"Es ist ein SUV!", hatte man die einschlägigen Auto- und Ford-Liebhaber-Foren dieser Welt aufschreien hören, als der Konzern die Neuinterpretation des Dreamcar-Klassikers vorstellte "Es ist ein Elektroauto", schallte es meist gleich hinterher.

Zugegeben, auf den ersten Blick hat der neue Ford Mustang Mach-E nicht mehr viel mit seinem alten Namensvetter zu tun. Befreien wir doch gleich die Katze aus dem Sack: Die Bezeichnung SUV ist richtig – und das ist nicht schlimm.

Ja, Sie sehen richtig, das ist der neue Ford Mustang, mit dem Zusatz Mach-E. Auf den ersten Blick ist nicht viel geblieben, auf den zweiten schon eher.
Foto: Ford

Denn für unseren Inner-Wien-Ausritt haben wir uns natürlich eine Strecke ausgewählt, die einem solchen Gefährt einiges abverlangt. Während die Kolleginnen und Kollegen sich Richtung Burgenland aufmachten, erklommen wir den Kahlenberg. Die Fahrt dorthin im, passend zur Pferdethematik, "zahmen" Modus, wie er genannt wird, könnte komfortabler nicht sein, die schwarzen Sitze samt roter Details unterstützen den Rücken aktiv und lassen anklingen, dass auch längere Strecken kein Problem sein dürften. Zudem muss man sich keine Sorgen machen, dass der lockere Gasfuß einen selbst ins Heck des Vordermanns katapultiert.

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Auf der Höhenstraße angekommen, haben wir dann natürlich in den Modus "Temperamentvoll", wie ein Mustang ja nunmal sein sollte, geschaltet. "Temperamentvoll ist ein Pferd, da sich schnell mal aufregt und gerne mal anfängt zu tänzeln", erklärt mir eine in Pferde vernarrte Freundin.

Und das passt zu diesem Modus ziemlich gut. Der Mach-E drückt mit seinen rund 290_PS kompromisslos nach vorne, die Lenkung ist schön direkt, man hat immer das Gefühl, Herr der Lage zu sein – solange man die Traktionskontrolle eingeschaltet lässt. Geht die aus, dürfte sich auch noch der wahre Charakter des Hengstes zeigen. Das haben wir auf öffentlicher Straße brav sein gelassen. Schön ist dabei auch, dass das Auto ein sattes Verbrennungsmotorengeräusch simuliert. Fürs Gefühl.

Foto: Ford

Wer noch mehr zum Fahrverhalten, auch auf abgesteckten Strecken, lesen will, dem sei der Erfahrungsbericht von Kollege Gluschitsch ans Herz gelegt.

Abgesehen vom Umdesign und der Fahrweise sticht sofort das riesige (Ess-)Tablet à la Tesla ins Auge. Das ist nach einer gewissen Eingewöhnungszeit recht schön anzuschauen und lässt sich auch einfach bedienen. Einen haptischen Drehregler für die Lautstärke gibt’s noch, wenn man den aber blind bedienen möchte, kommt es schon einmal vor, dass man danebengreift und sich die Lüftung im kompletten Auto auf Maximum einstellt.

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Code statt Schlüssel

Ebenfalls hyperdigital und hyperneu: Wer keine Lust auf Schlüssel hat, kann sich auch einen Zahlencode ausdenken und mithilfe dessen – über das Handy oder die dafür vorgesehenen Flächen neben der Scheibe der Fahrertür – einfach ohne einsteigen und losfahren.

Die Reichweite des 216-kW-Mustangs mit angegebenen 610 km ist wirklich ordentlich, zumal die Batterie dank 150-kW-Ladung innerhalb von 45 Minuten von zehn auf 80 Prozent geladen werden kann – sollte man eine solche Säule denn finden.

Und hier das namensgebende Original von 1964, in offener Version. Eine echte US-Sportwagenlegende, auch kommerziell erfolgreich.
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"Der Mach-E ersetzt ja nicht den bisherigen Mustang", ist man bei Ford bemüht zu sagen – er sei eine Ergänzung. Und in Details erkennt man den Klassiker eh wieder, so zum Beispiel in den sechs vertikalen Rückleuchten. Schade ist es trotzdem, dass sich die Kölner nicht getraut haben, ein solche Sportwagenlegende als E-Alternative auf den Markt zu bringen.

Wem diese SUV-Ausgabe zu wenig Kraft hat, der kann auch getrost auf den Mach-E GT warten, der in Österreich Ende des Jahres auf den Markt kommen soll. Dort warten dann rund 471 PS.

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Die Bezeichnung Mach-E könnte übrigens auch eine Kölner Erfindung sein. Wie mein Papa immer sagte, wenn ich früher getrödelt habe "Jetz ’ Mach, (H)E!" Entschuldigung, der musste sein. (Thorben Pollerhof, 3.6.2021)