Selbstbezeichnungen und Wörter, die Identität markieren, sind wie Sprache selbst permanent im Wandel und werden auch in den jeweiligen Communitys heftig debattiert. Während in manchen Fällen die Sache klar ist – Schwarze wollen kaum mit dem N-Wort bezeichnet werden –, braucht nicht jede nichtbinäre Person ein Gendersternchen, um sich mitgemeint zu fühlen.

Dieses unvollständige Glossar kann nur Tendenzen einer Diskussion aufzeigen – und ist auch nur dann sinnvoll, wenn es tatsächlich nötig ist, bestimmte Merkmale anzusprechen, etwa wenn Diskriminierung gegenüber den Betroffenen thematisiert wird. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, das Naheliegende zu tun: sein individuelles Gegenüber einfach nach den Wünschen zu fragen und sie zu respektieren.

(BI)PoC, mixed, Schwarz

Der Ausdruck PoC (People of Color) ist eine politische Eigenbezeichnung von und für Menschen, die nicht weiß sind bzw. gelesen werden – also als abweichend von der weißen Mehrheitsgesellschaft wahrgenommen werden. In den USA wird oft BIPoC (Black, Indigenous and People of Color) verwendet, um die Diskriminierung Schwarzer und Indigener sichtbarer zu machen. Eine wörtliche deutsche Übersetzung für PoC oder für Menschen, die mixed sind, deren Elternteile also verschiedene races – auch hier verwendet man den englischen Begriff – haben, gibt es (noch) nicht.

"Farbig" ist eine koloniale Bezeichnung, der Begriff "Mischling" ist stark mit der NS-Zeit konnotiert (vgl. "jüdischer Mischling"), und der Begriff "Rasse" basiert auf wissenschaftlich unhaltbaren Rassentheorien. Auch das N-Wort ist klar mit Kolonialismus, Sklaverei und Rassismus verbunden. Dabei handelt es sich um eine pauschal entmenschlichende Beleidigung, die es für andere Bevölkerungsgruppen in der Form nicht gibt. Durch jede nicht-kontextualisierte Verwendung des Wortes kommt es zu Normalisierung und Akzeptanz.

Dieser Text ist ein Teil einer ressortübergreifenden Serie des STANDARD zum Thema Sprachwandel.
Foto: Fatih Aydogdu

Schwarz ist hingegen die Selbstbezeichnung deutschsprachiger Black People of Color. Es wird auch als Adjektiv oft großgeschrieben, um deutlich zu machen, dass es sich nicht um eine biologistische Kategorie oder Farbe, sondern um ein soziokulturelles Konstrukt handelt. Häufige weitere Selbstbezeichnungen sind Afroösterreicherin oder, in den USA, Afroamerikaner. In Europa wird immer häufiger Menschen mit Migrationsgeschichte verwendet, um darauf hinzuweisen, dass man nicht unbedingt der statistischen Definition von "Migrant" oder "Migrationshintergrund" entspricht, aber sehr wohl von Rassismus betroffen sein kann. Tendenziell ist es empfehlenswert, zuerst die Person und dann das Merkmal zu nennen (etwa Mensch mit Migrationsgeschichte, Fluchterfahrung oder Behinderung).

Inter, trans, cis, nichtbinär

Als inter bezeichnet man Personen, deren Geschlechtsmerkmale von der medizinischen Norm "weiblicher" oder "männlicher" Körper abweichen. Mit trans oder transgender werden Personen gemeint, deren bei der Geburt zugeschriebenes Geschlecht sich mit ihrer entwickelten Geschlechtsidentität nicht deckt. Wenn Geschlecht und Geschlechtsidentität übereinstimmen, spricht man von cisgender. Menschen, die sich weder mit dem männlichen noch mit dem weiblichen Geschlecht identifizieren, bezeichnen sich oft als nichtbinär. In der Sprache haben sich viele neutrale Formen durchgesetzt, etwa "Studierende". Wo dies nicht möglich ist, können Sonderzeichen für Inklusion sorgen. Gendersternchen (Radfahrer*innen), Gender-Gap (Radfahrer_innen) oder Doppelpunkt (Radfahrer:innen) machen im Gegensatz zum Binnen-I mehr als zwei Geschlechter sichtbar. Gesprochen lässt sich Inklusion mit einer hörbaren Sprechpause zwischen männlicher und weiblicher Form vermitteln.

Ableismus

Menschen, die einen Rollstuhl brauchen oder nur Gebärdensprache sprechen, werden in einzelnen Bereichen des Lebens beeinträchtigt, wenn es etwa keine Aufzüge oder Gebärdendolmetscher gibt. Ableismus bezeichnet die Beurteilung von Menschen anhand ihrer körperlichen Fähigkeiten, able-bodied die Norm eines jungen, fitten Körpers.

Betroffen sind auch vermeintlich übergewichtige Personen. Deren Körperform sagt nichts über ihren Gesundheitszustand aus, weshalb auch die Diagnose "übergewichtig" hinterfragt wird. "Über" täuscht vor, dass es für Körperformen ein definiertes Maß gibt, aber besonders der Body-Mass-Index (BMI) ist eine Berechnungsformel mit erheblichen Schwächen. In der Body-Positivity-Bewegung spricht man deshalb von mehrgewichtig, dick oder sogar fett. Letzteres aber nur als Eigenbezeichnung, um zu signalisieren: Euphemismen wie "vollschlank" oder "stark" sind überflüssig. (Amira Ben Saoud, Noura Maan, Maria von Usslar, 19.5.2021)