Melissensirup gehört für mich einfach zum Sommer. Der erfrischende Sirup macht sich großartig im Mineralwasser, in Frizzante genauso wie in Cocktails oder über Eis und Fruchtsalat. Je nach Melissensorte ist das zitronige Aroma unterschiedlich stark.

Vom Frühling bis in den Herbst

Die Wirkstoffe sowie die fein duftenden ätherischen Öle der Melisse befinden sich in den Blättern. Die ersten Blätter kann man schon direkt nach dem Austrieb im Frühling ernten. Das Aroma wird dann bis Anfang Herbst intensiver. Wilde Melisse – und auch jene in den Gärten – ist zwischen Juni und Juli eine bevorzugte Nahrungsquelle für viele Bienenarten und andere Insekten. Gönnen Sie der Pflanze in der Blütezeit also lieber etwas Ruhe.

Foto: Alessandra Dorigato

Von Botanikern und Nymphen

Ihren Namen hat die Pflanze passenderweise vom griechischen Wort für Honigbiene: melissa. In der antiken Mythologie war dies der Name für einige Nymphen, darunter auch die erste Bienenzüchterin. Joseph Pitton de Tournefort (1656-1708) war wohl der erste Botaniker, der die Pflanze beschrieb. In Kalabrien gibt es heute noch ein kleines Dorf namens Melissa, ein "Ort der Bienen und des Honigs", den bereits Ovid erwähnte. Eine Zauberin soll dem Dorf ihren Namen vermacht haben. Oder waren es doch die Bienen?

Von Salat bis Hugo

Ich pflücke die Melissenblätter vor der Blütezeit an einem sonnigen Tag, vorzugsweise nach einer trockenen Wetterphase und abseits von Verkehr oder gespritzten Feldern. Die zarten Blätter schmecken prima im Salat oder Obstsalat, sie aromatisieren kaltes Wasser oder einen duftenden Tee. Und da ist natürlich der Südtiroler Barkeeper Roland Gruber, der dem Zitronenmelissensirup seit 2005 zu wahrem Ruhm verhalf – als unverzichtbare Zutat für einen "Hugo".

Foto: Alessandra Dorigato

Zutaten für ca. 1,5 l Sirup

  • 100 g Melissenblätter (Zitronenmelisse, Goldmelisse)
  • 1l Wasser
  • 1 kg Zucker
  • 20 g Zitronensäure
  • 2 unbehandelte Zitronen (Saft und Schale)

Zubereitung

Melisse waschen und trocken tupfen. Blätter von den Stielen trennen. Das Wasser in einem Topf zum Kochen bringen. Zucker, Zitronensäure und die mit einem scharfen Messer dünn abgezogene gelbe Zitronenschale (Achtung, die weiße Unterhaut ist bitter) hinzufügen. Ein paar Minuten kochen und dann abkühlen lassen.

Zitronensaft ins Zuckerwasser gießen. Melissenblätter hinzufügen. Mit einer Klarsichtfolie abdecken und 5 Tage an einem kühlen, dunklen Ort (im Keller) ruhen lassen. Gelegentlich umrühren.

Sirup durch ein feines Tuch in einen sauberen Topf abseihen und dann in sterilisierte Flaschen abfüllen. Die Flaschen mit einem Schraubverschluss nur zudecken, aber nicht zuschrauben. Der Sirup kann gelegentlich gären und die Flaschen könnten dabei springen. Lagern Sie die Flaschen an einem kühlen Ort. Melissensirup hält sich gut sechs Monate.

Mischen Sie den Sirup mit Sodawasser (Verhältnis 1:6) und ein paar Scheiben Zitrone oder dem Saft einer frischen Zitrone. Für einen Hugo ersetzen Sie einen Großteil des Wassers durch Prosecco und ergänzen noch einige frische Minze- oder Melissenblätter.

Foto: Alessandra Dorigato

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Buon rinfresco! (Alessandra Dorigato, 29.6.2021)

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