Jair (12) wird in den USA geimpft, wo das Vakzin von Biontech/Pfizer bereits für alle ab zwölf Jahren zugelassen ist. In Europa wird die Zulassung für Jugendliche noch geprüft.

Foto: afp / PATRICK T. FALLON

Die Zahl der impfbaren Menschen in Österreich dürfte in den kommenden Tagen größer werden, weil das Mindestalter für die Immunisierung aller Voraussicht nach gesenkt wird. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) ließ am Montagabend in der "ZiB 2" mit einer sehr konkreten Ankündigung zur Impfstoffzulassung des Vakzins von Biontech/Pfizer für unter 16-Jährige aufhorchen: "Da wird die EMA-Zulassung diesen Freitag erfolgen", sagte der Minister. Damit revidierte Mückstein seine früheren Aussagen über die Entscheidung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) etwas: Denn bereits vergangenen Donnerstag sprach der Gesundheitsminister davon, "dass die EMA-Zulassung von Biontech für Zwölf- bis 15-Jährige in den nächsten wenigen Tagen oder Stunden unmittelbar bevorsteht".

Ob am Freitag oder etwas später: Rund 400.000 Jugendliche würden jedenfalls demnächst "impfbar", heißt es aus dem Gesundheitsministerium.

US-amerikanische Jugendliche schon geimpft

In den USA wurde der Biontech-Impfstoff bereits für Jugendliche ab zwölf zugelassen, die Impfkampagne ist dort schon Mitte Mai angelaufen.

Das ist nicht nur gemessen an der Gesamtbevölkerung eine relevante Größe, sondern angesichts der Wiedereinführung des Normalbetriebs an Schulen wichtig, um eine Ausbreitung der Krankheit über den Schulbesuch bestmöglich zu verhindern.

"Genug Impfstoff"

Ein Anwachsen der Impfzielgruppe stellt aber auch die Logistik vor neue Herausforderungen. Während sich die türkis-grüne Bundesregierung sicher zeigt, dass mit Ende Juni alle Impfwilligen zumindest ihren ersten Stich erhalten werden, sind die Verantwortlichen in der Stadt Wien skeptisch, was die dafür notwendigen Liefermengen betrifft. Das gilt dann insbesondere für die Impfung für Jugendliche, sollte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) das Biontech-Vakzin tatsächlich für Zwölf- bis 15-Jährige zulassen.

"Es wird jedenfalls genug Impfstoff vorhanden sein, um allen Jugendlichen, die das wollen, noch vor dem Schulstart im September eine Dosis anzubieten", heißt es aus dem Gesundheitsministerium auf Anfrage des STANDARD.

Vage Lieferangaben

Ganz genau weiß man dort aber auch nicht, wann wie viel Impfstoff da sein wird, da die Herstellerfirmen genaue Zahlen im Vorfeld erst kurzfristig liefern. Im dritten Quartal, so viel ist zu erfahren, würden zwölf Millionen Dosen Covid-Impfstoff nach Österreich gelangen, "der Großteil davon werden mRNA-Impfstoffe sein", heißt es aus dem Ministerium. Wie viel davon im Juli und August, also vor Beginn des neuen Schuljahrs, geliefert wird, ist also unklar. Genauso wie der Anteil des voraussichtlich bald für Jugendliche zugelassenen Biontech-Impfstoffs. Moderna, der Hersteller des zweiten in Europa zugelassenen mRNA-Impfstoffs, hat einen Zulassungsantrag für Jugendliche für Anfang Juni angekündigt.

In den meisten Bundesländern können sich Zwölf- bis 15-Jährige bereits auf den jeweiligen Impfplattformen als Interessenten vormerken lassen, Termine werden allerdings noch nirgends vergeben. Ein Sprecher des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) zeigt sich auch zurückhaltend, was allzu optimistische Prognosen für die Durchimpfung dieser Altersgruppe betrifft – auch deshalb, weil ja im Sommer etliche Zweit- und auch schon so manche Drittstiche verabreicht werden müssen. Es sei schon zu schaffen, aber einfach werde es nicht, heißt es aus Wien.

700.000 Impfdosen pro Woche im Juni erwartet

Bis einschließlich Pfingstmontag wurden in Österreich 4,6 Millionen Dosen verimpft. 3,36 Millionen Menschen erhielten zumindest den ersten Stich, das sind knapp 45 Prozent der aktuell impfbaren Bevölkerung ab 16 Jahren. Nach der in Kürze erwarteten Zulassung für die Jüngeren ab zwölf Jahren wird sich dieser Prozentsatz freilich noch etwas verringern.

Im Gesundheitsministerium geht man davon aus, dass sich im Juni die Zahl der Impfdosen-Lieferungen nach Österreich pro Woche auf im Durchschnitt rund 700.000 erhöhen wird. Hauptverantwortlich ist eine Liefererhöhung bei Biontech/Pfizer: Bis inklusive diese Woche wurden im Mai rund 310.000 Dosen in einer Kalenderwoche geliefert. Ab der kommenden Woche erhöht sich die zugesagte Liefermenge auf knapp 500.000 pro Woche.

Der Impfstoff von Astra Zeneca kommt weiterhin sehr unregelmäßig nach Österreich, zudem fallen die Mengen weit geringer als noch zu Jahresbeginn angekündigt aus. Zuletzt wurden nur rund 33.600 Dosen geliefert, diese Woche werden hingegen 247.200 Dosen erwartet – wobei hier noch Abweichungen möglich sind. Astra Zeneca soll ab Juni nur noch für Zweitimpfungen verwendet werden, kündigte Mückstein an. (Sebastian Fellner, David Krutzler, 25.5.2021)