Dauertorschütze.

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Robert Lewandowski wusste, was er der großen Geschichte des FC Bayern schuldig ist. Also präsentierte der 32-jährige Pole nach seinem 40. Meisterschaftstreffer für die Münchner in dieser Saison ein Unterleiberl mit dem Konterfei von Gerd Müller.

"4ever Gerd" stand da zu lesen. In der Saison 1971/72 hatte der einst als "Bomber der Nation" titulierte Stürmer aus Nördlingen mit 40 Saisontoren für die Bayern vermeintlich einen Ligarekord für die Ewigkeit aufgestellt. Lewandowski kann ihn in dieser Saison aber sogar noch übertreffen. Beim 2:2 am Samstag in Freiburg vergab er nach seinem Elfmetertor zum 40er den 41. Saisontreffer stümperhaft. "Ich hätte mindestens ein Tor mehr schießen können. Aber vielleicht kann man so einen Rekord nicht direkt schlagen", sagte der Internationale, der am Samstag im abschließenden Heimspiel gegen Augsburg nachlegen dürfte.

Im Unterschied zum vergötterten Müller, der, an Alzheimer erkrankt, mit 75 Jahren in einem Pflegeheim nahe München lebt, ist Lewandowski in Fankreisen seit jeher eher respektiert als geliebt. Jahrelang galt der Mann aus Warschau, der 2010 von Lech Posen zu Borussia Dortmund in die deutsche Bundesliga wechselte und 2014 unter ordentlichen Begleitgeräuschen in der Fanszene nach München weiterzog, als kühler Karrierist. Er suggerierte, dass Bayern für ihn noch nicht das Ende des fußballerischen Weges sein muss.

Teamplayer statt Egoist

Das hat sich mittlerweile geändert. Der Bestverdiener beim deutschen Rekordmeister erweckt nicht mehr den Eindruck, als könne er sich über Tore seiner Nebenmänner kaum freuen. Inzwischen gilt der Kapitän der polnischen Nationalmannschaft, für die er in bisher 118 Spielen 66 Tore erzielte, mehr als Teamplayer denn als Egoist. Lewandowski hat die Erfahrung gemacht, dass mit den Bayern alles neben dem obligaten Reichtum eines Superstars zu erreichen ist – seit der Vorsaison ist er auch Champions-League- und Klub-WM-Sieger.

Sport ist die Bestimmung des Sohnes einer Volleyballerin und eines Judokas. Lewandowskis Ehefrau Anna, mit der er zwei kleine Töchter hat, war Karateweltmeisterin. 2017 machte der tiefgläubige Katholik seinen Bachelor auf der Sporthochschule Warschau – Thema der Abschlussarbeit war seine eigene Karriere. Die größten Titel und die Auszeichnung zum Weltfußballer 2020 und Müllers Rekord für die Ewigkeit haben dem Träger des höchsten polnischen Zivilordens da noch gefehlt. (Sigi Lützow, 16.5.2021)