Agathe-Doposcheg-Schwabenau-Straße wäre der Namensvorschlag des Projekts "Female* Upgrade".

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Die beiden Brückenkopfgebäude gelten als die Nazi-Repräsentationsbauten in Linz. Doch die Stadt hat noch weitere braune Flecken auch in unscheinbaren Stadtteilen.

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Linz – Trotz aller Bemühungen von offizieller Seite, als einstige "Führerstadt" mit dem wohl dunkelsten Kapitel der Linzer Stadtgeschichte entsprechend offen umgehen, gibt es sie auch heute noch: die braunen Flecken im Stadtbild.

Jüngstes Beispiel dafür ist die Diskussion um eine, auf den ersten Blick unscheinbare, Straße im Stadtteil St. Magdalena. Rund 160 Meter lang ist die sogenannte Glaubackerstraße – seit 1977 benannt nach dem Linzer Maler Franz Glaubacker (1896–1974).

Selbiger schwang vorwiegend in der Zeit des Nationalsozialismus für ein breiteres Publikum den Pinsel, war NSDAP-Mitglied und wurde vor allem für ein durchaus heikles Werk bekannt. Als Adolf Hitler im März 1938 auf den Balkon des Linzer Rathauses trat, wusste Glaubacker um die Gunst der Stunde – und brachte den Führerauftritt auf Leinwand.

Glaubacker stieß mit seinem Porträt Hitlers auf Gefallen bei den NS-Behörden. Was zur Folge hatte, dass das Bild in hundertfacher Wiedergabe in Ortsgruppen und Kreisleitungen und in den Büros der verschiedenen NS-Verbände hing.

Frauenmalrecht

Den Kommunalehren in Form eines Straßenschildes stand die braune Vergangenheit bislang nicht im Weg. Was sich nun aber ändern könnte: Das Projekt "Female* Upgrade" unter der Federführung der Linzer Künstlerin Elisa Andessner fordert die Umbenennung der Glaubackerstraße in Agathe-Doposcheg-Schwabenau-Straße.

Die Linzer Künstlerin (1857–1950) belebte über zwanzig Jahre die Linzer Kunst- und Kulturszene und beteiligte sich in einer Zeit, in der es Frauen verboten war, an Kunstakademien und in Kunstvereinen aufgenommen zu werden, maßgeblich an der Gründung der ersten Malschule für Malerinnen in Linz. "Das Projekt möchte einerseits darauf aufmerksam machen, dass es in Linz noch immer historisch belastete Straßennamen gibt. Andererseits setzt sich das Projekt dafür ein, dass die ungleiche Verteilung von Linzer Straßennamen, die nach Männern und Frauen benannt sind, aufgehoben wird", erläutert Andessner im STANDARD-Gespräch.

Nur 47 Straßen nach Frauen benannt

In Linz seien 557 Straßen nach Persönlichkeiten benannt, davon 510 nach Männern und nur 47 nach Frauen: "Das ist nicht zeitgemäß und muss korrigiert werden."

Untermauert wird die Abberufung Glaubackers mit einem Kunstprojekt am Samstag, 29. Mai, zwischen 14 und 18 Uhr. Andessner: "Im Rahmen einer Performance von Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf wird das neue Schild feierlich angebracht." Über eine dauerhafte Umbenennung müssen aber dennoch eine Historikerkommission und die Stadt Linz entscheiden. (Markus Rohrhofer, 20.5.2021)