THEATER

Es wird eng auf Österreichs Bühnen. Sämtliche im letzten Halbjahr fertig geprobten Neuinszenierungen werden Schlag auf Schlag abgefeiert. Alles muss raus! Am 19. 5. herrscht auf den Staats- und Landesbühnen dichtes Gedränge – mit sieben Premieren zeitgleich zwischen Innsbruck und Wien, darunter Highlights wie Fräulein Julie am Akademietheater, Uraufführungen am Landestheater Niederösterreich und an den Schauspielhäusern Wien und Graz; das Landestheater Linz wirbt mit dem Slogan "6 Premieren in 6 Tagen". Nur das Volkstheater lässt sich noch Zeit und startet mit einem von Kay Voges aus Dortmund mitgebrachten Theatermacher am 26. 5.

Johannes Krisch ist im Theater in der Josefstadt zu sehen.
Foto: Astrid Knie

Sämtliche Neuinszenierungen am Theater in der Josefstadt werden vorläufig als "Voraufführungen" gespielt, darunter der Bockerer mit Johannes Krisch. Dazu kommen neben vielen kleinen Theatern noch die Wiener Festwochen, deren Bühnenprogramm mit Heiner Goebbels’ Liberté d’Action am 4. 6. startet. (afze)

KABARETT

Wer sich den Corona-Grant von der Seele lachen will, muss dazu nun nicht mehr in den Hauskeller gehen. Gerade im Open-Air-Bereich kann Kabarett diesen Sommer mit einer nie da gewesenen Fülle aufwarten: Bei Theater im Wiener Belvedere-Park begrüßt Gastgeber Michael Niavarani ab 21. 5. u. a. Harald Schmidt, Gery Seidl (28. 5.), Florian Scheuba (29. 5.); Omar Sarsam (2. 6.) und Lisa Eckhart (4. 6.), dazu die Simpl-Revue (11. 6.), Musik und Literatur. Ein ähnlich großes Stelldichein gibt die Humoristenszene auch auf Viktor Gernots neuer Bühne im Wiener Prater (Tipp: Christoph Fritz am 18. 6.).

Josef Hader zeigt im Juni erstmals seit sieben Jahren ein neues Stück.
Foto: lukas beck

Indoor feiern im Wiener Stadtsaal zwei Kapazunder des Kabaretts Premiere: diesen Mittwoch, 19. 5., Lukas Resetarits (Das Letzte – Kein Abschied) und am 10. 6. Josef Hader mit seinem ersten Stück seit sieben Jahren: Hader on Ice. Zahlreiche Kabarettisten gehen auf Tour und gastieren auf Bühnen im ganzen Land. (stew)

POP

Große Festivals wie das Novarock sind zwar auch heuer abgesagt beziehungsweise auf 2022 verschoben worden – und ob das Frequency in St. Pölten im August bei äußerst eingeschränktem Publikum stattfinden können wird, ist vor allem eine Frage der Finanzierbarkeit. Zumindest das Popfest Wien gibt sich aber tapfer und verlegt zwischen 23. und 25. 7. die Veranstaltungen rund um den Karlsplatz aufgrund der Sicherheitsvorschriften in die Wiener Arena. Die Arena und etwa auch Gasometer und Szene Wien werden großteils erst im Herbst starten. Die meisten Europatourneen internationaler Acts wurden längst dorthin oder nach 2022 verlegt.

Franz Fuexe treten Anfang Juni im Wiener Fluc auf.
Foto: Andreas Kronsteiner

Aktuell losgehen wird es also mit heimischen Acts und deren Erfahrungen bei den Lockdown-Gigs im Vorjahr: Franz Fuexe rocken am 4. 6. im Wiener Fluc, die Dramas am 27. 5. das Rockhouse Salzburg, Austrofred am 15. 6. das Grazer Literaturhaus. Ernst Molden geht ab 20. 5. auf Österreichtournee, unter anderem mit Der Nino aus Wien. (schach)

KINO

Die Kinos lassen sich nicht lumpen und buhlen mit einem bunten Strauß an Previews, Reprisen und Spezialangeboten von Mittwoch an um ihr Publikum. Geschlossen bleiben momentan noch die Multiplexe, die auf zugkräftige US-Titel warten.

Die restaurierte Fassung von "In the Mood for Love" läuft Im Wiener Filmcasino.
Polyfilm Verleih

Einige Eröffnungszuckerln: Im Wiener Filmcasino ist eine restaurierte Fassung von In the Mood for Love mit Maggie Cheung zu sehen, im Votiv läuft als Preview die Erich-Kästner-Adaption Fabian oder Der Gang vor die Hunde. Das Burg-Kino empfiehlt eine neue Fahrt zu David Lynchs Mulholland Drive. Das Filmmuseum lockt mit Komödien gegen die Krise von Frank Tashlin bis Helge Schneider. Freiluft-Aficionados kommen im Augarten des Filmarchivs auf ihre Kosten, etwa mit Aufzeichnungen aus der Unterwelt (Tizza Covi und Rainer Frimmel). Am 27. 5. startet Chloé Zhaos Oscar-gekrönter Nomadland. Filmfestivals werden im Juni nachgeholt: Am 1. 6. Crossing Europe, ab dem 8. 6 die Diagonale. (kam)

TANZ UND PERFORMANCE

Das Ballett der Wiener Staatsoper legt mit Werken von Jerome Robbins und George Balanchine los, das Programm (ab 20. 5.) heißt A Suite of Dances. Im Wiener Wuk hat Rotraud Kern schon am 19. 5. eine Lovage anzubieten. Auch der Wiener Souterrain-Performance-Space Im_Flieger öffnet ad hoc: mit der Gruppe Lux Flux (20./21. 5.). Das Tanzquartier Wien startet im Juni live.

