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Fehlhaltung im Homeoffice macht die Schulter anfällig für muskuläre Dysbalancen. Denn arbeitet die muskuläre Aufhängung nicht richtig, kann sich das Schulterblatt nicht mehr richtig herumbewegen. Die Folge: Schmerzen im Oberarm-Schulter-Nacken-Bereich, Entzündungen und eingeschränkte Beweglichkeit.

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Das Coronavirus zwingt viele Menschen ins Homeoffice. Das bedeutet dann mitunter stundenlanges Arbeiten am wenig ergonomischen Küchentisch oder am reaktivierten alten Kinderschreibtisch. Dabei hat nicht jede Sitzgelegenheit die Bezeichnung Schreibtischstuhl wirklich verdient.

Zusätzlich zur häufig falschen Tischhöhe und Sitzhaltung überanstrengen und belasten langanhaltende monotone Bewegungen die Muskeln und Sehnen von Hand, Ellenbogen und Schulterbereich falsch. Das begünstigt das Repetitive Strain Injury Syndrome (RSI-Syndrom), im deutschsprachigen Raum auch etwas irreführend als Mausarm bekannt.

RSI ist eine Sammelbezeichnung für Schmerzen in Nerven, Sehnen und Muskeln. Diverse Baustellen von der Hand bis zum Schulterblatt können dazu gehören: die Sehnenscheidenentzündung, das Karpaltunnelsyndrom, der Golfer- und der Tennisellenbogen bis hoch zum Oberarm-Schulter-Nacken-Areal. Im Extremfall schmerzt alles. Das Schulterblatt als Problemherd wird dabei mitunter übersehen. Dabei hat es im Homeoffice besondere Belastungen auszuhalten.

Alarmsignal Schulterschmerz

Das Schulterblatt wird in alle Richtungen von Muskeln gehalten. Muskeln verbinden es auch mit dem Brustkorb. Das macht die Schulter anfällig für muskuläre Dysbalancen infolge einer Fehlhaltung im Homeoffice. Wenn die muskuläre Aufhängung nicht richtig arbeitet, kann sich das Schulterblatt z. B. nicht mehr "smooth" um den Brustkorb herumbewegen.

Sitzt jemand stundenlang nach vorne geneigt am "Schreibtisch", dann bedeutet dies auch, dass das Schulterblatt nach vorne gezogen wird. Da ein Teil seiner muskulären Führung aber versucht, das Schulterblatt am Brustkorb zu halten, und der Neigung nach vorne entgegenarbeitet, führt das auch im Schulter-Nacken-Bereich zu Verspannungen sowie Myogelosen.

Myogelosen sind punktuelle Muskelverhärtungen, die brennende Schmerzen machen. Dagegen hilft die Triggerpunktbehandlung, eine Art punktuelle Akupunktur. Und was die Schulter anbelangt: Eine schmerzhaft verspannte Nacken- und Schultermuskulatur kann dazu führen, dass sich der Raum zwischen Schulterdach und darunter verlaufender Supraspinatussehne verengt. Der über der Sehne liegende Schleimbeutel wird gereizt und entzündet sich, die Sehne kann etwas degenerieren.

Dauerbrenner Kortison

Experten sprechen dann von einem funktionellen Impingement. Spätestens dann, wenn der Betroffene eine Nacht auf dieser Schulter geschlafen hat, möchte er wissen, was er dagegen tun kann: Voraussetzung für alle weiteren Maßnahmen ist, dass die Entzündung zügig abklingt. Das heißt: erstmal entzündungshemmende Schmerzmittel einnehmen.

Sollte das nicht ausreichen, kann der Orthopäde zusätzlich einmal, allerhöchstens zweimal, entzündungshemmendes Kortison in den Raum zwischen Schulterdach und Supraspinatussehne spritzen. Besser ist es, kein Kortison zu verwenden, weil es die Sehne spröde und damit weniger reißfest machen kann. Sobald die Entzündung weg ist, sollte zügig eine Physiotherapie einsetzen – auch für das Schulterblatt.

Doch was wird bei einer Physiotherapie gemacht? Die Schulter wird wieder in die richtige Stellung gebracht und jene Muskeln trainiert, die die Schulterblätter beweglich machen. Außerdem muss der Betroffene lernen, wie die richtige Haltung am Schreibtisch aussieht. Bzw. falls dieser sowie ein rückenfreundlicher Schreibtischstuhl noch nicht vorhanden sein sollten, ist es ratsam, sie möglichst bald zu kaufen.

Gesundheitsformel: Bewegung

Jeder muss außerdem auch zu Hause aktiv werden. Es ist sehr wichtig, dass die im Rahmen der Physiotherapie erlernten Übungen konsequent zu Hause durchgeführt werden. Wer das nicht macht, wird schon bald wieder Schmerzmittel brauchen und erneut bei null anfangen. Diese Extrarunde erspart man sich besser.

Damit es erst gar nicht so weit kommt, raten Expertinnen und Experten dazu, zwischendurch immer wieder die Arbeit zu unterbrechen und Schulterübungen zu machen. Kleiner Tipp: Am besten mal bei Youtube den Begriff "Schulterprogramme" eingeben.

Aber das ist noch nicht alles: Ideal wäre es, sich eine ergonomisch geformte Tastatur und eine Vertikal- oder ergonomische Maus zulegen. Letztere sollte zur Größe der eigenen Hand passen. Auflagen für die Hand können das Handgelenk aus der Überstreckung zu bringen. Die gibt es zu kaufen. Alternativ ist es aber auch möglich, das Handgelenk auf weiche Socken zu legen. Regelmäßig zwischendurch Pausen machen und die Handgelenke ausschütteln. (Gerlinde Felix, 23.5.2021)