So oder so ähnlich könnte Pelecanimimus polyodon ausgesehen haben. Der kleine vermutlich zwei bis 2,5 Meter lange Raubsaurier besaß einen kleinen Hautkamm auf dem Kopf sowie einen kleinen Kehlsack.

Illustr.: José Antonio Peñas Artero

Dass die Dinosaurier, oder zumindest bestimmte Zweige ihres Stammbaumes, bis heute in Form der Vögel überlebt haben, ist mittlerweile allgemein bekannt. Zu diesem Teil der prähistorischen Echsen zählten unter anderem auch die teils großen Fleischfresser, die auf zwei Beinen daher kamen. Pelecanimimus polyodon aus der unteren Kreidezeit ist einer von ihnen – allerdings ein vergleichsweise kleiner – und er ist der erste Raubdinosaurier, der in Spanien gefunden wurde. An dieser Spezies hat nun ein internationales Forscherteam weitere Merkmale entdeckt, die auch bei modernen Vögeln vorkommen.

Verknöchertes Brustbein und Hakenfortsätze

Pelecanimimus polyodon gehört zur einer Gruppe von zweibeinigen Dinosauriern mit der Bezeichnung Ornithomimosauria, was etwa soviel bedeutet wie "Vogelnachahmerechsen". Ihr Körperbau ähnelt dem moderner Strauße. Pelecanimimus stammt aus der unteren Kreidezeit (vor 125 Millionen Jahre) und gilt als frühester Vertreter dieser Gruppe in Europa. Seine fossilen Überreste wurden bereits 1993 in der spanischen Fundstelle Las Hoyas entdeckt. Erhalten sind die vordere Hälfte eines zusammenhängenden Skeletts mit vollständigem Schädel sowie sogar Weichteilen.

Neue Analysen an dem Pelecanimimus-Fossil zeigen nun Merkmale, die für Dinosaurier, die eng mit Vögeln verwandt sind, sowie für Vögel typisch sind: So besitzt Pelecanimimus – als einziger Ornithomimosaurier – ein verknöchertes Brustbein. Dessen Form ähnelt den Brustbeinen von nahen Verwandten der Vögel wie Velociraptoren oder Oviraptoren sowie denen primitiver Vögel.

Auch ist Pelecanimimus der einzige bekannte Vertreter dieser Gruppe mit sogenannten Hakenfortsätzen. Diese kleinen, hakenförmigen Knochen sind mit den Rippen verbunden und kommen auch bei lebenden und ausgestorbenen Vögeln vor. Forscher vermuten, dass die Hakenfortsätze für die Atmung von Bedeutung sind, da dort Muskeln ansetzen, die wichtig für die Bewegung der Rippen und des Brustbeins sind.

Älter als gedacht

"Dass Pelecanimimus diese Fortsätze besaß, deutet darauf hin, dass auch er einen vogelähnlichen Atemmechanismus besaß", sagt Elena Cuesta, Erstautorin der im "Zoological Journal of Linnean Society" erschienenen Studie. "Offenbar ist der Ursprung solcher Vogel-typischen Merkmale älter und weiter verbreitet als gedacht. Die Evolutionsgeschichte sowohl des verknöcherten Brustbeins als auch der Hakenfortsätze ist allerdings noch unklar. Dennoch bestätigt ihr Nachweis bei Pelecanimimus, dass diese Elemente bei Ornithomimosauria ebenso vorhanden waren wie bei anderen Dinosauriern."

Das spanisch-japanische Paläontologen-Team, zu dem auch Cuesta, Postdoktorandin an der SNSB-Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie (SNSB-BSPG) gehört, entdeckte außerdem besondere Merkmalen an den "Händen" des Fossils. So hat Pelecanimimus auffällig verlängerte Mittelhand- und Fingerknochen, ein Merkmal, das auch bei manchen späteren Ornithomimosaurierarten vorkommt. Daher haben die Autoren der Studie eine neue Gruppe innerhalb der Ornithomimosaurier identifiziert und benannt: die Macrocheiriformes, was "Formen mit großen Händen" bedeutet. (red, 25.5.2021)