Der Österreicher Peter Weinzierl wird beschuldigt, mehr als 170 Millionen Dollar auf Offshore-Konten überwiesen und damit Beamte in Südamerika bestochen zu haben.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

New York / Wien / London – Der frühere Meinl-Bank-Chef Peter Weinzierl (55) ist am Dienstag im Zusammenhang mit dem Schmiergeldskandal um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht in Großbritannien verhaftet worden. Das teilte die US-Staatsanwaltschaft mit, die Weinzierl die Beteiligung an Bestechung und Geldwäscherei vorwirft.

Weinzierl und dem ebenfalls beschuldigten Österreicher Alexander W. wird vorgeworfen, von 2006 bis 2016 mit Odebrecht und anderen Schwarzgeld gewaschen zu haben, um über sogenannte Reptilienfonds Beamte mit hunderten Millionen Dollar zu bestechen. Weinzierl war Geschäftsführer der Meinl Bank, die später in Anglo Austrian AAB Bank umbenannt wurde.

Weinzierls Anwalt war nicht informiert

Die Staatsanwaltschaft in Brooklyn (New York) teilte mit, Weinzierl sei auf Antrag der USA in Großbritannien festgenommen worden, während sich W., ebenfalls ein Mitarbeiter der Bank, auf freiem Fuß befinde. Weinzierl und W. seien auch Vorstände in einer mit der Meinl Bank verbundenen Bank in Antigua gewesen, erklärte das Büro des Staatsanwalts. Da geht es um die Meinl Bank Antigua.

Weinzierls Anwalt in Österreich, Christoph Dunst, hat die Nachricht von Weinzierls Verhaftung auch überrascht, ihm sei nicht bekannt gewesen, dass gegen seinen Mandanten in den USA strafrechtlich ermittelt werde, sagte er dem STANDARD auf Anfrage. Er sei weder im Vereinigten Königreich noch in den USA vertretungsbefugt und könne Weinzierl daher weder "im nunmehr anscheinend laufenden Auslieferungsverfahren in London noch allenfalls letztlich im Strafverfahren in den USA" selbst vertreten, so der Anwalt.

170 Millionen Dollar

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sollen die Beschuldigten und ihre Komplizen mithilfe von betrügerischen Transaktionen und Scheinverträgen mehr als 170 Millionen Dollar (140 Millionen Euro) von New Yorker Bankkonten über die Bank auf Offshore-Konten überwiesen haben, die insgeheim von Odebrecht kontrolliert wurden.

Weinzierl, W. und weitere Mittäter hätten zudem Millionen Dollar von der Antigua Bank auf US-Konten transferiert, um US-Staatsanleihen und andere Anleihen zu kaufen – im Gegenzug für ihr Engagement hätten sie "substanzielle" Fees, also Honorare, für die österreichische Meinl Bank und Meinl Bank Antigua generiert.

Odebrecht gestand Bestechung

Das Geld soll Odebrecht an Regierungsbeamte in Brasilien, Mexiko und Panama gezahlt haben, es soll von Odebrecht gewinnmindernd verbucht worden sein, wodurch der brasilianische Staat um Steuern von mehr als 100 Millionen Dollar betrogen worden sei.

Im Dezember 2016 hatten Odebrecht und seine Muttergesellschaft Braskem, Brasiliens größtes Petrochemieunternehmen, die Bestechungen zugegeben und sich zur Zahlung von 3,5 Milliarden Dollar an US-amerikanische und brasilianische Aufsichtsbehörden bereiterklärt. Odebrecht wurde im vergangenen Dezember in Novonor umbenannt.

Der vor dem Bezirksgericht Eastern District of New York anhängige Fall "Weinzierl et al." hat die Aktenzahl Nr. 20-cr-00383. Laut Juristen könnten weitere Verhaftungen bevorstehen.

Bis zu 70 Jahre Haft drohen

Laut Mitteilung des Justizministeriums vom Mittwoch drohen Weinzierl bei einer Verurteilung zu allen Vorwürfen bis zu 70 Jahre Haft, bei W. seien es 60 Jahre. DER STANDARD betont, dass für beide die Unschuldsvermutung gilt. Ermittelt wird in der Sache in New York vom FBI.

In Österreich standen die Meinl Bank und ihre Geschäftsführung, zu der lang auch Julius Meinl V. gehörte, jahrelang unter Beobachtung der Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA, letztendlich wurde Weinzierl aus dem Vorstand abberufen. Das Institut wurde in Anglo Austrian umbenannt, Meinl ging in den Aufsichtsrat, aus dem er sich 2019 auch zurückziehen sollte. Die EZB hat der Bank dann Ende 2019 die Lizenz entzogen, das Institut ging pleite und wurde abgewickelt. (APA, gra 26.5.2021)

Der Artikel wird laufend aktualisiert.