Thomas Müller und Mats Hummels kehren nach knapp zweieinhalbjähriger Absenz ins DFB-Team zurück.

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Frankfurt/Main – Joachim Löw vollzieht vor seinem letzten Turnier die Rolle rückwärts und nimmt zwei aussortierte Weltmeister in Ehren wieder auf. Deutschlands Teamchef berief am Mittwoch sowohl Thomas Müller als auch Mats Hummels in seinen 26-köpfigen EM-Kader und überraschte zudem mit der Nominierung von Kevin Volland bzw. Christian Günter. Müller (Bayern München) und Hummels (Borussia Dortmund) hatte er im Umbruch nach dem WM-Desaster vor drei Jahren in Russland selbst die Tür gewiesen.

"Wir haben gesagt, dass wir alles nochmals auf den Kopf stellen, jeden Stein umdrehen, um die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen und alles dem Erfolg unterzuordnen", sagte Löw bei seiner Live-Präsentation aus Frankfurt/Main. "Einen Umbruch komplett abzubrechen, macht keinen Sinn. Aber man kann ihn mal unterbrechen", betonte er. "Uns haben in einigen Spielen Stabilität und Erfahrung gefehlt. Müller und Hummels haben eine sehr starke Saison gespielt, sie können führen."

Nach den Nachrichten-Lecks der vergangenen Tage zog Löw über seine Rückholaktion hinaus doch noch zwei Asse aus dem Ärmel. Mit Volland (AS Monaco) hatte wohl niemand gerechnet, er ist der zweite klassische Stürmer im Aufgebot neben Timo Werner. "Wir haben gesehen, was er in Frankreich geleistet hat, er hat 16 Tore erzielt und macht auch körperlich einen sehr guten Eindruck", sagte der 61-Jährige.

Kein Reus

Der Freiburger Linksverteidiger Günter setzte sich gegen Philipp Max (PSV Eindhoven) durch. Zu den Spielern, die Löw einen goldenen Abschied nach 15 DFB-Jahren bescheren sollen, gehört auch Bayern-Jungstar Jamal Musiala (18). Julian Draxler und Julian Brandt hingegen fehlen.

Nach den Pleiten in Spanien (0:6) und gegen Nordmazedonien (1:2) war der Druck auf Löw nochmals enorm gestiegen. Bereits zuvor war dem Bundestrainer vorgeworfen worden, nicht mehr die beste Mannschaft zu nominieren. Löw zeigte sich in der Angelegenheit Hummels/Müller stur – bis zum Mittwoch. Durch seine Abschiedsankündigung hatte er sich zuvor elegant von der Pflicht befreit, über das Turnierende hinauszudenken.

Marco Reus hatte bereits am Dienstag via Instagram verkündet, in Absprache mit Löw nach einer "komplizierten und kräftezehrenden Saison" nicht zur EM zu fahren. "Ich bin zum Entschluss gekommen, meinem Körper Zeit zu geben, sich zu erholen", schrieb er. Die Entscheidung über den dritten Torhüter blieb Löw durch die Absage seiner Nummer zwei Marc-Andre ter Stegen (FC Barcelona/Knie-OP) erspart: Neben Kapitän Manuel Neuer stehen Kevin Trapp und Bernd Leno im Aufgebot.

Am 28. Mai beginnt die unmittelbare EM-Vorbereitung mit dem Trainingslager im Hotel Nidum Casual Luxury in Seefeld/Tirol. Der an COVID-19 erkrankte Toni Kroos wird womöglich einige Tage später anreisen, sieht seine Turnierteilnahme aber keinesfalls gefährdet. "Natürlich werde ich bereit sein", sagte er.

Die Aufgaben während der Vorrunde in München sind bemerkenswert schwierig. Die deutsche Mannschaft trifft auf Weltmeister Frankreich (15. Juni), Titelverteidiger Portugal (19.) und Ungarn (23.). (sid, 19.5.2021)