Derzeit strampelt sich Alexander Hajek im Farmteam von Bora-Hansgrohe ab. Bald steigt er in die U23 auf.

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Prädestiniert fürs Radfahren: Hajek ist 175 Zentimeter groß und mit 55 Kilo ein Leichtgewicht.

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Wenn schon der Urgroßvater, der Großvater und der Vater leidenschaftlich gern in die Pedale traten, ist der Weg für den Spross der neuen Generation gewissermaßen vorgezeichnet. "Mein Opa war fast schon Profi, mein Vater ist auch Rennen gefahren", sagt Alexander Hajek, der sich zunächst als Läufer, dann als Triathlet versuchte und seit sechs Jahren auf Rat seines Vaters als Radrennfahrer unterwegs ist.

Nachdem der junge Mann aus Scharndorf im Bezirk Bruck/Leitha, der am 19. Juli 18 wird, 2019 mit der internationalen Radtour Oststeiermark die für Jugendfahrer wichtigste Rundfahrt Europas gewonnen hatte, wurde Bora-Hansgrohe auf ihn aufmerksam. Er wurde diese Saison vom deutschen World-Tour-Profiteam unter die Fittiche genommen und im Nachwuchsteam Auto Eder geparkt. "Bei den Junioren gibt es nichts Besseres", sagt Hajek, der eine klare Ansage macht: "Mein Ziel ist, dass ich Profi werde."

Das ist freilich auch ganz im Sinne seines Rennstalls, wie Christian Schrot erläutert: "Alle unsere Sportler sind in der Lage, in der World Tour anzukommen. Wir bieten acht Plätze an, und da wir europaweit scouten, hat er sicherlich herausragende Fähigkeiten, sonst wäre er gar nicht bei uns", sagt der Sportdirektor und Coach des Nachwuchsteams dem STANDARD.

Entwicklungsschritte

Der Rennstall verfügt seit 2007 über ein aus der Altersklasse U19 gebildetes Farmteam. Die Sportler bekommen individualisierte Trainingspläne und werden leistungsdiagnostisch betreut – auf einem Niveau wie im Profibereich. Schrot: "Es ist ein sehr wichtiges Alterssegment, wo man zum einen schon erkennen kann, ob der Sprung Richtung Profi machbar ist, und zum anderen ein ganz wichtiger Entwicklungsschritt ansteht, sowohl in der körperlichen als auch renntaktischen Entwicklung."

Der Erfolg in der Oststeiermark kam für Hajek überraschend. "Ein Wahnsinn. Damit hätte ich nicht gerechnet, weil aus Europa alles da war", sagt er und erwähnt explizit die gute Unterstützung des Nationalteams. Kam der Sieg bei der Palten-Ennstal-Tour 2020 für ihn dann schon weniger überraschend, so war der Erfolg bei der Mehrkampf-Bahnstaatsmeisterschaft im vergangenen Oktober im Wiener Dusika-Stadion ein unverhoffter. Trotz offensichtlicher Qualitäten auf der Bahn tendiert Hajek aber klar zum Straßenrennsport.

Hajek bringt bei 175 Zentimetern Körpergröße rund 55 Kilo auf die Waage. Gewicht und Ernährung seien freilich Thema. "Ich nasche nur ab und zu." Seine Stärken sieht er "definitiv am Berg". Schrot: "Er ist beim Thema Berg und Chancen Richtung Gesamtwertung ein herausragendes Talent. Und darum haben wir uns für ihn entschieden." Als sehr leichter Sportler sei er prädestiniert für Berge, für sogenannte Husarenritte. Das sehe man auch an seinen Werten. Hinsichtlich Gesamtwertung bei Rundfahrten gelte es, die körperliche Entwicklung abzuwarten – zumal es für Junioren bei Eintagesrennen maximal 150 Kilometer und bei mehrtägigen Rundfahrten nur bis zu fünf Etappen zu bewältigen gilt, während später größere Strapazen anstehen.

So schnell kann’s gehen

"Es bedarf eines längerfristigen Aufbaus. Das kann man nicht übers Knie brechen. Ich will jetzt nicht sagen, dass man hier schon einen Tour-de-France-Sieger sieht", sagt Schrot. Wie schnell Pläne vereitelt werden können, musste Hajek im Juli 2020 feststellen, als er bei Wildungsmauer frontal gegen ein geparktes Auto geprallt war. "Man kann nie genug aufpassen. Ich habe einen kurzen Moment nach unten gesehen, und dann bin ich schon gelegen", sagt Hajek. Erhebliche Finger- und Handverletzungen hatten Operationen zur Folge. Eine Fleischwunde am Hals lag nur knapp neben der Schlagader. Er musste die Junioren-EM sausen lassen, die WM wurde wegen Corona abgesagt. Heuer sei beides "voll" ein Thema.

Zunächst gilt es für Hajek aber auch noch, die Schulbank in der Has der Liese-Prokop-Privatschule in Maria Enzersdorf zu drücken. Das integrierte Leistungssportzentrum bietet auch Radsportlern Möglichkeiten, an ihren Karrieren zu feilen. Je nach Saison und Rennplanung spult Hajek an die 500 Kilometer pro Woche auf dem Rad ab, ein- bis zweimal in sieben Tagen geht er in die Kraftkammer. Der Abschluss für den nach eigenen Angaben nicht sonderlich herausragenden Schüler ist 2022 geplant.

Nur nicht abheben

Renntechnisch ist es wegen Corona freilich nicht wie geplant gelaufen, nun aber ist er wieder oft unterwegs. Ende April hat er das traditionelle Kirschblütenrennen in Wels gewonnen und vergangenes Wochenende bei der Main-Spessart-Rundfahrt als Zweiter nur knapp den Sieg verpasst, dafür aber das Bergtrikot geholt.

Nächste Saison muss sich Hajek in der U23 behaupten. Dann werde man sehen, "ob ich es gleich zu einem Pro-Tour-Team schaffe oder zuerst noch in eine untere Liga muss. Das kommt dann eh alles von allein", sagt Hajek. Vonseiten des Teams gebe es diesbezüglich keinen konkreten Plan, innert der vier Jahre bei der U23 sollte er den Sprung aber schaffen, so Schrot. Es gelte, weiter kontinuierlich zu arbeiten und dazwischen nicht abzuheben. "Alexander ist eigentlich schon sehr weit, und im Moment sieht es sehr gut aus. Wir machen uns große Hoffnungen, dass es wirklich weit gehen kann." (Thomas Hirner, 21.5.2021)