Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) gehört der Republik Österreich und ist einer der größten Immobilieneigentümer des Landes. Der Fokus des staatlichen Betriebs liegt etwa auf Schul- und Universitätsgebäuden.

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Immobilien sind Energiefresser. Ob Heizung, Kühlung oder Strom für Geräte: Gebäude sind für rund 30 Prozent des Gesamtenergiebedarfs und der Treibhausgasemissionen in Österreich verantwortlich. Um den Energiebedarf der eigenen Liegenschaften drastisch zu senken, wird die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) nun zum Investor bzw. – mit den Worten von BIG-Chef Hans-Peter Weiss – zum strategischen Partner eines Münchner Start-ups.

Die BIG beteiligt sich mit 25,1 Prozent an Ampeers Energy. Das Start-up wurde 2019 als Spin-off der Fraunhofer-Gesellschaft gegründet, die auf angewandte Forschung spezialisiert ist. Ampeers Energy entwickelt und vertreibt Software, um die Energieversorgung von Gebäuden und Stadtquartieren zu optimieren und zusätzlich deren CO2-Emissionen zu reduzieren. Über den genauen Kaufpreis schweigen die Vertragsparteien, es soll aber um einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag gehen.

BIG-Chef Hans-Peter Weiss will sein Unternehmen ökologischer machen. Ziel ist, eine weitestgehend klimaneutrale Energieversorgung der BIG-Liegenschaften zu erreichen.
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Spannender Markt

"Für die Dekarbonisierung der Immobilienwirtschaft ist es wichtig, CO2-intensiven Netzstrom und -Wärme durch lokal erzeugte Energie aus erneuerbaren Quellen zu verdrängen", erklärt Gerrit Ellerwald, einer der Gründer von Ampeers Energy. Das Unternehmen entwickelt nicht nur Energiekonzepte für Liegenschaften aller Art, sondern betreibt sie auch. Die Software reagiert in Echtzeit auf Wetterprognosen. Schwankungen bei der Erzeugung erneuerbarer Energien, etwa bei der Produktion von Photovoltaik-Strom, werden so ausgeglichen.

Österreich ist laut Ellerwald ein interessanter Markt und die BIG ein interessanter Partner. Die Immobiliengesellschaft muss die Dekarbonisierung ihrer mehr als 2.000 Liegenschaften bis 2040 schaffen. Ziel sei, das gemeinsam hinzubekommen, sagt der Gründer.

Partnerschaft

Dass sich die staatliche Immobiliengesellschaft der Republik Österreich für ein deutsches Start-up als Partner entschieden habe, liege daran, dass das Produkt überzeugt habe. "Wir hätten die Dienstleistung einfach zukaufen können, wollen aber auch die Produktentwicklung mitgestalten und am Erfolg partizipieren", erklärt Weiss. Dass der Anteil der BIG eine Sperrminorität bedeutet, liege nicht daran, dass man strittige Entscheidungen erwarte. Für eine strategische Partnerschaft brauche es eben einen bestimmten Anteil, sonst würde es sich bloß um ein Investment handeln.

Über konkrete Projekte will Weiss noch keine Details verraten. Erstes gemeinsames Großprojekt soll jedenfalls das "Village im Dritten" sein, wo die BIG-Tochter Austrian Real Estate (ARE) gemeinsam mit dem Wohnfonds Wien und der UBM Development einen neuen Stadtteil entwickelt. Auch mit Wien Energie befinde man sich bereits in intensiven Gesprächen. Als weiteres Projekt nennt Weiss die Sicherheitsakademie in Traiskirchen.

Joint Venture

Die BIG ist zu 100 Prozent im Besitz der Republik Österreich und einer der größten Immobilienbesitzer im Land. Rund 7,3 Millionen Quadratmeter vermietet die Gesellschaft, die fast 1.000 Mitarbeiter beschäftigt. Mit dem rund 35 Mitarbeiter großen Start-up wird nun auch eine gemeinsame Tochtergesellschaft in Österreich gegründet, die die lokalen Projekte – Neubauten wie Sanierungen – für den BIG-Konzern abwickeln und das Know-how in Sachen Energieoptimierung bündeln soll. Ziel ist eine weitgehende energietechnische Optimierung der BIG-Liegenschaften, begründet Weiss die Zusammenarbeit.

Aber nicht nur: Das Joint Venture soll auch dem gesamten österreichischen Immobilienmarkt Produkte und Leistungen für die erfolgreiche Umsetzung Erneuerbarer-Energie-Projekte anbieten, sagt Weiss.

Nachts scheint die Sonne nicht, Immobilien brauchen aber laufend Energie. Ampeers Energy optimiert die Energieversorgung von Liegenschaften aus lokalen Quellen.
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Weitere Partnerschaften

Ob die BIG weitere Beteiligungen plant? Darauf will sich Weiss nicht festlegen. Es sei nichts Konkretes geplant, man beobachte den Markt in strategisch wichtigen Geschäftsfeldern aber sehr genau. Ob man Dienstleistungen und Produkte zukaufen oder sich an Unternehmen strategisch beteiligen will, entscheide man dann von Fall zu Fall. (Aloysius Widmann, 28.5.2021)