Ein Impfstoffwechsel von Astra Zeneca zu Biontech/Pfizer dürfte Vorteile bringen.

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Wien – Wer eine Erstimpfung mit Vaxzevria, dem Vakzin von Astra Zeneca, erhalten hat, sollte in Österreich für den Zweitstich (den sogenannten Booster) dabei bleiben. Das empfiehlt das Nationale Impfgremium (NIG), das einen Wechsel aber auch nicht kategorisch ausschließt. Wenn für die zweite Impfung ein anderes Vakzin verwendet wird – das nennt sich "heterologes Impfschema" –, wird den verantwortlichen Ärztinnen und Ärzten geraten, die diesbezügliche Aufklärung inklusive des ausdrücklichen Wunsches der zu impfenden Person explizit zu dokumentieren.

Untersuchungen zu Mischimpfungen waren bis vor kurzem rar, was auch in der zurückhaltenden Stellungnahme des NIG zum Ausdruck kommt. Auch wegen dieser fehlenden Daten finden in Tirol im Rahmen einer Studie der Virologin Dorothee von Laer (Med-Uni Innsbruck) Mischimpfungen in relativ großem Stil statt: Rund 3.000 mit Vaxzevria erstgeimpfte Personen aus dem Gesundheitspersonal sollen als Booster eine Dosis Comirnaty erhalten, also das Vakzin von Biontech/Pfizer. Davon erwartet sich von Laer neue Aufschlüsse darüber, ob Mischimpfungen besser gegen "Fluchtmutanten" wirken, also etwa gegen die in Tirol immer noch grassierende Virusvariante B.1.1.7+E484K.

Mehr Freiheiten in Deutschland

In Deutschland ist man sehr viel wechselbereiter als in Österreich. Dort steht es allen mit Vaxzevria Erstgeimpften frei, einen anderen Impfstoff für den Booster zu wählen. Und für die unter 60-Jährigen gibt es sogar die Empfehlung, bei einem Vaxzevria-Erststich einen mRNA-Impfstoff als Booster zu verwenden. Doch angesichts neuer Daten wird man womöglich auch in Österreich umdenken. Denn wie nun eine neue Untersuchung aus Spanien zeigt, dürfte das Mischimpfen im Hinblick auf den Impfschutz eine gute Idee sein.

Bei der sogenannten Combivacs-Untersuchung im Auftrag des spanischen Gesundheitsministeriums, an der 673 Probanden teilnahmen (442 erhielten zumindest acht Wochen nach der Erstimpfung Comirnaty als zweite Dosis, bei 231 blieb es bei einer Dosis Vaxzevria), zeigten sich nämlich deutliche Vorteile, wie es im Zwischenbericht des durchführenden Instituto de Salud Carlos III heißt: Die gemessenen Antikörper im Blut der mit dem mRNA-Impfstoff zweitgeimpften Personen stiegen 14 Tage nach dem Booster um das 150-Fache an im Vergleich zu vor der Zweitimpfung, während der Antikörpertiter jener Personen, die nur eine Astra-Zeneca-Impfung bekommen hatten, gleich blieb.

Im komplementären Laborversuch kam es bei einer Vermischung der Impfstoffe zu einer Versiebenfachung der neutralisierenden Antikörper. Das ist deutlich mehr als die mit zwei Dosen Vaxzevria beobachtete Verdreifachung. Was die vorläufigen spanischen Daten aber noch nicht zeigen: ob und um wie viel das heterologe Impfen "in echt" besser schützt als das homologe Impfen mit Vaxzevria.

Mehr Nebenwirkungen?

Vergangene Woche war eine erste Studie über solche Kombinationsimpfungen erschienen – allerdings nur zu deren Nebenwirkungen. Forschende der Uni Oxford berichteten in "The Lancet" über eine leicht erhöhte Reaktogenität, die indirekt aber auch darauf schließen lässt, dass der Immunschutz erhöht sein dürfte: Menschen, die Kombiimpfungen erhalten hatten, klagten etwas häufiger über leichte oder mittelschwere Nebenwirkungen als "ungemischt" geimpfte.

Konkret wurde bei 34 Prozent der Impflinge, die zuerst Astra Zeneca und dann Biontech/Pfizer erhielten, Fieber beobachtet – verglichen mit zehn Prozent derjenigen, die zwei Dosen Astra Zeneca erhielten. Auch für Schüttelfrost, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen und Unwohlsein wurde eine Zunahme beobachtet. Keine der Nebenwirkungen war indes so stark, dass einer der insgesamt 830 Teilnehmer der Studie ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

"Keine schwerwiegenden Symptome"

Im Rahmen der spanischen Phase-2-Studie wurden ähnliche Häufigkeiten bei den leichten Nebenwirkungen gemeldet. Doch nur 1,7 Prozent der mischgeimpften Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter von 18 bis 59 Jahren berichten über schwerere Nebenwirkungen, die sich freilich auch auf Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und allgemeines Unwohlsein beschränkten. Laut Magdalena Campins, einer der Studienleiterinnen, sind das aber "keine Symptome, die als schwerwiegend angesehen werden können". (Klaus Taschwer, 20.5.2021)