Am 22. Mai 2010 wurden erstmals Waren mit Bitcoins bezahlt, nämlich zwei Pizzen. Zum derzeitigen Kurs würde jede etwa 200 Millionen Dollar kosten.

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Dieses Jahr könnten die Feierlichkeiten der Bitcoin-Community schwer im Magen liegen. Am 22. Mai wird jedes Jahr der sogenannte Bitcoin Pizza Day begangen, weil an diesem Tag im Jahr 2010 erstmals echte Waren mit Bitcoins bezahlt wurden. Konkret waren es zwei Pizzen, die Laszlo Hanyecz, ein Softwareentwickler und Bitcoin-Enthusiast der ersten Stunde, um 10.000 Bitcoins erworben hatte. Zum damaligen Kurswert der Kryptowährung waren die zwei Pizzen 41 Dollar wert, inzwischen wären es umgerechnet etwa 400 Millionen Dollar. Dies zeigt die enorme Wertsteigerung der Kryptowährung, die zuletzt aber einige Rückschläge zu verdauen hatte.

Der letzte wurde von US-Präsident Joe Biden ausgelöst. Laut seinen am Donnerstagnachmittag vorgestellten Plänen zur Verschärfung der Regeln für digitale Coins müssen Kryptotransfers ab einem Wert von 10.000 Dollar künftig den US-Steuerbehörden mitgeteilt werden. Dieses Vorhaben soll dazu dienen, versuchte Steuerhinterziehung einzudämmen. Es ist Teil eines größeren Unterfangens der Biden-Regierung, die Steuerlücke in den USA zu schließen.

Auch Jerome Powell, Vorsitzender der US-Notenbank Fed, meldete sich zu Wort und betonte, dass die US-Behörden "ein Augenmerk auf Zahlungsinnovatoren aus dem privaten Sektor legen sollten, die derzeit nicht unter die traditionellen regulatorischen Regelungen fallen, die für Banken, Investmentfirmen und andere Finanzintermediäre gelten".

Risiko für Stabilität

Powell nannte Finanzdienstleister, die sogenannte Stablecoins anbieten – also solche, deren Wert an den Dollar gebunden ist –, als besondere Risiken für die Finanzstabilität. Die bekannteste Stablecoin ist Tether, dieser ist gemessen an der Marktkapitalisierung zugleich die weltweit viertgrößte Kryptowährung nach Bitcoin, Ethereum und Binance.

Zuvor hatte bereits Tesla-Gründer Elon Musk mit Kryptowährungen Jo-Jo gespielt. Erst ließ er die von ihm zuvor hochgejazzte Spaßwährung Dogecoin wieder fallen, danach war Bitcoin an der Reihe. Er hatte den erst im Februar eingeschlagenen Kurs des Elektroautobauers Tesla, Bitcoins als Zahlungsmittel zu akzeptieren, korrigiert. Als Grund nannte Musk die schlechte Umweltbilanz von Bitcoin. Diese Aussagen und Ankündigungen sorgten für große Verunsicherung, zumal der Tesla-Chef viel Einfluss auf die Krypto-Community ausübt.

Nicht nachhaltig

Es ist aber nicht anzunehmen, dass sich Musk vom Verfechter von Kryptowährungen zu deren Gegner gewandelt hat. Vielmehr dürfte ihm das sprichwörtliche Hemd näher sein als die Hose – oder im konkreten Fall der Wert der Tesla-Aktie wichtiger als der Bitcoin-Kurs. Wenn ein Elektroautoerzeuger einen erheblichen Teil seines Quartalsgewinns mit Gewinnen auf Bitcoin-Investments erzielt, ist dies wegen des enormen Energiebedarfs des Bitcoin-Netzwerks nicht gerade ökologisch nachhaltig. Es stand die Gefahr im Raum, dass sich die immer zahlreicheren nachhaltigen Investoren und Fonds von der Tesla-Aktie abwenden könnten.

Im Jahr 2010 war der Energieverbrauch der Kryptowährung allerdings noch kein heißes Thema. Die Essenslieferung bezahlte Hanyecz damals mit selbst geschürften Bitcoins. In einem Forum hatte er 10.000 Bitcoins für die Zustellung von zwei Pizzen geboten, wenige Tage darauf wurde die Transaktion abgeschlossen. Hätte Hanyecz stattdessen die Bitcoins behalten, könnte er damit heute 400 Millionen Dollar erlösen – und damit einen 16-Prozent-Anteil an der Kette Papa John’s International erwerben, aus deren Produktion die Pizzen damals stammten. (Alexander Hahn, Stefan Mey, 22.5.2021)