Von derzeitigen Mietern geben 49 Prozent an, sich Wohneigentum derzeit gar nicht leisten zu können.

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Der Traum von einer hübschen Wohnimmobilie in Eigentum wird für viele Österreicher auch ein solcher bleiben. Nach den rasanten Preissteigerungen der vergangenen Jahre ist der Erwerb der eigenen vier Wände für fast die Hälfte aller, die derzeit auf Miete leben, trotz tiefer Finanzierungskosten nicht mehr leistbar. Das geht aus der Wohnstudie 2021 der Erste Bank und der S Bausparkasse hervor. "Der Vorteil der niedrigen Zinsen wird durch den starken Anstieg der Immobilienpreise mehr als kompensiert", erklärt Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Bank.

Als Beispiel stellt er die Kosten einer 70-Quadratmeter-Wohnung bei Miete oder Kauf gegenüber. Während monatlich für Mieter 886 Euro anfallen, steigt der Betrag bei einem über 25 Jahre fremdfinanzierten Kauf auf 931 Euro pro Monat, das sind etwa fünf Prozent mehr. "Bei einem Kauf hat man eine höhere Belastung", sagt Schaufler, "aber dafür hat man dann auch ein Asset." Diese könne man später verkaufen oder vermieten, wenn man Bedarf nach einer größeren Wohnung habe. Insgesamt leben derzeit in Österreich etwa 55 Prozent in Eigentum und 45 Prozent auf Miete. Ein gänzlich anderes Bild zeigt sich in Wien, wo der Eigentumsanteil bloß 25 Prozent beträgt.

Wohnungsmarkt nicht überhitzt

Auf eine baldige Entspannung der Preise für Wohnimmobilien zu hoffen hat aus Schauflers Sicht derzeit wenig Aussicht auf Erfolg. Er hält den Wohnungsmarkt nicht für überhitzt, da nach wie vor eine hohe Nachfrage zu verzeichnen sei – wobei im Zuge der Corona-Krise viel Kapital aus den Finanzmärkten in den heimischen Immobilienmarkt als sicheren Hafen geflossen sind, was die Nachfrage zusätzlich in die Höhe getrieben habe. "Vorsorgewohnungen werden nach wie vor sehr intensiv gekauft", erklärt Schaufler.

Zuletzt seien auch viele Objekte "im großen Stil" von ausländischen Investoren erworben worden. Diese haben dem Schaufler zufolge den österreichischen Markt entdeckt, da selbst in Wien die Immobilienpreise verglichen mit anderen europäischen Metropolen noch moderat seien. Bloß bei Wiener Immobilien im gehobenen Luxusbereich verortet er zuletzt eine gewisse Abkühlung, die Vermarktungszeiträume hätten etwa zugenommen. Möglicherweise, weil wegen der eingeschränkten Reisemöglichkeiten Ausländer Immobilien schwerer besichtigen konnten.

Von einem Schwenk in der Nachfrage seit Ausbruch der Corona-Krise berichtet Wifo- Immobilienexperte Michael Klien. Zuvor habe es eine Angebotslücke wegen des starken Zuzugs gegeben, die aber inzwischen durch starke Bautätigkeit geschlossen worden sei. Nun treibe aber vermehrt Anlagekapital die Preise bei Wohnimmobilien in die Höhe.

Einfamilienhaus im Speckgürtel

Zudem stellt er eine vermehrte Nachfrage nach Einfamilienhäusern im Speckgürtel fest, wo der Wunsch nach mehr Wohnraum leichter zu erfüllen sei. Wohl auch ein Corona-Effekt: Wegen Homeoffice benötigt man zusätzlichen Raum für einen Arbeitsplatz; wenn man weniger oft in ein innerstädtisches Büro fahren muss, spielt auch eine größere Distanz eine geringere Rolle. Obwohl es auch deutlich mehr Baubewilligungen für solche Objekte gebe, ist Klien noch nicht sicher, ob dieser Trend anhalten werde – eine ausgeprägte Stadtflucht erwartet er jedenfalls nicht.

In den vergangenen Jahren sei die Eigentumsquote in Österreich leicht gesunken, was der Wifo-Ökonom mit den Kosten erklärt: "Bei den Mieten war der Preisanstieg nicht so dramatisch wie im Eigentumsbereich." Wenn man wieder mehr Leute in Wohneigentum bekommen möchte, sollte man alternative und moderne Modelle forcieren, wobei Klien etwa Mietkaufmodelle bei Gemeinnützigen als guten Ansatz erachtet. Bei einer Kaufoption nach zehn Jahren kenne man die Immobile schon genau, die auch nach zehnjähriger Nutzung günstiger als der Kauf eines Neubaus sei. (Alexander Hahn, 18.5.2021)