Der übliche Austragungsort der Google I/O, das Shoreline Amphitheatre in Mountain View, direkt neben Googles Hauptquartier, bleibt auch heuer leer. Stattdessen gibt es einen Online-Event.

Foto: Proschofsky / STANDARD

Die Pandemie macht auch vor Google nicht halt. Nachdem die I/O 2020 komplett abgesagt werden musste, erlebt die wichtigste Veranstaltung des Google-Jahres nun ein Comeback. Und doch ist alles anders: Statt wie gewohnt im kalifornischen Mountain View findet die Entwicklerkonferenz vollständig online statt. Das heißt auch: Der Event steht dieses Jahr allen offen – wer will, kann also vom 18. bis 20. Mai nicht nur zahlreichen Vorträgen lauschen, es gibt auch eine Fülle an Workshops und Diskussionsrunden mit Google-Entwicklern.

Die Keynote

Für die breite Masse dürfte aber vor allem ein Termin von Interesse sein. Am Dienstagabend um 19:00 (MESZ) startet die einleitende Keynote zur Konferenz, in der üblicherweise zahlreiche Neuvorstellungen aus den unterschiedlichsten Produktbereichen von Google präsentiert werden. Was dort konkret vorgestellt wird, ist derzeit zwar natürlich offiziell noch geheim, und doch zeichnen sich einige der Eckpunkte bereits im Vorfeld ab.

Android 12 im neuen Look

Einen zentralen Punkt nimmt bei jeder I/O das mobile Betriebssystem Android ein. Ein Blick auf das Programm – wo sich ganz klar die meisten Termine rund um Android drehen – zeigt schon, dass das auch dieses Jahr nicht anders sein wird. Vor allem aber verspricht die Google I/O 2021 einigen Diskussionsstoff für die Android -Welt zu liefern. Steht doch nicht nur die Veröffentlichung der ersten Beta für Android 12 an – dieses soll noch dazu ein komplett neues Design bringen.

Einige neue Element des Android 12 UIs laut eines aktuellen Leaks.
Grafik: Google / Jon Prosser

Dafür sprechen nicht nur eindeutige Spuren in den aktuellen Developer-Previews für die nächste Generation des Betriebssystems – vor einigen Monaten gab es bereits erste Leaks mit einem deutlich anderen Look als bisher. Wenige Tage vor der Konferenz wird es dann aber noch einmal handfester: Der für seine Leaks bekannte Youtuber Jon Prosser ist an Marketingmaterialien und ein Promovideo für Android 12 gekommen. Dieses zeigt eine ziemlich umfassende Überarbeitung des optischen Auftritts des Betriebssystems – von neuen Widgets über die Darstellung von Benachrichtigungen bis zur Ausformung von Knöpfen und Slidern scheint kaum ein Bereich unangetastet zu bleiben.

Angemerkt sei, dass das von Prosser öffentlich gemachte Video durchaus bereits älteren Datums sein könnte, und auch nicht klar ist, wer dabei die Zielgruppe war. Das heißt, das fertige System könnte sich dann doch noch an einigen Stellen unterscheiden. Der Trend zu kräftigen Farben, breiteren Reglern und größeren Schriften zeigt sich aber ohnehin bereits in aktuellen Versionen von Android 12.

Wear OS: Resurrection

Zeitweise wirkte es bereits so, als hätte Google vergessen, dass es Wear OS noch gibt. Mit der I/O 2021 könnte das Smartwatch-Betriebssystem aber nun eine Art Comeback geben. Darauf verweisen nicht nur plötzlich wiedererwachte Aktivitäten rund um das System – erst vor wenigen Tagen wurde die Tastatur-App Gboard für Wear OS veröffentlicht – es gibt auch mehrere Vorträge zu dem Thema auf der I/O. Und in einem davon sollen auch Betriebssystemneuerungen vorgestellt werden. Wieso es gerade jetzt zu dem neu erwachten Interesse kommt, ist übrigens auch kein großes Geheimnis: Google will offenbar im Herbst mit der Pixel Watch die erste eigene Smartwatch vorstellen.

