Karl Schmidhofer (59) soll am 19. Juni zum ÖSV-Präsidenten gekürt werden. Darauf verständigte sich der Wahlausschuss des Skiverbands.

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Salzburg – Corona hin oder her, heuer hat die Sommertheatersaison früher als sonst begonnen. Am Dienstag wurde im Hotel Hubertushof in Salzburg-Anif der nächste Akt des Dauerbrenners "Neuwahl im Skiverband" gegeben. Er endete erst weit nach Mitternacht, also am Mittwoch, und er endete mit einer großen Überraschung. Weder Michael Walchhofer noch Renate Götschl, sondern Karl Schmidhofer, Präsident des steirischen Landesverbands, soll demnach Peter Schröcksnadel als Präsident des Skiverbands folgen. Er wurde von seinem niederösterreichischen Kollegen Wolfgang Labenbacher nominiert und erhielt sechs Stimmen, enthalten haben sich Tirol, Vorarlberg und die Steiermark.

Schmidhofer enthielt sich also quasi selbst, es sieht so oder so danach aus, als wüsste er eine große Mehrheit hinter sich. Der 59-jährige Onkel der ehemaligen Super-G-Weltmeisterin Nicole Schmidhofer, der für die ÖVP im Nationalrat sitzt, ist Unternehmensberater.

Er war geschäftsführender Gesellschafter der Lachtal-Seilbahnen (1993–2014) und der Kreischberg-Seilbahnen (2001–2014), Eigentümer und Geschäftsführer der Lift GesmbH St. Lambrecht – Grebenzen (2015–2018) und Geschäftsführer der Hauser-Kaibling-Seilbahn (2019). Im Fall seiner Wahl, erklärte Schmidhofer, werde er sein Nationalratsmandat zurücklegen, um sich voll und ganz seiner Aufgabe im ÖSV zu widmen.

Kür am 19. Juni in Villach

Mit der Festlegung auf Schmidhofer dürften es die Landesverbände geschafft haben, einer Kampfabstimmung aus dem Weg zu gehen. Schmidhofer sollte nun am 19. Juni bei der Länderkonferenz in Villach von den Stimmberechtigten ins Amt gewählt werden.

"Neuwahl im Skiverband", das war eher eine Tragikomödie, bei der lange Zeit der Noch-Präsident Schröcksnadel die Regie geführt hat. Im Hubertushof war zunächst vorgesehen, dass auch Walchhofer und Götschl anreisen und sich dem Gremium präsentieren. Zwischen den beiden ehemaligen Abfahrts-WM-Champions sollte sich Schröcksnadels Nachfolge entscheiden. Eigentlich.

Doch wahrscheinlich handelte es sich um ein Stegreifstück, jedenfalls passierte von Anfang an Unvorhergesehenes. So war zwar Walchhofer wie vereinbart zur Stelle und stellte sein Konzept vor. Götschl entschuldigte sich mit der Begründung, sie sei zu spät eingeladen worden. Das mutete schon etwas fadenscheinig an, schließlich war der Termin seit Tagen kein Geheimnis mehr gewesen. Die neun Landesverbandsspitzen bestanden denn auch darauf, dass Götschl noch erscheinen sollte. Dieser Wunsch wurde ihr telefonisch mitgeteilt, sie sagte dem Vernehmen nach auch zu, und der Salzburger Ski-Präsident Bartl Gensbichler kündigte Götschls Erscheinen bereits öffentlich an.

Hin und Her um Götschl

Doch kurz darauf war wieder alles anders, Götschl sagte neuerlich und diesmal endgültig ab. ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer bestätigte vor Ort den "Salzburger Nachrichten" den Meinungsumschwung der Steirerin. Im und vor dem Hotel Hubertushof wurde hinter mehr oder weniger vorgehaltenen Händen vermutet, dass Schröcksnadel ihr von der Fahrt nach Salzburg abgeraten hatte.

Götschl hatte die Landesverbandsspitzen damit ein zweites Mal brüskiert, schon zuvor war sie einem Hearing vor dieser entscheidenden Runde aus dem Weg gegangen. Doch sie wurde klar von Schröcksnadel forciert, und dieser wusste oder wähnte die Verbände von Tirol, Vorarlberg und Wien schon hinter sich. Schmidhofer wollte zwar ursprünglich für Walchhofer stimmen, hätte aber klarerweise nicht gegen Götschl stimmen können.

Kampf um Befugnisse

Auch Vertretern der Schröcksnadel-Fraktion hatte Götschls Taktik missfallen, den anderen sowieso, sie machten auch im Hotel Hubertushof kein Hehl daraus. Walchhofer wiederum war Schröcksnadel nicht genehm, vor allem wollte der bald 80-Jährige seinem Nachfolger jene Macht verwehren, die er selbst lange innehatte. Da geht es um Befugnisse über jene ÖSV-Tochtergesellschaften, die fürs Veranstalten und die Vermarktung von Events in Österreich zuständig sind. Walchhofer (46) hatte stets betont, dass er als ÖSV-Präsident Letztentscheidung in allen wirtschaftlichen Fragen haben müsse. Welche Befugnisse nun Schmidhofer bekommt, bleibt abzuwarten.

Zurück ins Hotel Hubertushof. Als dort am späten Dienstag ein Landesverbandspräsident nach dem anderen bei der Rezeption auftauchte, um ein Zimmer für die Nacht zu buchen, bestätigte sich im kleinen, nun ja, Medientross die Vermutung, dass es bis zum Fallen des Vorhangs noch dauern würde.

Quasi weißer Rauch

Schon vor Mitternacht hieß es, ein Kompromisskandidat würde zwar nicht auf der Bühne, aber doch im Raum stehen. Gerüchte machten die Runde, angeblich stand eine Einigung kurz bevor. Doch der Kompromiss zerschlug sich wieder, und um ein Uhr morgens hieß es: zurück zum Start. Die Diskussionen gingen weiter, bis um 1:35 Uhr quasi weißer Rauch aufstieg. Offen blieben zunächst die Fragen, ob der seit 1990 amtierende Schröcksnadel in die nächtliche Entscheidung eingebunden war und wie er, falls nicht, darauf reagieren wird. Es ist nicht ganz auszuschließen, dass der Skiverband der Sommertheatersaison noch den einen oder anderen Höhepunkte beschert. (Fritz Neumann, 19.5.2021)