Der Vinschgau zählt mit seinen zahlreichen Fundstellen und Siedlungsbefunden aus dem ausgehenden Neolithikum bis in die Metallzeiten zu den bedeutendsten prähistorischen Kulturregionen des zentralen Alpenraumes. Anhand bronzezeitlicher Siedlungsstrukturen sowie zahlreicher Streufunde lässt sich eine Intensivierung der Siedlungsaktivitäten während der mittleren bis späten Bronzezeit nachweisen. Dieses Phänomen kann für weite Teile des Alpenraumes beschrieben werden und legt die Vermutung nahe, dass dies auf eine Bevölkerungszunahme zurückzuführen ist, die auch durch eine intensiver werdende Suche nach Rohstoffen in den Alpen stimuliert wurde.

Das Suldental (Vinschgau) mit dem historischen Knappendorf Stilfs und dem Ortler im Hintergrund.
Foto: Th. Koch Waldner

Südtirol liegt dabei zwischen den größten bekannten prähistorischen Kupferbergbauregionen Mitteleuropas, in Salzburg, in Nordtirol und im Trentino. Die Verbindung für den Wissenstransfer zwischen den nord- und südalpinen Montanrevieren musste über diese Region hergestellt werden.

Wie intensiv diese Wissensvermittlung ablief und welche Auswirkungen dies auf die regionale Entwicklung hatte, wird von 19 internationalen Experten im Zuge des Workshops diskutiert, der von uns gemeinsam organisiert wird. Neben der Entwicklung und Verbreitung der Technologien zur Gewinnung von Kupfer stehen sowohl die Weiterverarbeitung als auch die Verteilung von Rohmetallen über verschiedene Austauschnetzwerke im Fokus der montanarchäologischen Untersuchungen.

Früheisenzeitliches Lappenbeil, dessen Metallherkunft analysiert wird.
Foto: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
Kupfererzgang (gelb), der von den Bergmännern abgebaut wurde.
Foto: Th. Koch Waldner
An der Universität Wien werden die Schmelzreste vom Prader Berg archäometallurgisch untersucht.
Foto: Th. Koch Waldner

Onlinetagung zu Forschungsergebnissen

Während der vergangenen Jahre konnte durch Forschungen des Deutschen Bergbau-Museums Bochum (DBM) eine bis dahin unbekannte prähistorische Bergbaulandschaft im oberen Vinschgau, Südtirol, nachgewiesen werden. Die Resultate des zweijährigen Kooperationsprojekts des Deutschen Bergbau-Museums Bochum mit dem Vienna Institute for Archaeological Science (VIAS) der Universität Wien, welches durch die Fritz-Thyssen-Stiftung und das Amt für Archäologie Südtirol gefördert wird, stehen nun im Mittelpunkt der Onlinetagung.

Die Tagung wird live auf dem Youtube-Kanal des Deutschen Bergbau-Museums ausgestrahlt, die Teilnahme ist kostenfrei. Danach werden die einzelnen Vorträge dauerhaft auf Youtube verfügbar gemacht. (Thomas Koch Waldner, Mathias Mehofer, 27.5.2021)