli bis 8. August). Olympiagegner übergaben am Freitag eine Petition gegen die Austragung an Gouverneurin Yuriko Koike, das Schreiben wurde von 351.000 Menschen unterzeichnet. "Es geht darum, ob wir in Zeiten einer Pandemie das Leben priorisieren oder eine Veranstaltung, die sich Olympische Spiele nennt", sagte der Initiator Kenji Utsunomiya. "Unsere Forderung spiegelt die öffentliche Meinung in unserem Land wider." Diverse Umfragen bestätigen das, die Ablehnungsquote liegt bei 60 Prozent, Tendenz steigend.

Seiko Hashimoto, die Organisationschefin von Tokio 2020, erklärte, sie sei sich der Bedenken bewusst, bestehe aber darauf, dass strenge Regeln die Sicherheit aller gewährleisten würden. "Wir müssen eine feste Blase schaffen und die notwendigen Einschränkungen vornehmen, um das medizinische System nicht zu belasten." Das IOC zeigt sich ungebrochen zuversichtlich. Mithilfe der letzten Fassung der sogenannten Playbooks, die im Juni vorgestellt werden sollen, der Unterstützung durch die Weltgesundheitsorganisation und weiteren erfolgreichen Testevents wolle man "dem japanischen Volk das Vertrauen geben, dass diese Spiele sicher abgehalten werden können", sagte ein Sprecher.

"Spiele niemals an erster Stelle"

Allerdings hatte Premierminister Suga erstmals Zweifel aufkommen lassen. "Für mich standen die Spiele niemals an erster Stelle", sagte der umstrittene Regierungschef im Parlament: "Der Schutz von Leben und Gesundheit der Menschen hat höchste Priorität." Eine Vereinigung einheimischer Krankenhausärzte bezeichnete in einer Stellungnahme an die Regierung eine sichere Austragung als "unmöglich" und forderte die erneute Absage. "Wir können die Gefahr nicht leugnen, dass viele neue Virusvarianten aus der ganzen Welt nach Tokio gelangen", schrieben die Ärzte. (sid, red, 14.5.2021)