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Der Skaleneffekt ist Segen und Fluch zugleich. Einerseits kann man durch ihn Herstellungsprozesse umweltfreundlicher gestalten. Andererseits ist er jener Turbo, der Stückzahlen in die Höhe treibt und damit den Ressourcenverbrauch. Er ist sozusagen der digitale Zwilling der kapitalistischen Wirtschaftsordnung.

Mit dem Skaleneffekt kann man die guten Dinge vorantreiben, aber auch die bösen. Das ist dem Skaleneffekt egal. Jeder Autohersteller kann seine Autos billiger anbieten, wenn er mehr davon herstellt. Damit ist er erfolgreicher und kann noch mehr Autos bauen. Alle Autohersteller trachten nach diesem Prinzip ihren Ausstoß an Autos zu mehren.

Fossiles Erdgas statt Sonne

Der Skaleneffekt führt auch zu Modulsystemen. Autos werden sich dann unter ihrem Blechkleid immer ähnlicher. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen nur mehr durch unterschiedliche Embleme, Marketing- und Verkaufsstrategien. Nicht einmal in der Art der Verknüpfung mit der digitalen Welt (mein Auto wird zum Handy) sind sie dann noch auseinanderzuhalten.

Der Elektroantrieb verstärkt diesen Eindruck zusätzlich. Aber vielleicht ist das alles nicht sehr bedeutend. Und viel wichtiger wäre es, bei der Herstellung umweltfreundlicher Energieträger mannigfaltige Skaleneffekte anzusetzen, den Vermehrungsschlüssel im Sinn der Umwelt zu nutzen, das zu vervielfältigen, wovon wir wirklich viel mehr brauchen.

Von Wasserstoff reden alle, hergestellt wird er aber immer noch zu 99 Prozent aus fossilem Erdgas anstatt mit Sonne, Wasser und Wind. Wo bleibt hier der Skaleneffekt? (Rudolf Skarics, 2.6.2021)