Christian Drobits ist der Gesetzesentwurf zum grünen Pass ein Dorn im Auge.

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Wien – Nach der Kritik an einer Datensammlung im Rahmen einer Novelle des Epidemiegesetzes wird es nun zu Änderungen kommen. Zwar wird es nicht zu einer Streichung des Paragrafen kommen, wie SP-Mandatar Christian Drobits zunächst verkündet hatte, jedoch plant Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) Anpassungen. In einer schriftlichen Stellungnahme war von einer Überarbeitung der Passage und einer Konkretisierung weiterer Punkte die Rede.

Die Novelle dient an sich dazu, eine rechtliche Basis für den QR-Code beim grünen Pass zu schaffen. Der Beschluss soll bereits kommende Woche bei einer Sondersitzung des Nationalrats fallen. De facto ist die Zustimmung der SPÖ notwendig, da ansonsten eine wochenlange Blockade im Bundesrat drohen würde. Denn ein Ja der Freiheitlichen ist so gut wie auszuschließen.

Umstrittener Paragraf

Drobits meinte zuvor nach einer Sitzung des Datenschutzrats, ein Vertreter des Gesundheitsministeriums habe zugesagt, dass der vielkritisierte Paragraf 4 Absatz 8a ersatzlos gestrichen werde. "Das war ein wesentlicher Punkt der heutigen Sitzung", berichtete Drobits der APA. Dieser Absatz hätte vorgesehen, dass ein Register entsteht, in dem Covid-19-Erkrankte und Geimpfte zusammengeführt werden und mit ihren Daten über das Erwerbsleben, das Einkommen, etwaige Arbeitslosigkeiten, den Bildungsweg, Reha-Aufenthalte und Krankenstände verknüpft werden.

Eine solche Datensammlung "hat nichts mit dem grünen Pass zu tun, das war klar überschießend und würde die Büchse der Pandora öffnen", so Drobits. Die SPÖ bekenne sich zu einer elektronischen Lösung für den grünen Pass und habe auch Verständnis dafür, dass Forschung und Wissenschaft statische Daten brauchen, aber der Datenschutz müsse gewährleistet sein. Es müsse zudem eine analoge Lösung für den grünen Pass geben, und es müsse sichergestellt werden, dass keine Bewegungsprofile erstellt werden können. Unklar ist für Drobits auch, warum in Österreich noch vor dem europäischen Pass ein eigener Pass eingeführt werde, der dann womöglich mit dem europäischen nicht kompatibel ist.

SPÖ-Vizeklubchef Jörg Leichtfried sagte in einer Aussendung, dass die SPÖ mehrere Verbesserungsvorschläge eingebracht habe, "damit ein gesetzlicher Rahmen für dieses so wichtige Projekt geschaffen werden kann". Bis kommenden Mittwoch sei noch Zeit, das Gesetz zu ändern und die Kritikpunkte der Experten auszuräumen. "Eine praktikable Umsetzung des Projekts liegt dann bei der Regierung", so Leichtfried.

Opposition fordert besseren Datenschutz

Um den Datenschutz zu gewährleisten, fordert die SPÖ unter anderem eine dezentrale Lösung analog zum europäischen Weg. "Einen Datenmoloch, in dem jedes Bewegungsprofil zentral gespeichert wird und die Nachverfolgbarkeit bis ins Privatleben der Bürger gegeben ist, wollen wir nicht. Das würde den gläsernen Menschen bedeuten, in dem jeder Wirtshaus- oder Friseurbesuch gespeichert wird", so Leichtfried. Es müsse möglich sein, dass man anonymisierte statistische Daten sammelt, um seriöse wissenschaftliche Forschung zu ermöglichen. "Es ist in vielen anderen Staaten möglich, Daten für statistische und wissenschaftliche Zwecke zu sammeln und den Missbrauch auszuschließen. Das muss auch Österreich schaffen", so Leichtfried.

Auch die Neos forderten nach der massiven Kritik den Gesundheitsminister für die Sondersitzung kommenden Mittwoch auf: "Datenchaos beseitigen und zurück zum Start. Wir brauchen dringend eine datensichere Lösung, bei der die Verhältnismäßigkeit des Eingriffs in die persönlichen Daten gegeben ist. Das, was hier allerdings von Gesundheitsminister Mückstein geplant ist, ist ein Datenschutzdesaster." Es brauche eine Lösung, die Forschung ermöglicht, ohne den Schutz persönlicher Daten zu opfern, so Neos-Gesundheitssprecher Gerald Loacker.

Mit Blick auf den europäischen grünen Pass zeigte sich Neos-Europaabgeordnete Claudia Gamon erfreut, dass die EU-Staaten und das Parlament zusammengearbeitet haben und zu einer guten Lösung gekommen seien. "Die EU schafft, was Österreich nicht auf die Reihe bekommt. Selbst bei 27 Mitgliedsstaaten ist es gelungen, auf die höchstpersönlichen Daten der Menschen zu achten. Österreich sollte sich daran ein Beispiel nehmen." (APA, 21.5.2021)