Die im Vienna Biocenter angesiedelte Firma Apeiron forscht an Therapien zur Behandlung Covid-19-Erkrankter.

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Erfolg bringt meist auch Geld. Um erfolgreich zu sein, ist in manchen Branchen von Beginn an eine gewisse Finanzkraft notwendig, auch wenn gerade die Anfangsphase mit Risiken verbunden ist. Davon kann die Wiener Biotech-Firma Apeiron ein Lied singen.

Das vom Genetiker Josef Penninger 2003 gegründete Unternehmen mischt vorn mit bei der Entwicklung einer Therapie zur Behandlung von Covid-19-Patienten. Die Ergebnisse einer Phase-2-Studie, in der geprüft wird, ob sich der gewünschte therapeutische Effekt zeigt, waren vielversprechend, statistisch aber nicht signifikant genug, um eine Zulassung zu beantragen.

"Wäre uns mehr Geld zur Verfügung gestanden, hätten wir im Vorjahr mehrere Studien gleichzeitig machen können", sagt der Vorstandschef von Apeiron Biologics, Peter Llewellyn-Davies. "Diese finanziellen Mittel hatten wir nicht."

Peter Llewellyn-Davies, Vorstandsvorsitzender der Apeiron Biologics AG
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Was man in der Studie mit 178 schwer an Corona erkrankten Patienten in Österreich, Deutschland, Großbritannien, Dänemark und Russland gesehen habe, sei, dass das Produkt zweifellos wirkt. "Es reduziert die virale Last und verkürzt den Zeitraum, in dem eine mechanische Beatmung notwendig ist", sagt der aus Wales gebürtige Llewellyn-Davies. Aufgrund der guten Daten, die man gewonnen habe und deren Basis man jetzt verbreitern müsse, werde der Fokus nun auch auf Patienten gerichtet, die zwar hospitalisiert, aber noch nicht auf der Intensivstation sind.

Dies soll im Rahmen einer großangelegten Studie in den USA erfolgen, an der teilzunehmen Apeiron als einziges ausländisches Unternehmen eingeladen wurde. Initiiert und mit 60 Millionen Dollar unterstützt wird die Studie durch das US-Institut für Herz-, Lungen- und Bluterkrankungen, das zum Gesundheitsministerium gehört.

Große US-Studie

An der Studie sollen rund 1.600 Corona-Patienten aus gut 50 unterschiedlichen Kliniken teilnehmen. Der Medikamentenkandidat von Apeiron, APN01, wird einer von drei ausgewählten Wirkstoffen sein, die untersucht werden. "Durch die große Anzahl an Teilnehmern können wir die Studie relativ schnell abschließen. Und – die Studie wird vor Ort gemacht, wir müssen sie nicht von Wien aus steuern", sagt Llewellyn-Davies. Mit den Daten sei im ersten Quartal 2022 zu rechnen.

Dies möglichst schnell und mit wenig Geld zu machen liege daran, dass man wohl nicht so rasch an mehr finanzielle Mittel komme. Dennoch versuche man, Investoren für eine weitere Kapitalrunde zu finden.

Parallel zur US-Studie mit APN01 per intravenöse Gabe bereitet Apeiron eine Phase-1-Studie vor, um die Verabreichung von APN01 mittels Inhalation zu untersuchen. Damit könnten Patienten, die infiziert sind oder einer Risikogruppe angehören, auch in einem frühen Krankheitsstadium behandelt werden.

Wunsch an die österreichische Regierung

Warum die Entwicklung eines wirksamen Corona-Medikaments länger dauert als die Entwicklung eines Impfstoffs? "Es ist das Geld", sagt Llewellyn-Davies. In die Entwicklung von Impfstoffen seien Milliarden geflossen, in die von Medikamenten nur ein Bruchteil davon. Das ändere sich gerade. Deutschland, das für die Entwicklung des Vakzins der Mainzer Firma Biontech 300 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat, will nun ebenso viel Geld in Therapieformen investieren. "Weil sie gesehen haben, dass Therapien ebenso wichtig sind wie Impfungen", sagt Llewellyn-Davies, der auch Präsident des 2020 gegründeten Branchenverbands Biotech Austria ist. Zusatz: "Ich würde mir das auch von der österreichischen Regierung erhoffen."

Apeiron, dessen Gründer Penninger mittlerweile im Aufsichtsrat sitzt, beschäftigt 35 Mitarbeiter. Im Vorjahr konnte das Unternehmen 17,5 Millionen Euro einsammeln – zwölf Millionen über eine Kapitalerhöhung, fünf Millionen an Fördermitteln plus Darlehenszusagen. Franklin Road Limited hat im Vorjahr seinen Anteil an Apeiron von knapp ein auf gut 13 Prozent aufgestockt. Die Anteile hat das britische Investorenkonsortium von bestehenden Aktionären erworben. (Günther Strobl, 19.5.2021)