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WhatsApp leidet nur begrenzt unter den aktuellen Diskussionen.

Foto: Foto: Patrick Sison / REUTERS

Seit Monaten schwelt jetzt schon die Kontroverse rund um die neuen Nutzungsbedingungen von WhatsApp. Begleitet wird diese von Berichten verärgerter User, die darin den sprichwörtlichen Tropfen sehen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat – und der sie nach Alternativen umsehen lässt. Nach mehreren Verschiebungen treten die neuen Regeln nun mit dem 15. Mai in Kraft – in einem Frage und Antwort gehen wir auf alle damit verbundenen Fragen ein. Dieser Termin eignet sich aber auch als Anlass einmal nachzusehen, ob die Kontroverse WhatsApp wirklich geschadet hat. Immerhin sind individuelle Berichte das eine, während Zahlen oft eine ganz andere Sprache sprechen. Und tatsächlich präsentiert sich die Situation auch in diesem Fall etwas komplexer als man zunächst glauben könnte.

Signal legt zu

Doch zunächst zur Konkurrenz: Diese profitiert nämlich tatsächlich massiv von der aktuellen Diskussion. Vor allem der ganz auf Privatsphäre ausgelegt Messenger Signal hat in den vergangenen Monaten einen regelrechten Boom hingelegt. Laut Daten der Analysefirma Sensortower konnte Signal im ersten Quartal 2021 ein Wachstum bei den Downloads von 1.200 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal hinlegen. In absoluten Zahlen heißt das, dass die App zwischen Anfang Jänner und Ende März ungefähr 64,6 millionenfach heruntergeladen wurde. Wobei sich in diesem Fall ganz klar die Auswirkungen der WhatsApp-Diskussion zeigen – war das stärkste Monat doch der Jänner, in dem alleine 51 Millionen Downloads erfolgten. Was allerdings auch heißt, dass der ganz große Schub für die Signal-Zahlen derzeit wieder vorbei zu sein scheint.

Grafik: Sensortower

Telegram auch

Ebenso beeindruckend sind die Zahlen von Telegram: Dieses verzeichnete im ersten Quartal gleich 161 Millionen neue Downloads. Da man von einer deutlich stärkeren Nutzerbasis als WhatsApp ausgeht, entspricht das einem Wachstum von 98 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit hat es Telegram auch geschafft, die Grenze von 500 Millionen monatlich aktiven Nutzern weltweit zu knacken.

Dies zeigt auch, dass die Privatsphärendiskussion einen inhaltlich nicht immer ganz nachvollziehbaren Einfluss hat. Immerhin verweisen Sicherheitsexperten regelmäßig darauf, dass Telegram in mancher Hinsicht sogar weniger privat ist als WhatsApp. So gibt es Zweifel an der Qualität der Verschlüsselung, zudem ist eine vollständige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Konversationen nur optional – und nicht für alles aktiviert wie bei Signal oder eben auch WhatsApp. Was das Telegram-Wachstum anbelangt, darf allerdings auch nicht vergessen werden, dass die App neben der Messenger-Funktionalität für viele vor allem als Nachrichtenkanal dient – und sich damit in seiner Nutzung auch deutlich von Signal oder WhatsApp unterscheidet.

WhatsApp verliert – aber nicht wirklich

Bei WhatsApp zeigt sich hingegen ein Einbruch bei den Downloadzahlen und zwar um 43 Prozent im Jahresvergleich. Das ist für Facebook sicherlich nicht erfreulich, gleichzeitig zeigen zwei andere Zahlen aber auch wie relativ dies ist. Einerseits wurde die App damit noch immer öfter als irgendein anderer Messenger heruntergeladen – konkret 172,3 Millionen mal. Vor allem aber geht es eben hier nur um neue Downloads, und WhatsApp hatte nun mal schon viel mehr User als irgendein anderer Messenger. Mehr als zwei Milliarden monatlich aktive User sollen es derzeit sein, und: Laut Facebook wächst diese Zahl auch jetzt noch weiter. Ein großer Nutzerexodus scheint bisher also ausgeblieben zu sein. (apo, 15.05.2021)