Die Zeit von Peter Schröcksnadel als ÖSV-Präsident ist bald abgelaufen, Karl Schmidhofer (li.) gibt schon einen Ausblick auf die Zeit danach.

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Heiß umfehdet, wild umstritten – das war einmal! Nach monatelangem Zank und Streit hat sich der österreichische Skiverband (ÖSV) am Donnerstag plötzlich ganz anders präsentiert. Seine beiden Präsidenten, Peter Schröcksnadel der scheidende und Karl Schmidhofer der designierte, waren zumindest nach außen hin ein Herz und eine Seele, als sie im "Loft" am Donaukanal gemeinsam auftraten. Schulterschluss und auch -klopfen waren angesagt, dazu gab es einen wunderbaren Ausblick nicht nur über Wien, sondern auch in die ÖSV-Zukunft.

Nachdem sich zuvor schon alle neun Landesverbände hinter Schmidhofer (59) versammelt hatten, dessen Kür am 19. Juni in Villach reine Formsache ist, stand nun auch Schröcksnadel (79) nicht an, seinem Nachfolger zu gratulieren. "Ich bin sehr froh, dass eine Konsenslösung da ist", sagte der Tiroler. "Damit kann ich gut leben. Ich freue mich sehr, dass es keine Verlierer gibt." Auch die ursprünglichen Kandidaten gehen nicht leer aus, Michael Walchhofer bleibt wohl ÖSV-Vizepräsident, Renate Götschl folgt Schmidhofer an der steirischen Verbandsspitze.

Weg frei für Schmidhofer

Es ist kein Geheimnis, dass Schröcksnadel zuvor Götschl forciert hatte. Sie sollte Michael Walchhofer als Präsidenten verhindern, am Ende hat sie ihn und sich verhindert, das machte den Weg für Schmidhofer frei. Doch all das ist nun für Schröcksnadel kein Thema mehr. Er deutete an, er selbst sei deshalb nicht auf Schmidhofer gekommen, weil dieser seit zwei Jahren für die ÖVP im Nationalrat sitzt. "Ich hab immer drauf geschaut, dass der ÖSV unpolitisch bleibt."

Doch Schmidhofer wird dem Parlament den Rücken kehren. Der Steirer betonte: "Wenn ich mein Mandat zurücklege, mache ich diese Tür zu, und die ÖSV-Tür geht auf." Er wolle den Verband "unpolitisch und nur zum Wohle des Sports führen". Tags zuvor hatte er sich in der "ZiB 2" etwas ungenauer ausgedrückt, als er die Frage, ob "die ÖVP jetzt offiziell den Skiverband übernommen" habe, wie folgt zu beantworten begann: "Ja, Herr Wolf, da gebe ich Ihnen recht, die ÖVP hat eben mit fast 40 Prozent sehr, sehr viele Funktionärinnen und Funktionäre in ganz Österreich."

Wichtige Themen, die Schmidhofer angehen wird, sind Trainingsstrecken, Mitgliederbetreuung, Breitensport, Schulskikurse. Was den alpinen Spitzensport angeht, sagt er: "Wir wollen Nummer eins bleiben." Schröcksnadel warnt: "Die Schweizer sind uns auf den Fersen." Die Fersen könnten allerdings auch Zehen sein, angesichts der Tatsache, dass die Schweiz zuletzt zweimal en suite den Sieg im Nationencup davontrug.

Schröcksnadel sagt, er werde sich weder aufdrängen noch einmischen, stehe seinem Nachfolger aber bei allfälligen Fragen zur Seite. Schmidhofer sagt: "Wer mich kennt, den Karl Schmidhofer", der wisse, dass dieser Karl Schmidhofer prinzipiell nicht viel von Einflüsterern hält. "Aber alle Vorschläge und Ideen, die dem Skiverband etwas bringen, sind natürlich willkommen."

Ein Tipp von Schröcksnadel

"Es ist niemand gut beraten, der wo hineingeht und glaubt, dass er alles weiß." Damit hat Schröcksnadel natürlich nicht Schmidhofer angesprochen, das war generell gemeint. Laut Schröcksnadel schreibt der ÖSV heuer "in dieser Covid-Krise ein Plus" von gut zwei Millionen Euro. Auch Schmidhofer sieht den Verband "ausgezeichnet aufgestellt". Er will in den ÖSV-Tochtergesellschaften, die dem Verband die finanzielle Basis legen, das Sagen haben. "Diese Firmen sind alle sehr erfolgreich geführt", sagt er, er sagt aber auch: "Ich wünsche mir einen Aufsichtsrat." Außerdem wünscht er sich "drei Damen im Präsidium", das wären zwei mehr als jetzt, da Vizepräsidentin Roswitha Stadlober die einzige Frau in dem achtköpfigen Gremium ist.

Spätestens am 21. Juli will Schmidhofer ins ÖSV-Büro in Innsbruck kommen, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenzulernen. Schröcksnadel hat seinen Nachfolger eingeladen, doch schon früher vorbeizuschauen. Mutig in die neuen Zeiten! (Fritz Neumann, 20.5.2021)