Jung lernt von Alt. So funktioniert die Wissensvermittlung in den meisten Unternehmen. Vor allem wenn man neu im Job ist. Dabei können gerade ältere Beschäftigte und Führungskräfte viel von Berufseinsteigerinnen und -einsteigern lernen. Zum Beispiel in Sachen Digitalisierung, Social Media oder Unternehmenskultur und Bedürfnisse.

Immer mehr Firmen setzen deshalb auf sogenanntes Reverse-Mentoring: Alt lernt von Jung. Auch das Jobnetzwerk Linkedin hat Anfang Mai dazu die "Reverse Mentoring Initiative" gestartet. Berufseinsteiger und Studierende können sich als Mentoren für sieben Topmanager – unter anderem von Spotify und Linkedin – bewerben, um ihr Wissen zu vermitteln und Kontakte zu knüpfen.

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Empathischer Austausch ist gefragt – mehr als drei Viertel der Jungen wollen sich regelmäßig mit ihrer Führungskraft austauschen.
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Viele Führungskräfte wünschen sich auch einen regelmäßigen Austausch mit Berufseinsteigern. 68 Prozent sagen das in einer Umfrage von Linkedin, die dem STANDARD vorab vorliegt. Und immerhin mehr als ein Drittel der Vorgesetzten denken, dass sie von den Jungen in Sachen Empathie einiges lernen können.

Zusammen mit dem Marktforschungsinstitut Yougov wurden 1096 Teilnehmer, darunter Führungskräfte, Berufseinsteiger, Auszubildende und Studierende, die bald einen Job anfangen, zum Thema Empathie befragt. Auf der anderen Seite wollen 71 Prozent der Einsteiger und 77 Prozent der Auszubildenden und Studierenden einen regelmäßigen Austausch mit Führungskräften. Und die Hälfte der Jungen findet zudem, dass Vorgesetzte Empathie von ihnen lernen können.

Empathie wichtig für Unternehmenskultur

Für rund 87 Prozent der Teilnehmenden ist diese wichtig für eine gute Unternehmenskultur und sollte laut 79 Prozent bei der Mitarbeitersuche als Soft Skill genauso wichtig sein wie Hard Skills. Dass sich gerade in Zeiten von Homeoffice und hybridem Arbeiten die Mehrheit für die Bedeutung der Empathie ausspricht, überrascht nicht. Immerhin müssen Vorgesetzte auch remote einen engen Austausch im Team sicherstellen, Feingefühl und gegenseitiges Verständnis sowie ein offenes Ohr für Belange und Sorgen haben. Eine empathische Chefin erleichtere laut 69 Prozent das hybride Arbeiten.

Doch das dürfte nicht bei allen der befragten Arbeitnehmenden mit bis zu zwei Jahren Berufserfahrung der Fall sein. 41 Prozent hätten gerne im Homeoffice mehr Empathie von ihren Führungskräften. "Empathie sollte eine Selbstverständlichkeit sein, ist es leider aber nicht immer", sagt Barbara Wittmann, Linkedin-Country-Managerin in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

"Deswegen empfehlen wir jungen Berufsstartern und Berufsstarterinnen, ihre Erwartungen klar zu äußern. Zum Beispiel indem sie darum bitten, dass bei der täglichen Teambesprechung nicht nur Projekte besprochen werden, sondern auch Raum für Persönliches bleibt." Wer ein empathisches und vertrauensvolles Arbeitsumfeld habe, werde auch sein Wissen und seine Ideen einbringen. Ebenso könne eine einfühlsame Unternehmenskultur gerade im Wettbewerb um die besten Talente von Vorteil sein, ist Wittmann überzeugt. (set, 23.5.2021)