Breaking Bad gone bad.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Poysdorf – Im Bezirk Mistelbach ist ein Drogenlabor ausgehoben worden. In einem aufgelassenen Weinkeller in Walterskichen, einer Katastralgemeinde von Poysdorf, wurden nach Polizeiangaben vom Mittwoch seit Dezember 2020 bis zu 5.000 Gramm Mephedron hergestellt. Verkauft wurden die Suchtmittel zu einem großen Teil nach Neuseeland. Zwei Verdächtige im Alter von 30 und 35 Jahren wurden festgenommen, nach einem 29-Jährigen wird gefahndet.

Bei dem Gesuchten handelt es sich laut Exekutive um einen ausgebildeten Chemiker. Er gilt als Haupttäter. Es besteht eine aufrechte Festnahmeanordnung durch die Staatsanwaltschaft Korneuburg, ein Lichtbild des Verdächtigen wurde am Mittwoch veröffentlicht. Die vom Trio bereits erzeugten Suchtmittel und jene Drogen, die aus den an Ort und Stelle entdeckten Chemikalien hätten produziert werden können, ergeben einen Straßenverkaufspreis von insgesamt vier bis fünf Millionen Euro.

Hinweise aus der Bevölkerung

"Dieser Fall zeigt einmal mehr die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit, aber auch der Ermittlungskompetenz im virtuellen Bereich auf", betonte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). "Dieser besonderen Form der Suchtmittelkriminalität werden wir daher in Zukunft durch zusätzliche technische Ressourcen und mit speziell ausgebildetem Personal einen besonderen Schwerpunkt in der Bekämpfung widmen."

Auf die Fährte des Trios kamen Bedienstete des Bezirkspolizeikommandos Mistelbach nach Hinweisen aus der Bevölkerung. Am 31. März wurden in der Kellergasse Erhebungen vorgenommen. Die weiteren Ermittlungen wurden vom Landeskriminalamt Niederösterreich, Bereich Suchtmittelkriminalität, übernommen und gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt, mehreren Bereichen des Landeskriminalamts und den Bediensteten des Bezirkspolizeikommandos Mistelbach durchgeführt.

Am 1. und am 14. April wurden die zwei Beschuldigten, zwei österreichische Staatsbürger, in Wien festgenommen. Die beiden wurden in die Justizanstalt Korneuburg eingeliefert. Auch ihr 29-jähriger Komplize verfügt über eine Wiener Wohnadresse und ist österreichischer Staatsbürger.

Drogen wurden selbst getestet

Den Ermittlern offenbarte sich eine abenteuerliche Kriminalgeschichte. Anfang 2019 hatte das Trio beschlossen, gemeinsam Suchtmittel herzustellen. Kurzerhand wurden via Internet in China Chemikalien und Drogenausgangsstoffe in kleineren Mengen geordert. Bis Juli des Vorjahres war ein Versuchslabor in einer Wohnung in Wien-Döbling Schauplatz verschiedener Experimente.

"Aufgrund der verfügbaren Chemikalien, Drogenausgangsstoffe, Laborausrüstung sowie der Synthesewege kamen sie zu dem Entschluss, dass die Herstellung von Mephedron am einfachsten wäre", teilte die Landespolizeidirektion Niederösterreich mit. Ausprobiert worden war unter anderem auch die Gewinnung von Methamphetamin und MDMA. Das probeweise hergestellte Mephedron wurde von den Kriminellen auch selbst getestet. Es hatte laut Polizei einen Reinheitsgehalt von 99,3 Prozent.

Studenten als Paketempfänger

Im Juli 2020 wurde dann das illegale Labor in Walterskirchen eingerichtet. Geräte und mengenweise Chemikalien wurden hauptsächlich bei in China ansässigen Firmen bestellt. Als Zustelladressen dienten leere Wohnungen. Teilweise wurden auch Studenten über Jobportale zur Paketübernahme angeworben. Eine größere Sendung von Drogenausgangsstoffen wurde letztlich von belgischen Behörden sichergestellt.

Geliefert wurden etwa 3.000 Gramm des selbst produzierten Mephedrons an Abnehmer in Neuseeland. Zum Schmuggeln wurde der pulverförmige Stoff mittels chemischer Prozesse verflüssigt, in eigens bedruckte Getränkedosen gefüllt und in zwei Etappen in Paketen verschickt.

Schmuggelware nach Neuseeland

Bei der Herstellung der Drogen trugen die Täter immer wieder Schutzkleidung und Gasmasken. Entsprechende Ausrüstung war daher auch für die Beamten während der Ermittlungsarbeit im illegalen Labor Pflicht. Sichergestellt wurden Chemikalien und Drogenausgangsstoffe, die für die Herstellung von weiteren 100 bis 110 Kilogramm Mephedron ausreichen. Die Drogen hätte das Trio – als Fertig- oder Vorläuferprodukt – ebenfalls nach Neuseeland schmuggeln wollen. (APA, 26.5.2021)