Recirquel Cirque Danse mit seiner Show "Solus Amor".
Foto: Hirling Balint

In den Bundesländern sorgt etwa am Festspielhaus St. Pölten der Recirquel Cirque Danse von Bence Vági mit seiner Show Solus Amor für Staunen (20. 5.). Das Linzer Landestheater bietet Urs Dietrichs Choreografie Credo zu Musik von u. a. Arvo Pärt und den Drum Freaks als Uraufführung (ab 21. 5.). Und an der Oper Graz feiert (am 19. 5.) der Abend Tan(z) Go! Premiere.

Ab 23. 5. hat das Salzburger Landestheater die Uraufführung des Balletts Anna Karenina von Reginaldo Oliveira auf Lager. Vorschau: Am 8. 6. startet das Sommerszene-Festival mit Tanz und Performance. (ploe)

KUNST

Zwar mussten Kunstinstitutionen während der harten Lockdowns immer wieder schließen, hatten aber das Glück, in den softeren Phasen zu öffnen. Viele der verschobenen Ausstellungen können endlich nachgeholt werden. Ein Parcours aktueller Highlights:

Werke von Fiona Rae findet man in der Albertina Modern in der Schau "Wonderland".
Foto: Bildrecht / Buchmann Galerie Koeln

Das Belvedere sucht nach besseren Zeiten im Wiener Biedermeier. Im Künstlerhaus Wien wird die erste große Mitgliederausstellung seit den 1990er-Jahren präsentiert. In Lentos in Linz kann man in Arbeiten von 170 Positionen die Wilde Kindheit ergründen. Der Künstler Yinka Shonibare untersucht im Museum der Moderne Salzburg (ab 22. 5.) das Erbe des westlichen Kolonialismus. Das Mak stellt Die Frauen der Wiener Werkstätte und die Vienna Biennale for Change (ab 28. 5.) vor. Maria Hassabi lässt in der Secession die Zeit stillstehen, Patricia Piccinini belebt die Kunsthalle Krems mit ihren faltigen Wesen, und die Albertina Modern lockt ins Wonderland. (kr)

LITERATUR

Lesen ist eine stille Angelegenheit, ohne Trubel ab und zu darbt aber auch die Literatur. Im Literaturhaus Graz eröffnet Dževad Karahasan am Mittwoch die Bühne wieder. Im Literaturhaus Mattersburg wird diese Ehre Norbert Gstrein (19. 5.) zuteil. Wegen Sitzplatzzuteilung muss man sich hier wie auch im Stifterhaus für Thomas Arzt (25. 5.) vorregistrieren. In der Alten Schmiede in Wien ist das nicht nötig, wer keinen Platz bei Peter Rosei (20. 5.) oder Dorothee Elmiger (31. 5.) ergattert, findet parallele Streams online vor. Ein Zukunftsmodell? Für Christoph Ransmayr (21. 5.) im Literaturhaus Salzburg kann man physische und Stream-Tickets kaufen.

Norbert Gstrein gehört zu den ersten Autoren, die wieder vor Publikum lesen dürfen.
Foto: oliver wolf

Die erste Gelegenheit zu größerem Trubel bieten die Literaturtage Steyr (21.–23. 5.). Wegen Corona verspätet sticht in Oberösterreich neu das Literaturschiff zwischen Stroheim und Sierning in See, Termine werden laufend aktualisiert. Der Bachmannpreis findet indes erneut digital statt (16.–20. 6.), das Lesefest Rund um die Burg (21./22. 5.) auch. (wurm)

KLASSIK UND JAZZ

Die schlimme Nachricht zuerst: Das Jazzfest Wien fällt aus. Trost bietet jedoch – wie immer – das Porgy & Bess, das ab Mittwoch öffnet. Im Konzerthaus, wo Jazzpianist Brad Mehldau spielt (26. 5.), erlebt der Klassikfreund in einer bis Ende Juli verlängerten Saison u. a. die Philharmoniker (23., 24., 25. 5.), während im Musikverein der Konzertreigen mit Pianist Daniel Barenboim startet (20., 22. 5). Es folgen ebendort u. a. auch die Staatskapelle Dresden mit Christian Thielemann (5. 6.) und Mezzosopranistin Joyce DiDonato (27. 6.).

Im Musikverein beginnt der Konzertreigen mit Pianist Daniel Barenboim.
Foto: Christophe SIMON / AFP

Einiges kommt auf Opernfreunde zu: An der Volksoper wird am Mittwoch die Wiedereröffnung mit der Premiere von Suppès Der Teufel auf Erden gefeiert, während sich an der Staatsoper die Faust-Inszenierung von Frank Castorf erstmals dem Publikum stellt (auch 19. 5.). Das Haus am Ring wird zudem Verdis Macbeth (Regie Barrie Kosky, 10. 6.) bringen. Und wie ein Sänger inszeniert, erlebt man in der Kammeroper, wo das Tristan Experiment von Bariton Günther Groissböck (25. 5.) startet. (toš, 18.5.2021)