Said war gegen die Instrumentalisierung von Literatur.

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Der aus dem Iran stammende, in Deutschland lebende Dichter Said ist tot. Er starb im Alter von 73 Jahren, wie das deutsche PEN-Zentrum am Montag bestätigte. Said, der seit Jahrzehnten in München lebte, ist vor allem als Verfasser von Gedichten, aber auch Hörspielen, Aufsätzen und Reden bekannt. Sein erster Gedichtband erschien 1981.

Von 1995 bis 1996 war er Vizepräsident und Beauftragter des westdeutschen PEN-Zentrums für das "Writers in Prison Committee". In dieser Zeit vermittelte er iranische Literatur an deutschsprachige Verlage. In seinen Texten verarbeitete Said häufig sein Leben im deutschen Exil. Ein Hauptmotiv seiner Gedichte war die Liebe. Für sein schriftstellerisches Werk, aber auch seinen politischen Einsatz erhielt Said zahlreiche Auszeichnungen.

Wegen des Studiums

Geboren am 27. Mai 1947 in Teheran, wuchs Said zu Zeiten des Schahs Reza Pahlewi auf. Doch nach München zog er 1965 nicht, um vor einem Autokraten zu flüchten, der die politische Opposition unterdrückte. "Ich wollte studieren und der Numerus clausus im Iran war sehr hart", sagte er. In München angekommen, widmete er seinem Studium dennoch nicht viel Zeit. Stattdessen organisierte er mit anderen iranischen Studenten Rechtsanwälte für politische Gefangene in seiner Heimat. "Meine Generation konnte zu Hause kaum etwas sagen, hier konnten wir es."

Angekommen fühlte er sich in Deutschland auch Jahre später nicht. Die Kälte der Menschen, dass sich die Deutschen nicht berührten, irritierte ihn, wie er erzählt. 1979 nutzte er die Zeit zwischen der Vertreibung des Schahs und der Machtübernahme durch Ajatollah Khomeini, um in den Iran zu reisen. Es war die Zeit der Islamischen Revolution.

Mit Terror nicht gerechnet

"Ich habe mit dem Grad des Terrors nicht gerechnet", sagte er. "Die haben wirklich Tabula rasa gemacht, massenweise Leute hingerichtet, teilweise auf der Straße." Nach wenigen Wochen sah er sich gezwungen, nach München zurückzukehren.

Dort vertiefte er sich immer mehr ins Schreiben. Sein erster Band, "Liebesgedichte", erschien 1981. "Die Farbe der Liebe ist blau,/ ich weiß./ Nur,/ daß diese Erde -/ genarbt von unseren Küssen -/ mit ihren gebrochenen Farben/ auf uns lastet", heißt es darin.

Leere, Isolation

Für solche Töne gab es in seinem politischen Umfeld kein Verständnis, erinnerte sich später der Dichter. "Es entstand eine Leere, eine Isolation. Ich schrieb aus der Einsamkeit heraus." Said, der später Präsident der deutschen Schriftstellervereinigung PEN wurde, begann, seine Erfahrungen in zahlreichen Gedichtbänden, Erzählungen und Hörspielen festzuhalten.

Die Liebe ist darin ein wiederkehrendes Motiv. Vor dem Hintergrund seines Lebens wird sie zu einer Form des Protests: "Wenn du aus deinem Versteck herauskommst/ um mich zu lieben/ sind wir dann nicht bewaffnet gegen den Tod/ mit unseren Küssen/ und mit der Zeit/ die auf unseren Händen ruht?"

Literatur, die Schöne

Doch für einen politischen Autor hielt Said sich nie. "Literatur muss nur schön sein. Wenn Sie sich instrumentalisieren lassen wollen, gehen Sie in die Partei." Bis zum Schluss schrieb er unter einem Pseudonym. Ursprünglich sollte es als Schutz gegen den iranischen Geheimdienst dienen. "Aber wenn man älter wird, pfeift man auf diese Vorsichtsmaßnahmen." Eine Heimat hat Said im Iran nie gefunden. Er suchte sie stattdessen in der Literatur. "Die deutsche Sprache wurde zu einer Art Heimstätte für mich", meinte der Dichter einmal. (APA, 17.5.2021)