Kaitlyn "Amouranth" Sigarusa verdient laut eigenen Aussagen rund 1.000 Euro am Tag alleine durch Werbeeinschaltungen.

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Mädchen in Bikinis sorgten zuletzt beim Games-Streaming-Service Twitch für Unruhe bei Sponsoren und Zusehern. Nun reagiert der Konzern mit neuen Regeln und einem eigenen Whirlpool-Kanal.

Definition von sexy

Vor einigen Monaten startete ein Trend, bei dem sich vor allem weibliche Streamer in einem kleinen Planschbecken vor der Kamera zeigten und von dort aus ihre Community unterhielten. Viel Haut darf laut Regelbuch nämlich nur in "passender Umgebung" gezeigt werden – etwa am Strand. Diese Grauzone nutzten Streamerinnen, indem sie sich einen größeren Wasserbehälter ins Zimmer stellten und von da an auch im Bikini streamen konnten.

Das sorgte neben vielen Zusehern auch für so manch kritische Stimme und sogar für die Deaktivierung von Werbung auf manchen Kanälen. Ein prominentes Beispiel ist Kaitlyn "Amouranth" Sigarusa. Aufgrund einer Beschwerde eines Werbekunden, deaktivierte Twitch die Monetarisierung ihres Kanals. Dies geschah laut Sigarusa ohne Kommunikation, weshalb sie sich auf ihrem Kanal und auf Twitter lauthals beschwerte.

Gespielt wird im "Whirpool" von Sigarusa auch manchmal. Etwa das Tanzspiel "Just Dance".
Foto: Twitch

Schlechte Kommunikation

Laut Sigarusa seien viele Streamer von solchen Deaktivierungen betroffen, weil das Regelwerk von Twitch unklar sei und viele Streamer nicht wüssten, was nun erlaubt sei und was nicht. In einem Blog-Beitrag geht Twitch nicht konkret auf diese Unklarheit ein, betont aber, dass Demonetarisierungen nach Beschwerden gegen einen Kanal jederzeit möglich sind. "Auf Twitch können Marken entscheiden, wo ihre Schaltungen auftauchen dürfen und wo nicht. So kann jeder Werber bestimmte Kategorien oder einzelne Kanäle vermeiden, die nicht ihren Standards entsprechen," schreibt Twitch in ihrem Blog.

"Von anderen Nutzern als sexy empfunden zu werden, kollidiert in jedem Fall nicht mit unseren Richtlinien und Twitch wird nicht gegen Content-Schaffende vorgehen, weil sie attraktiv sind." Die aktuellen Richtlinien bezüglich Nacktheit und expliziten Inhalten, die nicht gewünscht sind, verlinkt Twitch im Beitrag ebenfalls.

Bisher tummelten sich die Bikini-Streamerinnen im "Just Chatting"-Kanal, der dank Phänomenen wie etwa Autonomous Sensory Meridian Response (ASMR) immer wieder in den Medien thematisiert wurde.
Foto: Twitch / Screenshot

Übergangslösung

Die fehlende Kommunikation in Richtung Streamer erkennt Twitch als eigenen Fehler an. "Wir haben kürzlich die Werbungen auf einigen Kanälen deaktiviert und verpasst, die jeweiligen Streamer zu kontaktieren. Unsere Content-Schaffenden vertrauen uns und wir hätten hier ein besseres Frühwarnsystem nutzen sollen. Wir sind aktuell in Kontakt mit den Betroffenen und kümmern uns um die individuellen Fälle."

Der neue Kanal "Pools, Hot Tubs and Beaches" soll keine langfristige Lösung für die derzeitige Problematik sein. Damit wolle man aktuell die Wogen glätten, den Zusehern die Möglichkeit geben, diese Inhalte gezielt zu vermeiden und die Content-Schaffenden können weiterhin von ihrem Whirlpool aus streamen. (aam, 22.05.2021)