Das Plateau hoch über der Stadt Athen erfüllte schon in der Antike alle wichtigen Funktionen eines Burgbergs. Durch steile Zugänge war es schwer einzunehmen. Es bot eine weite Sicht über die Umgebung – und machte die Prunkbauten auf der Akropolis ebenso schon von weitem sichtbar. An die Probleme, die der moderne Massentourismus den Athenern des 21. Jahrhunderts bescheren würde, dachte freilich zu Perikles' Zeiten noch niemand.

Die Corona-bedingt besucherarme Zeit der vergangenen Monate nutzte die Verwaltung der Akropolis für einen großangelegten Umbau. Ein neues Beleuchtungskonzept wurde umgesetzt und die Zugangswege neu gestaltet. Dies war notwendig, da die steilen Aufstiege anstrengend und außerdem bei Niederschlag rutschig sind. Ein jahrelang stillstehender Lift wurde ebenfalls wieder in Betrieb genommen. Mitte Mai sperrten die griechischen Sehenswürdigkeiten wieder für Besucher auf, und nun will die Kritik nicht verstummen.

Betonrampe auf Westseite

Auf der Westseite der Akropolis wurde eine Betonrampe angelegt, die den Aufstieg vereinfachen sollte. Tatsächlich dürfte damit das Gegenteil erreicht worden sein. Die Bauarbeiten sollen ohne Ausschreibung vergeben worden sein, und eine mangelnde Tauglichkeit des Weges für Körperbehinderte wird moniert. Die Rampe weist eine Steigung von 15 Prozent auf – gefährlich steil für Rollstuhlfahrer. Bereits im April verlor der Begleiter eines im Rollstuhl Sitzenden auf einem glitschigen Holzsteg die Kontrolle. Das Gefährt stürzte samt dem darin sitzenden Gehbehinderten um, was eine Spitalsbehandlung zur Folge hatte: Der Verletzte musste mit acht Stichen im Gesicht genäht werden. Der Unfall führte auch zu heftigen Debatten im griechischen Parlament, wo sich die Kulturministerin Lina Mendoni und ihre Vorgängerin Sia Anagnostopoulou einen Schlagabtausch lieferten.

Bei starken Regenfällen im Winter gab es zudem Überschwemmungen, die auf die baulichen Veränderungen zurückgeführt werden. Die Umbauarbeiten werden auch aus archäologischer und konservatorischer Sicht kritisiert. Die Präsidentin der Union griechischer Archäologen bedauert, dass das einzige Ziel der Umbauarbeiten gewesen sei, die Akropolis auf Kosten der Monumente massentourismustauglich zu machen. Dabei sei erst die Hälfte der bewilligten Pläne umgesetzt worden, warnt Despina Koutoumba: Die Pläne für den Umbau der Propyläen mit dem Einsatz von neuem Material auf hunderten Quadratmetern verletzten internationale Abkommen über die Restaurierung von Baudenkmälern. (Michael Vosatka, 26.5.2021)