Rassismus abreißen, Göttingen dekolonialisieren steht auf einem Leintuch, das im Vorjahr über ein Südwestafrika-Denkmal gestülpt wurde. Das Denkmal wurde 1910 für die Angehörigen der Schutztruppe in der damaligen deutschen Kolonie Deutsch Südwestafrika heute Namibia errichtet, die während des Krieges gegen die Herero und Nama umkamen.

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Berlin – Nach mehrjährigen Verhandlungen haben sich einem Medienbericht zufolge Deutschland und Namibia auf ein Abkommen zur Wiedergutmachung deutscher Kolonialverbrechen geeinigt. Nach Informationen des Deutschlandfunks vom Wochenende erklärt sich Deutschland bereit, die Verbrechen an den Volksgruppen der Herero und Nama als Völkermord anzuerkennen. Namibia – damals Deutsch-Südwestafrika – war von 1884 bis 1915 deutsche Kolonie.

Ein gemeinsam erarbeitetes Dokument sei in Berlin von den Verhandlungsführern, dem früheren CDU-Bundestagsabgeordneten Ruprecht Polenz und dem namibischen Sondervermittler Zed Ngavirue, paraphiert worden, hieß es. Laut Deutschlandfunk soll das Abkommen in etwa zwei Wochen von den Außenministern beider Länder in Namibia unterzeichnet werden. Als Entschädigung wurde Namibia demnach finanzielle Unterstützung für soziale Projekte zugesprochen, die den Siedlungsgebieten der betroffenen Volksgruppen zugutekommen sollen. Außerdem soll Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einem Festakt im namibischen Parlament kommen, um dort offiziell um Entschuldigung zu bitten.

Nicht zu Medienberichten geäußert

Polenz, der als offizieller Vertreter der deutschen Regierung den Dialog mit Namibia zur Aufarbeitung der unter der deutschen Kolonialherrschaft verübten Verbrechen führt, sowie das deutsche Außenministerium wollten sich am Sonntag unter Berufung auf "Vertraulichkeit" nicht zu dem Medienbericht äußern. "Die Gespräche mit Namibia finden in einer konstruktiven und vertrauensvollen Atmosphäre statt", erklärte einer Sprecherin des Auswärtigen Amts auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP.

Zwischen 1904 und 1908 wurden unter der deutschen Kolonialherrschaft Zehntausende Angehörige der Volksgruppen Herero und Nama durch deutsche Truppen getötet. Historiker bewerten die Massaker als ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts. Berlin und Windhoek führen seit 2015 Verhandlungen über Entschädigungen für die Kolonialverbrechen. Eine offizielle Entschuldigung oder eine Entschädigung durch Deutschland gibt es bisher nicht. (APA, AFP, 16.5.2021)