Ähnlich überraschend kommt die Wiederentdeckung einer weiteren Plattform: Tablets. Bereits vor einigen Tagen hat Google eine neuen "Entertainment Space" für Android-Tablets präsentiert. Dazu kommt, dass die Testversionen von Android 12 versteckt einen alternativen Homescreen mit Taskbar enthalten, was allerdings sowohl für Desktops- als auch Tablet-Nutzung gedacht sein könnte. Vor allem aber hat Google einige seiner Android-Apps – darunter Android Messages und Google Photos – zuletzt für große Bildschirme optimiert. Freilich dürfte man damit nicht nur auf Tablets abzielen, sondern noch auf eine andere Hardwarekategorie, an der dem Vernehmen nach auch Google selbst für seine Pixel-Reihe Interesse hat: faltbare Smartphones.

Pixel 5a? Eher nicht

Eher nicht zu erwarten sind für die I/O hingegen Hardwarevorstellungen in diesem Bereich. Das Pixel 5a dürfte aktuellen Berichten zufolge erst im Frühsommer erscheinen, und selbst dann wird die Verfügbarkeit wohl stark beschränkt sein. Dies auch, weil sich Google ganz auf das Pixel 6 im Herbst konzentriert, für das zahlreiche Neuerungen erwartet werden. Falls das für die Mittelklasse gedachte Pixel 5a doch enthüllt wird, gibt es dafür gute Chancen, dass auch neue Earbuds von Google präsentiert werden: die Pixel Buds A, die preislich ebenfalls in günstigeren Regionen angesiedelt sein dürften.

Prozessoren?

Offen bleibt auch ein anderes Hardware-Thema: So ist schon länger bekannt, dass Google an eigenen Prozessoren – unter anderem – für die Pixel-Reihe arbeitet. Auch hier würde sich die Entwicklerkonferenz anbieten, um erste Details zu verraten. Ob Google dies auch wirklich tut oder lieber auf einen späteren Zeitpunkt wartet, ist allerdings eine ganz andere Frage.

Maschinenlernen

Was hingegen sicher ist: Auch dieses Jahr wird künstliche Intelligenz wieder eine große Rolle spielen. Hat Google dieses Thema doch in den vergangenen Jahren mit schöner Regelmäßigkeit hervorgehoben. Vor allem aber spielt es für viele neue Funktionen von Google eine wichtige Rolle – von Google Maps bis zur Suchmaschine. Heuer könnte es dabei unter anderem wieder einige Neuerungen rund um den Google Assistant oder auch den Bereich Augmented Reality geben. Ganz sicher werden auch wieder die Themen Privatsphäre und Sicherheit eine Rolle spielen, sind diese doch ebenfalls Fixpunkte bei I/O-Keynotes.

Spielplatz und Streaming

Wer sich Sorgen um die Zuverlässigkeit des Streamings der Vorträge macht, kann übrigens beruhigt werden: Google hat damit gehörige Erfahrung, hat man doch schon in den vergangenen Jahren weite Teile der I/O auch online live zugänglich gemacht. Dieses Jahr kommen dazu aber eben noch Workshops und andere Veranstaltungen. Zudem wird es für registrierte Teilnehmer das sogenannte "I/O Adventure" geben, einen virtuellen Raum, in dem sie sich mit anderen treffen können. Grafisch als Adventure-Spiel gehalten, soll es dort unter anderem Chat-Möglichkeiten, Roundtable-Diskussionen und virtuelle Zusammenkünfte geben – sowie so manches Easter Egg. Wem diese Idee bekannt vorkommt: Die Hackerkonferenz Chaos Communication Congress konnte Ende vergangenen Jahres auch mit solch einem virtuellen Spielplatz aufwarten.

Liveticker

DER STANDARD wird die Konferenz mit Berichten zu allen Neuerungen begleiten. Den Startschuss hierfür bildet ein Liveticker, der die Keynote begleiten wird, und der den geneigten Leserinnen und Lesern die Möglichkeit bietet, die Ankündigungen zu kommentieren – oder auch gepflegt über sie zu ätzen. Der Ticker wird dabei bereits etwas vor 19:00 am Dienstagabend an den Start gehen, Interessierte sollten sich den Termin also gleich mal im Kalender markieren. (Andreas Proschofsky, 17.05.2021)