Der französische Pavillon ist nicht gefährdet, aber einige privaten Palazzi könnten aufgrund einer neuen Verordnung für die Biennale wegfallen.

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Kurz vor dem am Samstag geplanten Beginn der Architekturbiennale in Venedig ist ein "Krieg" zwischen dem Bürgermeister der Lagunenstadt und den Besitzern traditionsreicher Palazzi ausgebrochen. Der Bürgermeister Luigi Brugnaro hat eine Verordnung erlassen, die es de facto verbietet, dass Ausstellungen, Events und Partys im Rahmen der Biennale in Privatpalästen stattfinden.

Besitzer privater Paläste dürfen künftig nicht länger als sechs Monate in Folge oder innerhalb von zwei Jahren hintereinander Kunstausstellungen veranstalten. Das bedeutet, dass einige der beliebtesten Veranstaltungsorte der Biennale – alte, in Privatbesitz befindliche Palazzi – ihre Türen nicht öffnen dürfen, berichtete die Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera (Mittwochausgabe).

Palazzi-Inhaber könnten sich zurückziehen

Normalerweise dauert eine Biennale-Ausstellung neun Monate. Bisher benötigten Palazzi-Inhaber für jede Veranstaltung in einem privaten Raum, die weniger als zwölf Monate dauerte, keine Genehmigung für eine Nutzungsänderung des Gebäudes. Brugnaros kürzlich beschlossene Verordnung besagt nun jedoch, dass keine Veranstaltung in einem Palast länger als 180 Tage dauern darf und dass darüber hinaus nicht mehr als eine Ausstellung innerhalb eines 12-Monats-Zeitraums stattfinden kann.

Dies könnte viele Palazzi-Inhaber effektiv davon abhalten, während der gesamten Dauer der Biennale auszustellen und Veranstaltungen in aufeinanderfolgenden Jahren auszurichten. Die Biennale wechselt jährlich zwischen Kunst und Architektur. "Das wird eine große Menge von Möglichkeiten zerstören, Geld einzutreiben", sagte Filippo Gaggia, Besitzer des Palazzo Loredan dell'Ambasciatore, einem Juwel aus dem 15. Jahrhundert.

Möglicher Zwang zu Gemeindeorten

Abgesehen von den offiziellen Pavillons in den Giardini und im Arsenale finden zahlreiche Biennale-Ausstellungen außerhalb des Geländes statt, an gemischt genutzten oder privaten Orten in der ganzen Stadt. Einige sind offizielle "Begleitausstellungen", während andere die Anziehungskraft der Biennale nutzen, um Besucher zu unabhängigen Veranstaltungen zu locken.

Die Verordnung wird von vielen Eigentümern als ein Versuch des Bürgermeisters bewertet, die Biennale-Teilnehmen zu zwingen, in Räumlichkeiten auszustellen, die der Gemeinde gehören, wovon die kommunalen Kassen und nicht Private profitieren sollen. Private verlieren damit eine wichtige Einnahmequelle für den Erhalt ihrer traditionsreichen Palazzi.

Michele Marcello, Gründer von "Venice Palaces", einem Netzwerk von Palast-Inhabern, die sich bei der Erhaltung ihrer Anwesen unterstützen, ist über die neue Gesetzgebung empört. "Es gibt keine Logik hinter dieser Verordnung, außer jener, die Eigentümer unter Druck zu setzen und sie zu bewegen, ihr Eigentum an Hotelketten zu verkaufen", protestierte Marcello. Die Beherbergung von Ausstellungen sei lebenswichtig für den Erhalt vieler Palazzi, die ein wesentlicher Bestandteil Venedigs sind und für die der Staat nicht aufkommt.

Die Gemeinde Venedig wies die Vorwürfe zurück. Die Verordnung basiere auf einem nationalen Gesetz, demnach Events und Ausstellungen maximal 180 Tage stattfinden dürfen, ohne dass eine Nutzungsänderung für das Gebäude gestellt werden müsse. Die Gemeinde habe keine Absicht, die Palazzi-Inhaber zu benachteiligen. (APA, 19. 5. 2021)