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Wien – Einkaufen auf der Couch, Arbeiten am Küchentisch, Reisen mit dem Finger auf der virtuellen Landkarte, Entspannungsübungen mit Anleitung aus dem Video-Tutorial: Die Corona-Pandemie hat Österreicher und Österreicherinnen phasenweise gezwungen, im trauten Heim auszuharren und dort am Computer oder via Smartphone den täglichen Geschäften nachzugehen.

Für viele war vieles Premiere: Fast 1,5 Millionen Verbraucher haben in dieser Zeit erstmals online eingekauft, digitale Lernangebote ausprobiert, digitale Behördengänge erledigt oder Unterhaltungsplattformen in Anspruch genommen, ergab eine Umfrage des Beratungsunternehmens McKinsey. Was der am Dienstag präsentierte Digital Sentiment Survey 2021, der Anfang April unter 20.000 Menschen in 19 Ländern durchgeführt wurde (darunter 1200 Österreicher), einmal mehr zeigte: Österreichs Verbraucher sind weniger digitalaffin als die europäischen Nachbarn. Nur 74 Prozent nutzen digitale Kanäle für ihre Erledigungen, europaweit sind es immerhin 80 Prozent.

Lernen, Behördenwege, Einkäufe oder Bankgeschäfte erledigen – und das alles daheim. So sah für viele Menschen während der vergangenen Corona-Monate der Alltag aus.
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Das Vereinigte Königreich hat nicht nur beim Online-Shopping die Nase vorn, sondern mit 86 Prozent überhaupt den derzeit höchsten Anteil an digitalen Nutzern in gesamt Europa. Europas Schlusslichter sind Deutschland (65 Prozent) und die Schweiz (64 Prozent). Doch nicht jedes digitale Angebot genießt naturgemäß die gleiche Akzeptanz bei den heimischen Konsumenten und Konsumentinnen.

Angebote der Unterhaltungsbranche werden von einer großen Mehrheit der Österreicher gerne digital genutzt, während eine ebenso große Mehrheit (jeweils 84 Prozent) für den Lebensmitteleinkauf lieber ins Geschäft geht. Auch Dienste des öffentlicher Sektors (61 Prozent) sowie des Bankings (58 Prozent) will eine Mehrheit digital nutzen, wobei allerdings bei der Umfrage nur Menschen mit Internetzugang befragt wurden.

Jo-Jo-Effekt

Auch wenn Digital notwendigerweise seit Ausbruch der Corona-Pandemie zum bevorzugten Mittel der Interaktion geworden ist, deutet sich nun auch wieder ein Umschwung an. 65 Millionen Bürger des europäischen Wirtschaftsraums erwarten, dass ihre Online-Aktivitäten mit zunehmender Verflachung des Pandemiegeschehens ebenfalls abnehmen werden.

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Rund 900.000 rot-weiß-rote Nutzer, knapp zwölf Prozent der Bevölkerung, suchen nach der Pandemie wieder physischen Kontakt mit Unternehmen der jeweiligen Branchen. Europaweit erklärten 65 Millionen Bürger, dass ihre Online-Aktivitäten wohl mit zunehmender Entspannung des Pandemiegeschehens abnehmen werden. Die Österreicher und Österreicherinnen liegen damit unter dem europäischen Durchschnitt von 14,9 Prozent.

Auch wenn die Pandemie das Nutzungsverhalten in Bildung, öffentlicher Verwaltung und bei Lebensmitteln in Österreich besonders stark verändert hat, wurden Mängel bei den digitalen Angeboten offensichtlich: Jeder Zehnte empfand etwa die Angebote der öffentlichen Verwaltung als unzureichend. Was im Umkehrschluss auch bedeutet: Der Großteil ist zufrieden. (rebu, 26.5.2021)